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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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mit seinen beiden mächtigen Hauern nach dem Angreifer. Dabei verletzte er jedes Mal eines der Tiere, das winselnd vor Schmerz zurückwich. Gwyn sah, dass dieses Vieh bereits zwei Schweißhunde getötet hatte.
    Hans hatte sich umgesehen. Dann sprang er zu einer kleinen Bodenmulde und kniete dort nieder. Den Sauspieß stieß er mit dem Schaft in den Waldboden und verkeilte ihn.
    »Kommt schnell, an meine Seite, Herr!«, rief er Gwyn zu.
    Der gehorchte und kniete neben dem Jagdknecht zu Boden.
    »Lasst Euren Bogen, Herr. Ist ein schweres Ziel, und könntet einen der Hunde treffen. Hat eh schon zwei gerissen, der schwarze Teufel.«
    Gwyn legte den Bogen hinter sich ins Gras und auch den Köcher mit den Pfeilen. Dann griff er nach dem Spieß. Beide Männer hielten ihn fest.
    »Wenn er jetzt nur nit glei durchbricht …«, stöhnte Hans aufgeregt.
    »Wie lang hält der Eber?«, fragte Gwyn.
    Seine Stimme war rauh vor lauter Aufregung.
    »Die Bracken halten ihn. Aber wenn er noch mehr reißt, dann fliehen sie. Dann bricht er durch und ist weg … das wär arg.
    Die Hunde folgen ihm dann nicht mehr … haben Angst.«
    »Angst?«
    »Ja, eine Sau, die ausbricht, ist wie der Leibhaftige!«, antwortete Hans.
    Gwyn fröstelte bei dem Gedanken, diesem Riesentier allein gegenüberzustehen. Ein wütender Keiler tötet einen Mann, und dies ist ihm ein Leichtes.
    »Beißt, beißt!«, schrie Hans.
    Die Hunde zogen ihren Kreis um das Tier enger, laut bellend und jaulend. Das Wild schnaufte und scharrte mit den Klauen, als würde es jeden Moment losstürmen.
    »Beißt, beißt, ihr Hunde!«, schrie Hans erneut.
    »Ich werd schießen!«, entschied Gwyn auf einmal.
    Er war sich sicher, das Tier zu treffen.
    »Bleibt, Herr!«, bat Hans.
    »Trefft Ihr nicht genau, ist er nur verwundet. Kämpft dann ohne Müh, weiß er doch, es geht ums Leben. So aber hofft er, noch zu entkommen.«
    Vielleicht war es die Bewegung, die Gwyn gemacht hatte, als er hinter sich zu seinem Langbogen greifen wollte. Vielleicht hatten aber auch die hastigen Worte der beiden Jäger das in die Enge getriebene Tier noch mehr gereizt.
    Gwyn sah, wie der mächtige Kopf einige Male hin und her fuhr, die krummen Hauer wie Schwertklingen benutzend. Zwei Bracken waren zu nahe. Ohne die geringste Mühe schleuderte das schwarze Wild die Hunde durch die Luft, begleitet von einem wütenden Schnauben.
    Und dann, mit einem Mal, brach der Keiler durch.
    Er hetzte durch die Lücke und versuchte, seitlich ins Gebüsch zu entkommen. Doch die Hundemeute stürzte los und schnitt ihm den Weg ab.
    Daraufhin stürmte der Keiler auf die beiden Männer zu.
    »Haltet fest!«, hörte Gwyn den Jagdknecht schreien.
    Wie befohlen, stützte er seinen ganzen Körper auf den Spieß. Der Keiler rannte einfach weiter, als ob ihn die beiden Männer nichts angehen würden. Ganz leicht änderte Hans noch die Richtung der blanken Spitze.
    Mit einem Ruck verschwand das blanke Metall in der breit aufgerichteten Brust des Tieres. Es tat ein seltsames Geräusch, so, wie wenn dicke Sackleinwand mit einem Ruck zerreißt. Das Tier war getroffen, aber der Schwung war so groß, dass es die beiden Männer einfach zu Boden riss. Gwyn spürte einen schweren Hieb auf seinem Schenkel. Er schrie auf vor Schmerz. Zugleich hörte er noch ein tiefes Schnaufen, und dann stürzte der Koloss nach einem weiteren Schritt vollends zu Boden. Der Schaft des Spießes war in der Mitte zerbrochen und ragte zersplittert aus der Brust des Wildes. Im Nu waren die Hunde über dem Tier und verbissen sich in den Ohren, dem Rüssel und dem Hals.
    Hans war als Erster wieder auf den Beinen. Er packte den Rest des Schaftes und schlug ein paarmal auf die Hunde ein. Die Bracken waren abgerichtet, jetzt vom Wild zu lassen.
    Doch der Keiler war noch nicht tot.
    Noch immer schnaufte er, und seine mächtigen Zehen scharrten auf dem Boden und wühlten den Waldboden ringsum auf. Gwyn stöhnte vor Schmerz und hielt sich sein Bein.
    »Aus! Aus, ihr Bastarde …«, fluchte Hans.
    Nur mühsam konnte er die aufgeregten Hunde von der Beute scheuchen.
    Er riss ein langes Messer aus dem Gürtel, setzte am Hals des Wildes an und rammte die Waffe bis ans Heft hinein. Der Keiler stöhnte noch einmal auf, schüttelte die Läufe, und dann streckte er sich und starb.
    Hans zog das Messer heraus, stieß es in die Erde und packte eine der kurzen Leinen, die an seinem Gürtel baumelten. Damit hieb er erneut ein paarmal auf die noch immer lärmende Meute ein, bis die

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