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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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und List. Bloßes Dreinschlagen macht noch keinen Kämpfer!«
    Das ließ sich der Angesprochene nicht gefallen. »Was wisst Ihr schon von den Künsten des jungen Herrn?«, höhnte er zurück.
    Da baute sich der Mann vor dem anderen Schreier auf, stemmte beide Fäuste in die Seiten und begann zu spotten. »He, he, Gevatter, wollt Ihr echte Kriegskunst kennen? Woher, so frag ich Euch? Seid Ihr gar selbst ein Ritter? Warum, so frag ich dann noch, seid Ihr nicht da auf jenem Feld?«
    Der Mann sagte darauf keine Antwort. Die Leute ringsum hatten den Streit vergnügt beobachtet und waren nun gespannt, wie sich der angegangene Mann, der Kleidung nach wohl ein Bauer, wehren würde.
    Der andere schien Streit zu suchen. Gwyn roch, dass er dem schweren Dunkelbier schon fest zugesprochen hatte. Derweil hatte der Bauer seine Sprache wiedergefunden.
    »Bin so wenig Ritter wie Ihr, aber ich red nit mit Euch. Denn Ihr stinkt mir aus Eurem Schweinemaul doch zu sehr. Lasst es lieber zu, sonst kommen Fliegen rein.«
    Die Leute lachten laut über diese Vorstellung.
    Der andere lauschte noch etwas und dachte wohl einen Moment über die grobe Beleidigung nach. Dann ging er ohne ein Wort, blitzschnell, zum Angriff über. Er rannte sein Gegenüber einfach um und warf sich auf den am Boden Liegenden. Sofort war zwischen den beiden eine wütende Schlägerei im Gange. Die beiden Männer schlugen und traten einander. Als der Bauer seinem Gegner fest ins Ohr biss, brüllte der Verletzte mit einem wilden Schmerzensschrei auf. Die Zuschauer widmeten sich jetzt mehr der Prügelei als dem noch immer stattfindenden Turnier. Bereitwillig machten sie Platz für die beiden. Das Spektakel wäre wohl so noch weitergegangen, wenn nicht zwei Stadtknechte gekommen wären. Sie sahen nicht lange zu, sondern trieben die beiden Raufer mit ihren Spießen auseinander. Jeder der Knechte ergriff nun einen der Männer am Kragen. Unter dem Lachen und Grölen der Zuschauer zerrten sie die beiden Streithähne davon. Die würden sich spätestens am Abend auf dem Pranger wiederfinden. Jeder angetan mit einem langen, schweren Holz um den Hals, welches man Schandgeige nannte. Einen Tag lang würde jeder sein Mütchen an den beiden Streithähnen kühlen können. Es war Sitte, dass man solch Verurteilte mit Pferdemist und fauligen Eiern bewarf. Sehr verbreitet waren Grobheiten, wie mit Urin gefülltes Schlachtgedärm, das den Opfern aus nächster Nähe ins Gesicht geworfen wurde.
    Gwyn sah den beiden nicht nach, denn inzwischen war es auf dem Platz ziemlich leer geworden. Die Menschen drängten mit lautem Rufen zurück an die Balustrade, um den restlichen Verlauf des Kampfes weiter zu beobachten.
    Es waren kaum noch Reiter im Sattel.
    Einige Streiter standen sich mit blanker Waffe, Bidhänder oder Streitaxt, gegenüber. Aber die Bewegungen waren bereits langsam und müde geworden. Die warme Luft ließ eine Reihe der Männer in den heißen Rüstungen vor Erschöpfung aufgeben. Franz vom Erlengrund, ein kleiner, wohlhabender Landgraf, war der einzige Reiter, der im Verlauf des gesamten Turniers jeden gegnerischen Angriff abgewehrt hatte. Er trug eine leichte Reiterrüstung, wie sie auch die Mauren bevorzugten. Ein leichtes Lederwams mit langen Ärmeln. Das Beinkleid aus selbem Material. Darüber ein feines Kettenhemd, das bis zu den Knien reichte, aber mit Haken und Ösen für einen Reiter bis zur Hüfte aufgeknüpft werden konnte. Dazu trug er nur einen Topfhelm mit einem langen Nasenschutz, ein paar Hentze aus schwerem Leder und Beinschienen, die ihm Waden und Füße schützten. Solch eine Rüstung war viel leichter als die deutschen Schaller. Mit gezogenem Schwert galoppierte er kreuz und quer über das Geviert, um noch einen Gegner zu suchen. Doch die am Boden kauernden Ritter baten um Gnade. Reiter der gegnerischen blauen Partei gab es keine mehr. So hielt der Graf in der Mitte des Feldes an, stellte sich im Sattel auf und hob Schwert und Schild in die Höhe.Während er so zur Tribüne sah, nahm der Fürst das weiße Tuch aus der Hand seines Seneschalls und schwenkte es über dem Kopf. Damit war das Stechen für diesen Tag zu Ende.
    Der Landgraf Franz vom Erlengrund wurde zum Sieger ausgerufen. Es war derselbe Mann, dessen Pferd den blauen Reiter am Kopf so schwer getroffen hatte.
    Die Menschenmenge zerstreute sich schnell. Gruppen umlagerten die vielen kleinen Stände, wo es geräucherten Fisch, frische, nach Butter duftende Kuchenstücke und aus Schmalz bereitetes

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