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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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mit Ratschlägen hilfreich zur Hand ging.
    Gegen Mittag rasteten sie.
    Das Land ringsum erstreckte sich in leichten Hügeln und sanften Senken. Durch kleine Wiesen und Äcker unterbrochen, lag nach allen Seiten dichter Wald. Immer wieder verschwanden die kleinen Pfade im dunklen Unterholz. Der Tross folgte in diese dunklen Gründe. Dies alles erinnerte den jungen Goldschmied an seine Heimat Britannien. Nur erschien ihm der Wald hier viel dichter.
    Nach der Rast ließ der Graf die Treiber ausschwärmen.
    Bald lärmte der Wald vom Klappern der Rasseln und Holzknüppel, dem Pfeifen und Rufen der Treiber und dem heiseren Bellen der Hundemeute. Für diese Jagd führten sie ein Rudel Bracken mit sich, eine feine Extrazucht, ganz besonders für die Jagd auf Schwarzwild abgerichtet, das hier die Wälder in stattlichen Rudeln durchstreifte.
    In den nächsten Stunden folgten sie den Hunden. Die Tiere nahmen ständig Spuren auf, verloren diese aber bald wieder. Es schien kein Wild dabei zu sein, was den Grafen und seine Jäger interessieren könnte.
    So befahl Reinmar von Hagenau, die Hunde noch weiter vorauszuschicken.
    Endlich schwoll das Gebell der Hunde, immer lauter werdend, an. Die Meute hatte wohl erneut eine frische Spur gefunden. Aber diesmal ließen sich die Tiere kaum noch halten. Der Hundeführer befahl drei weitere Knechte zu sich, die jeder ein paar Tiere an den langen Leinen ergriffen und ihnen so durch das dichte Holz folgten. Gwyn war, wie alle Jagdgäste, längst abgesessen, und folgte den Treibern zu Fuß. Er hatte darauf bestanden, seinen Bogen mitzunehmen.
    »Ihr werdet ihn nicht brauchen, lieber Freund!«, hatte der Graf gelacht.
    Er erklärte ihm, dass Wildsauen sich in die Tiefe des Waldes zurückziehen, wenn man sie aufstöbert. Es galt als aussichtsloser Versuch, einen Keiler zu stellen und ihn dann mit einem Pfeil sicher zu treffen, inmitten des dichten Waldes, der voll niederhängender Zweige war und keinen sauberen Schuss zuließ. Eher galt es, das Stück von den Treibern aufzuscheuchen, es müde zu hetzen und dann von den Hunden einkreisen zu lassen. Die Bracken würden das Tier stellen und in die Enge treiben. Immer mehr würden sie ihm von seiner Beweglichkeit nehmen. Dies ließ den Jägern Zeit, nahe genug heranzukommen, um das Tier mit dem Spieß zu erlegen. Aber dies war nicht gewiss. Wohl lief eine Jagd so ab, aber ein so großes, schweres Stück Vieh ließ sich nicht so ohne weiteres in die Enge treiben. Zudem galten die alten Tiere als besonders schlau, ausdauernd und sehr gefährlich. Gestellt und in die Enge getrieben, würde ein ausgewachsener Schwarzkittel sich niemals kampflos ergeben. Ein solches Tier griff trotz der Hundemeute blitzschnell und ohne Vorwarnung an. Und wehe dem, der dem wütenden Tier dann in der Quere stand …
    Das Bellen und Jaulen der Tiere war indes immer lauter geworden. Herr Reinmar von Hagenau folgte mit seinem Jagdaufseher den Bracken. Er schritt aus, als wäre er noch ein junger Mann. Es schien ihm nichts auszumachen, dass der Weg schlecht war, gesäumt von dichtem Gesträuch, der Boden oft sumpfig oder überwachsen von wilden Beerenranken. Gwyn und der Rest des Trosses folgten ihm. An den Flanken links und rechts der Jagdgesellschaft folgten die Treiber, die in einer immer größer werdenden Kette auseinanderliefen, um zu verhindern, dass ein Wild unversehens durchbrach.
    Der Graf befahl, die Hunde auszulassen.
    Kaum von ihren Leinen befreit, jagte die Meute davon. Im Nu war der Lärm leiser geworden, bis ihr Gebell kaum noch zu hören war. Die Hundeführer warteten auf einen weiteren Befehl des Grafen.
    »Richard, Ulrich und Adhemar, ihr kommt mit mir«, befahl der Mann.
    Er deutete mit der Hand auf einen der Knechte.
    »Hans, du führst Herrn Carlisle. Macht euren Weg wie eine Sichel, falls das Wild durch die Flanken brechen will.«
    »So sei es wohl, Euer Gnaden«, antwortete Hans.
    Der Ritter wandte sich zu Gwyn. »Hans ist erfahren. Vertraut ihm.«
    Gwyn nickte fröhlich statt einer Antwort und begann, seinen Bogen zu spannen. Kurz darauf war der Rest der Jagdgesellschaft bereits im dichten Laub des Waldes verschwunden. Eine Weile hörte er noch das Knacken der Äste, dann war es still. Er streifte ein Stück Leder über das Handgelenk seiner Schusshand. Dies sollte ihn vor dem schmerzhaften Zurückschlagen der Bogensehne schützen. Schnell überprüfte er den Zug und zurrte sich den Köcher näher an den Körper. Hans, sein Begleiter, ein Jagdknecht

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