Der Goldvulkan
Zigarre ebenso ungeniert genießen konnten wie in den besten Cafés von Montreal; ferner lief im Zuge ein Speisewagen mit vorzüglicher Bewirtung und aufmerksamer Bedienung und es gab sogar einen Baderaum für die, die sich unterwegs durch ein Bad erquicken wollten. Alles das hinderte jedoch Summy Skim nicht, aufzuseufzen, wenn er an sein Landhäuschen in Green-Valley dachte.
Um vier Uhr hatte der Zug Ottawa, die Hauptstadt der Dominion, erreicht, die, auf einem Hügel liegend, die Umgebung beherrscht, eine prächtige Stadt, deren mehr oder weniger berechtigter Anspruch es ist, der Mittelpunkt der Welt zu sein.
Weiter draußen im Lande, nahe der Carlton-Jonction, hätte man ihre Rivalin, Toronto, die alte, jetzt entthronte Hauptstadt sehen können.
Immer nach Westen eilend, gelangte der Zug nach der Station Sudbury, wo die Bahnlinie sich teilt, in einer durch die Bearbeitung vieler Nickelgruben bereicherten Gegend. Unser Zug folgte dem nördlichen Zweige, der den Lac Superior umkreist und in Port-Arthur, in der Nähe des Fort William, mündet. In Heron-Bay, Schreiber und den andern an dem großen See gelegnen Stationen dauerte der Aufenthalt lange genug, daß die beiden Vettern sich, wenn es ihr Wunsch gewesen wäre, von der Bedeutung dieser Süßwasserhäfen hätten überzeugen können. Weiterhin kamen sie über Bonheur, Ignane und Eagle River, eine Gegend, die ihr Gedeihen einträglichen Bergwerken verdankt, nach der wichtigen und bedeutenden Stadt Winnipeg.
Hier würde unter andern Verhältnissen ein Aufenthalt von mehreren Stunden Summy Skim zu kurz erschienen sein, der von Winnipeg gern ein Andenken an seine Reise mitgenommen hätte. Wäre er nicht von Klondike sozusagen hypnotisiert gewesen, so hätte er ohne Zweifel gern einen bis zwei Tage geopfert, die 40.000 Einwohner zählende Stadt und die Nachbarstädte des westlichen Kanada zu besuchen. Leider war das Summy Skim jetzt unmöglich. Der Zug nahm seine Insassen wieder auf, in der Hauptsache menschliche Kolli, die nicht zum Vergnügen reisten, sondern nur daran dachten, mit möglichster Beschleunigung und auf kürzestem Wege an ihr Ziel zu gelangen.
Ottawa. – Postamt und der Parlamentspalast.
Vergeblich bemühte sich Ben Raddle, die Aufmerksamkeit des Besitzers von Green Valley zu erregen.
»Du bemerkst wohl gar nicht, Summy, redete er auf den Vetter ein, wie vorzüglich die ganze Gegend hier kultiviert ist.
– So?… Ach ja, lautete Summy Skims Antwort.
– Auch nicht, welch grenzenlose Grasflächen sie hat. Hier sollen Büffel noch zu Tausenden vorkommen. Ha, das wäre ein Jagdvergnügen, Summy!
– Ja freilich, meinte Summy Skim, der aber sehr gleichgültig blieb. Eins kann ich dir jedoch sagen, daß ich hier lieber sechs Monate oder sechs Jahre bliebe als in deinem Klondike sechs Wochen.
– Bah! Wenn es in der Umgebung von Dawson City auch keine Büffel gibt, entgegnete Ben Raddle lachend, so wirst du dich an den kanadischen Elentieren schadlos halten.«
Über Regina City stieg der Zug nach dem Crow New-Paß der Felsengebirge hinauf und rollte dann der Grenze von Britisch-Kolumbien zu, nachdem er einige Stunden in Calgary City still gelegen hatte.
Von dieser Stadt aus zweigt sich mit dem Endpunkt in Edmonton eine Linie ab, die zuweilen die Auswandrer nach Klondike wählen. Auf dem Wege über den Peace River und das Fort Saint John, ferner über Dease, Francis und Pelly Rivers verbindet dieser Schienenstrang, der durch den, vom cygenetischen Standpunkte beurteilt, berühmten Bezirk von Cassiar führt, den Nordosten Kolumbiens mit dem Yukon… ein richtiger Jägerpfad, dem Summy Skim gewiß gefolgt wäre, wenn er die Gegend zum Vergnügen aufgesucht hätte. Der Weg ist aber schwierig und lang; er nötigt den Reisenden auf der mehr als zweitausend Kilometer betragenden Strecke, sich wiederholt frisch zu verproviantieren. Wohl ist das Land hier recht reich an Gold, das man aus jedem Flußsande waschen kann; unglücklicherweise fehlt es ihm aber fast an allen Hilfsmitteln und ein Verkehr wird sich erst von dem Tage an entwickeln, wo die kanadische Regierung etwa von fünfzehn zu fünfzehn Lieues mit allem nötigen ausgerüstete Relais errichtet haben wird.
Bei der Fahrt durch die Felsenberge hatten die Reisenden Gelegenheit, die stolz aufstrebenden Höhen mit ihrer Haube von ewigem Schnee zu bewundern. Inmitten dieser Eiswüsten herrscht das Schweigen des Kirchhofs, nur unterbrochen von dem Dröhnen und Schnauben der Lokomotive.
Je
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