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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Knecht.«
    Er erntete von seinen wartenden Männern leise Beifallsrufe.
    Gwyn fühlte sich immer mehr am falschen Ort. Er war müde und hungrig. Er wollte zurück in die Stadt. Aber sollte er den Verteidigern von der Starrheit und dem Hochmut des Herzogs berichten? Es sollte doch ein Ende gemacht werden mit all dem Töten, dem Durst und der Hungersnot, der Zerstörung überall. Gwyn sehnte sich danach, wieder das zu tun, was er liebte: als Goldschmied arbeiten.
    Guilbert hatte sich an den Bischof gewandt.
    »Ihr wisst selbst am besten, wie sehr ich diesen Krieg gewinnen muss . Ein Teil Geld schulde ich Euch und der Kirche. Zieh ich den Schwanz ein wie ein geprügelter Hund, werd ich Land vermachen müssen, nur um Schuld und Sold zu zahlen. Ich aber bin der Sieger! Wer dies erkennt, kann mit mir reden.«
    Bevor der Mann der Kirche darauf antworten konnte, platzte Gwyn dazwischen. »Sir, Bath wird Tribut an Euch bezahlen. Aber nur eine starke Stadt hat Kraft und Gut genug … Ein zerstörtes Bath nützt wohl niemandem.« Die letzten Worte hatte er leise gesprochen. Ringsum sahen sich die Männer staunend an, hatte er doch grob die Sitten von Anstand und Höflichkeit missachtet.
    Der Kirchenobere nickte Gwyn aufmunternd zu. »Ihr seid von großer Offenheit, Faber. Aber sprecht weiter, wie soll der Tribut aussehen?«
    Gwyn überlegte nicht lange. Die Sehnsucht, wieder als Goldschmied arbeiten zu können, ließ ihn eine naheliegende Lösung vorschlagen.
    »Dies ist Aufgabe des Rates. Ich mache nur einen Einwand.«
    »Sprecht freiheraus!«, ermunterte ihn der Kirchenmann.
    »Viele Faber zeigen in der Stadt ihr Können. Und im nächsten Jahr sollen zum Fest des heiligen Elegius die besten Goldschmiede aus vielen Grafschaften kommen. Dann wird man feines Werk sehen und handeln können. Aber es darf kein Krieg sein, sonst richtet eine andere Stadt das Treffen aus.«
    Gwyn spürte, wie er rot wurde. Er war aufgeregt. Zudem wusste er nicht, ob er klug gehandelt hatte.
    Der Bischof beugte sich zu Guilbert und begann, angeregt mit ihm zu flüstern. Die Miene des Herzogs wurde immer grimmiger. Als der Bischof geendet hatte, stand dieser auf und trat auf Gwyn zu. Er nahm ihn am Arm und führte ihn einige Schritte zur Seite.
    »De Guilbert ist des Kampfes müde, müsst Ihr wissen. Aber er ist auch stolz. Dass Bath ihm so lange widersteht, kränkt ihn. Er ist aber mehr Krieger als Regent. Nun biete ich ihm einen feinen Handel. Geht er darauf ein, ist’s ein guter Pakt für alle.«
    »Bath hungert, Sir«, sagte Gwyn düster.
    Der Bischof sah über die sanften Hügel, dort wo die wartende Stadt lag. Langsam sog er die Luft ein.
    »Seit Wochen riechen wir alle diesen Dunst. Ein abscheulicher Gestank. Gottes Gnade mit all den toten Seelen.«
    Der Page war leise herangetreten und räusperte sich verlegen.
    »Ihr Herren, Seine Lordschaft wünscht Euch zu sprechen.«
    Sie kehrten zurück unter den schattigen Baldachin. Guilbert hatte sich erneut Wein einschenken lassen, den er mit großen Schlucken trank. Nach einem letzten, tiefen Schluck rülpste er laut.
    Der Bischof setzte sich neben Guilbert und gebot Gwyn, sich noch einen Moment lang zu gedulden. Wieder flüsterten beide. Die Antworten des Adeligen waren kurz. Gwyn sah, wie er seine Wut kaum bezähmen konnte. Der Geistliche hatte am Schluss nur genickt und sich dann aufgerichtet. Er blickte auf Gwyn, nickte ruhig und erhob sich.
    »Faber aurifex. Geht zurück und berichtet dem Magistrat von unserem Angebot. Die Stadt Bath soll Tribut zahlen. Fertigt aus Gold und Silber, mit Perlen und mit edlem Stein eine Arbeit, die 500 britischen Guineas Wert entspricht. Unser König Heinrich wird einen seiner Söhne verheiraten. Seine Lordschaft wird ihm ein Geschenk überreichen, seines Standes würdig und gerecht.«
    Hier endete der Bischof für einen Moment und sah in die Runde. De Guilbert starrte nur grimmig vor sich hin. Der Bischof bedeutete Gwyn, dass er sich noch einige Minuten gedulden sollte, bis ein Geleitbrief mit jenem Angebot geschrieben war.
    Gwyn wurde von einem Pagen in ein Zelt geführt. Man bat ihn, sich zu setzen. Dann tischten zwei Knechte feine Speisen auf. Er konnte sich nach so vielen Wochen das erste Mal wieder satt essen. Es fiel ihm schwer, nicht gierig all die Herrlichkeiten in sich hineinzustopfen, welche man vor ihm aufstellte. Da gab es gebratene Tauben, Pasteten vom Wildschwein und vom Hirsch, zweierlei feines Filet von Bachfischen, geräuchert oder mit Kräutern

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