Der Goldvulkan
Mount entdeckt war, konnte man dann vernünftigerweise noch annehmen, daß Ben Raddle und die Seinen nicht bemerkt würden? Jedenfalls wollten sie das ja versuchen, es war aber tausend gegen eins zu wetten, daß sie sich schon durch die Anlage des Kanals zur Ableitung des Rio Rubber in den Krater des Vulkans verraten würden.
Dann war ein Kampf nicht zu vermeiden.
Die Rotte Hunters zählte jedoch vierzig Mann und Ben Raddle und seine Gefährten waren ihrer nur einundzwanzig; numerisch also in einer Minderheit, die der Mut allein kaum ausgleichen konnte.
Augenblicklich galt es bloß, die kommenden Ereignisse abzuwarten Höchstens nach achtundvierzig Stunden, vielleicht sogar weit eher, würde Hunter in Sicht des Golden Mount auftauchen.
Das Lager am Mackensie aufzugeben, den Weg nach dem Klondike wieder einzuschlagen und hier alles den Texanern zu überlassen, davon konnte keine Rede sein. Der Scout hätte das den andern nicht vorzuschlagen gewagt und die hätten sich dessen geweigert. Betrachteten sie als erste Besitznehmer sich denn nicht als rechtmäßige Eigentümer der Schätze im Vulkan? Sicherlich würden sie sich deren nicht berauben lassen, ohne sich nach Kräften dagegen zu wehren.
Selbst Summy Skim, der kluge Summy, hätte einem Rückzuge nicht zugestimmt.
Zurückweichen vor diesem Hunter, dessen Roheit bei seiner Ankunft in Skagway er ebensowenig vergessen hatte wie das unverschämte Verhalten während der Bearbeitung des hundertneunundzwanzigsten und des hunderteinunddreißigsten Claims… nimmermehr! Es machte ihm vielmehr eine Art Vergnügen, sich noch einmal einem Feinde gegenüber zu sehen, von dem die Katastrophe am Forty Miles Creek ihn getrennt hatte. Zwischen ihnen gab es noch eine Angelegenheit zu ordnen und die Gelegenheit, die sich jetzt dazu bot, wollte er sich nicht entgehen lassen.
»In einigen Stunden, glaube ich, werden wir die Rotte dem Golden Mount zuwandern sehen, sagte am folgenden Tage Bill Stell zu Ben Raddle, indem er das Gespräch an dem Punkte wieder aufnahm, wo es gestern abgebrochen worden war. Sollte Hunter, wenn er ihn erreicht hat, dann Halt machen, an der Stelle ein Lager aufschlagen, oder es nicht vielmehr vorziehen, am Fuße des Berges weiterzugehen, um am Ufer des Mackensie zu lagern, wie wir es getan haben?
– Ich glaube, Freund Bill, daß die Texaner zuerst werden den Gipfel des Golden Mount ersteigen wollen, um zu sehen, ob sich da schon goldhaltiger Quarz und Pepiten vorfinden, das ist wenigstens wahrscheinlich.
– Gewiß, gab der Scout zu. Sie werden aber wieder herabsteigen, wenn sie sich von der Unmöglichkeit, in den Krater einzudringen, überzeugt haben. Davonziehen aber dürften sie wohl nicht eher, als bis eine Eruption stattgefunden oder vielmehr aufgehört hat. In beiden Fällen müssen sie sich aber ein Lager herrichten.
– Wenn sie nicht fortgehen, wie sie gekommen waren, rief Summy Skim, und das wäre das Klügste, was sie tun könnten.
– Du kannst dich aber darauf verlassen, daß das nicht eintreffen wird, meinte Ben Raddle.
– Überdies, setzte der Scout hinzu, muß die Gegenwart eines Hundes im Walde ihnen doch aufgefallen sein. Sie werden deshalb sehen wollen, ob ihnen an den Mündungen des Mackensie nicht schon andre Prospektoren zuvorgekommen sind, und da dehnen sie ihre Nachforschungen sicherlich bis zum Stromdelta aus.
– In diesem Falle, sagte Summy Skim, müßten sie uns natürlich bald entdecken und würden versuchen, uns zu vertreiben. Dann würde ich also Hunter Aug’ in Auge gegenüberstehen!… Gut, wenn dann ein ehrliches Duell – ein französisches oder ein amerikanisches, das mag er bestimmen – der Sache ein Ende machte!«
Auf einen Ausgang dieser Art war freilich nicht zu rechnen. Da die Texaner an Zahl überlegen waren, würden sie das jedenfalls benützen wollen, sich zu den alleinigen Herren des Golden Mount zu machen. Da galt es also, zur Abwehr ihres Angriffs bereit zu sein, und so wurden denn auch im Hinblick auf einen solchen alle nötigen Maßregeln getroffen.
Bill Stell ließ das Material und alles Personal nach der andern Seite des Kanals hinüberbringen. Die Wagen und die Zelte wurden hinter Bäumen verborgen, die in Gruppen auf dem trapezförmigen Platze standen, der auf der einen Seite von diesem Kanal, auf den drei andern von dem Vulkan, der Küste und dem Rio Rubber begrenzt wurde. Der Boden hier war nur mit dürftigem Grase bedeckt, das jedoch zur Ernährung der Tiere für einige Tage hinreichen
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