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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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rechnen darauf, daß die Grenze zwischen den beiden Staaten noch vor Eintritt des Winters endgültig festgelegt sein werde.
    – Ihre Worte, Herr Kommissar, begann jetzt Ben Raddle, lassen annehmen, daß hier in früherer Zeit ein Fehler vorgekommen ist und daß die Grenze jetzt wirklich in der angegebenen Weise verlegt werden müsse.
    – O nein, Herr Raddle. Nach allen mir zugegangnen Berichten scheint die ganze Sache auf weiter nichts hinauszulaufen als auf einen grundlosen Streit, den einige amerikanische Syndikate gegen die Dominion angezettelt haben.
    – Ja, wir würden aber immerhin genötigt sein, sagte Summy Skim, unsern Aufenthalt hier mehr als gewünscht zu verlängern. Das ist erst recht unangenehm.
    – Ich, versicherte der Kommissar, ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, die Arbeit der Landvermesser zu fördern. Diese wird nur zuweilen durch den bösen Willen einzelner Claimbesitzer nahe der Grenze gehemmt, am meisten durch den Inhaber des hunderteinunddreißigsten Claims.
    – Einen Texaner Namens Hunter, sagte Ben Raddle.
    – Ganz recht. Sie haben schon von ihm reden gehört, nicht wahr?
    – Auf der Fahrt von Vancouver nach Skagway ist mein Vetter mit ihm in Berührung, vielleicht in eine recht unsanfte Berührung gekommen.
    – Dann seien Sie auf Ihrer Hut! Der Texaner ist ein gewalttätiger, roher Bursche. Er hat einen Landsmann, einen gewissen Malone, bei sich, der, was man so hört, auch nicht mehr taugt als er.
    – Ist dieser Hunter, fragte Ben Raddle, einer von denen, die die Grenzberichtigung beantragt haben, Herr Walsh?
    – Ja freilich. Er ist in der Sache die schlimmste Triebfeder.
    – Welches Interesse aber hat er dabei?
    – Das, etwas weiter von der Grenze zu sitzen und so der unmittelbaren Beaufsichtigung durch unsre Polizisten zu entgehen. Er ist es, der die Inhaber der Goldlagerstätten zwischen dem linken Ufer des Yukon und der gegenwärtigen Grenze aufgehetzt hat. All diese Schmugglergesellschaft würde es lieber sehen, zu dem nachlässiger verwalteten Alaska als zur Dominion zu gehören. Ich wiederhole Ihnen aber: ich bezweifle stark, daß die Amerikaner von der Sache Vorteil haben werden, und dem Hunter werden alle seine Winkelzüge nichts nützen. Jedenfalls kann ich Ihnen jedoch nur empfehlen, mit Ihrem Nachbar so wenig wie möglich in Beziehung zu treten; das ist ein Abenteurer schlimmster Sorte, mit dem meine Polizei schon mehr als einmal zu tun gehabt hat.
    – Fürchten Sie in dieser Hinsicht nichts, Herr Kommissar, antwortete Summy Skim. Wir sind nicht nach Klondike gekommen, den Schlamm des Claims 129 auszuwaschen, sondern nur, um ihn zu verkaufen. Sobald das geschehen ist, schlagen wir, ohne uns noch einmal umzuwenden, den Weg nach dem Chilkoot, nach Vancouver und nach Montreal wieder ein.
    – Und ich wünsche Ihnen dazu glückliche Reise, antwortete der Kommissar, der sich nun von den beiden Vettern verabschiedete. Wenn ich Ihnen irgendwie nützlich sein kann, so rechnen Sie auf mich.«
    Am nächsten Tage rollte der Wagen polternd weiter. Der Himmel sah weniger schön aus als am Tage vorher. Mit einem scharfen Nordwestwind fielen ein paar tüchtige Regenschauer. Unter dem Schutze des Wagenverdecks hatten die beiden Vettern davon aber nicht besonders zu leiden.
    Neluto hätte sein Pferd nicht zu einer schnelleren Gangart bringen können. Der Erdboden wurde sehr holperig. Tiefe, jetzt von dem Eise, das sie im Winter gefüllt hatte, befreite Radspuren verursachten oft furchtbare Stöße, die der Wagen und das Pferd davor gleichmäßig fühlten.
    Die Umgebung war waldreich… immer Fichten, Weiden, Pappeln und Espen. An Holz konnte es den Goldgräbern sowohl zum eignen Gebrauch als auch zum Absteifen und Ausplanken der Claims auf lange Zeit hinaus nicht fehlen. Übrigens enthält dieser Teil des Bezirks außer Gold noch Steinkohlenlager. Etwa fünf Kilometer vom Fort Cudahy, am Coal Creek, ferner dreizehn (amerikanische) Meilen von da, am Cliff Creek, endlich neunzehn Kilometer von hier am Flatte Creek, hat man Ablagerungen einer vorzüglichen Kohle gefunden, die nur fünf Prozent Asche hinterläßt. Schon früher hatte man Kohle im Becken der Five Fingers geschürft und diese ersetzte sehr vorteilhaft das Holz, von dem die Dampfer von geringerer Größe in der Stunde eine Tonne (1000 kg) verbrannten. Das kann für den Bezirk noch einmal eine Einnahmequelle bilden, wenn die Goldlager erschöpft sein sollten.
    Am Abend dieses Tages, also am Ende der zweiten,

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