Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
machen? Er wird ein Glaube bleiben. Man kann seine Zweifel so weit wie möglich ins Unbewusste verdrängen, doch sie werden immer vorhanden bleiben, vollkommen lebendig und wach. Das macht einen traurig, denn man lebt ein fiktives Leben, ein Leben, das nicht das eigene ist, ein Leben, das andere einem aufgezwungen haben. Gott ist mehr als al les andere dafür verantwortlich, dass euch euer Ansehen, eure Würde, euer Stolz genommen wurden.
Der primitive Mensch liebte das Leben. Für mich war er weitaus religiöser als der zivilisierte Mensch.
Mit dem Privateigentum kam der Vater ins Spiel. Der Vater kann dich beschützen, solange du ein Kind bist, doch wenn du zum Jugendlichen heranwächst, gründest du irgendwann eine eigene Familie; du musst dein eigenes Leben führen. Bis dahin ist dein Vater vielleicht bereits gestorben, oder er ist alt und schwach geworden. Doch vom allerersten Atemzug an hast du unter dem Schutz deines Vaters gelebt. Er war der große Mann in deinem Leben, der erste große Mann. Wenn du allein bist, beginnst du ein gewisses Vakuum in dir wahrzunehmen, das dein Vater auszufüllen pflegte. Daher wurde Gott zum Vater, zu einem Vater, der niemals stirbt.
Dein Vater hat dich verraten, er hat dich verlassen. Du hast ihm so sehr vertraut, und er hat sich so wenig aus dir gemacht, dass er dich jetzt allein lässt . Mit diesem Programm hast du vom ersten Atemzug an gelebt. Wenn der Vater dich verlässt und du plötzlich allein bist, verspürst du ein Vakuum. Dieses Vakuum kann von einem anderen Vater gefüllt werden, doch dieser Vater darf kein menschliches Wesen sein, denn ein menschliches Wesen hat dich bereits enttäuscht. Du fühlst dich verletzt, also projizierst du einen Vater, der ewig und unsterblich ist und weit weg und allmächtig –
nicht wie dein eigener Vater, von dem du in deiner Kindheit immer dachtest, er könne alles ...
Ihr könnt das beobachten, wenn kleine Kinder streiten:
»Mein Vater ist der Stärkste auf der ganzen Welt! « Jedes Kind hält seinen Vater für allmächtig, denn es sieht, dass sein Vater alle möglichen Dinge macht. Er repariert das Auto, er repariert den Fernseher, er kommandiert die Mutter herum ... das Kind weiß, dass sein Vater mächtig ist.
Doch dieser mächtige Vater ... langsam und allmählich, während deine Intelligenz zunimmt, beginnst du seine Schwächen zu erkennen, seine Schwachheit. Plötzlich ist da eine Lücke. Selbst wenn der Vater noch am Leben ist, weißt du jetzt, dass er nicht unbesiegbar ist. Er wird älter, und bald wird er sterben. Du weißt, dass er nicht allmächtig ist. Vor seinem Chef wackelt er mit dem Schwanz, mit einem unsichtbaren Schwanz. Es gibt eine Stelle an eurer Wirbelsäule, ganz am unteren Ende, wovor einigen Jahrmillionen ein Schwanz zu sitzen pflegte. Diese Stelle ist immer noch vorhanden. Das war eines der besten Argumente von Charles Darwin: Wenn wir keinen Schwanz hatten, wozu gibt es dann diese Stelle? Diese Stelle dürfte dann nicht vorhanden sein. Der Schwanz ging verloren, und die Ansatzstelle blieb zurück, die Stelle, wo er zu sitzen pflegte. Warum beginnst du zu lächeln, wenn du deinen Chef siehst? Deine Untergebenen lächelst du nicht an; sie haben zu lächeln, nicht du. Du nimmst keine Notiz von ihnen und liest weiter deine Zeitung; du weißt, dass einer von ihnen vorübergeht und lächelt, aber du schaust ihn nicht einmal an. Dein Chef macht dasselbe mit dir. Du lächelst, und er arbeitet weiter. Vielleicht macht er gerade gar nichts Besonderes, aber sobald er dich hereinkommen sieht, beschäftigt er sich mit seinen Akten, blättert darin und sieht sehr beschäftigt und wichtig aus.
Ich habe schon öfter einen der Präsidenten der herrschen den Kongresspartei besucht, U. N. Dhebar. Er war sehr an mir interessiert. Er pflegte zu meinen Meditationscamps zu kommen, auch wenn alle seine politischen Freunde ihn davon abzuhalten versuchten und zu ihm sagten: »Geh nicht zu diesem Mann.« Aber er war kein wirklicher Politiker, er war nicht schlau. Er war ein sehr einfacher und sehr authentischer Mensch. Nur durch Glück und Zufall war er zum Präsidenten geworden.
Das geschieht recht häufig. Er wurde zum Präsidenten, weil er so höflich war – ein netter Mensch, der niemals nein sagte. Und der Pandit Jawaharlal Nehru brauchte einen Jasager. Nehru war Premierminister und wollte, dass die Kongresspartei entweder ihm selbst unterstand – was aber diktatorisch gewirkt hätte – oder zumindest einem Jasager.
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