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Der Gott des Krieges (German Edition)

Der Gott des Krieges (German Edition)

Titel: Der Gott des Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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weitere Schar von Kanochiens Soldaten ein und teilte sich in zwei Gruppen auf. Die Fußsoldaten schirmten den König mit Eise n schilden vor den Augen der Öffentlichkeit ab. Die Reiter trieben die Schaulustigen auseinander.
    Lediglich die Angehörigen des Stammes der Oyenki blieben zurück und scharten sich um den toten Häuptling. Aus den Kehlen von Männern, Frauen und Kindern e r klang lautes Wehklagen.
    Larkyen übergab einem verängstigten Hirten die be i den Rubine und sagte: „Ich bedaure eure großen Verluste. Nun nehmt eure Toten und zieht euch zurück nach Maj u nay. Der Weg dorthin wird frei von Gefahren sein.“
    Die Majunay hatten auf Worte des Trostes gehofft, und wieder wurden sie enttäuscht. Larkyen konnte ihnen in diesem Moment nicht beistehen. Das Gespenst der Trauer war etwas, dem sich jeder selbst stellen musste.
    Aus den Reihen des Oyenki-Stammes trat der junge Arnyan hervor. Tränen rannen über seine Wangen. Mit zitternden Fingern deutete er auf den Leichnam des Häuptlings, der nur wenige Schritte entfernt in einer Blu t lache lag.
    Eine Majunayfrau kniete inmitten des Blutes und weinte bitterlich.
    „Sie haben meinen Vater getötet“, schluchzte Arnyan. „Unsere Toten hast du gerächt, doch wie soll es jetzt für uns weitergehen? Ich kann nicht für meine Mutter und den Stamm sorgen, ich bin noch kein Mann. Ich bin noch nicht bereit, Häuptling zu werden. Die Stärke und Wei s heit meines Vaters besitze ich nicht.“
    Beruhigend legte Larkyen dem Knaben eine Hand auf die Schulter. „Dir steht eine schwere Zeit bevor, doch du wirst deine Stärke schon finden und die Trauer bewält i gen. Und Weisheit wirst du im Laufe deines Lebens noch genug erlangen.“
    In den Augen des Knaben flackerte plötzlich Wut auf, und er stieß Larkyens Hand von sich.
    „Warum hast du es nicht verhindert?“ rief Arnyan trotzig.
    „Du bist ein Gott, ich habe an dich geglaubt und da r an, dass du uns beschützen würdest. Warum mussten sie sterben, warum hast du es nicht verhindert?“
    Larkyen erinnerte sich an Yenovars Forderung von letzter Nacht. Er hätte dieses Massaker tatsächlich ve r hindern können. Er hätte dazu ein Unrecht begehen mü s sen, um ein anderes Unrecht zu verhindern. Nun, im A n gesicht des Leides, hasste er sich für seine Entscheidung.
    Arnyan rieb sich die Tränen aus den Augen.
    „Ich würde mein Leben geben, um meinen Vater z u rückzubringen“, sagte er.
    „Arnyan“ flüsterte Larkyen, „es tut mir so leid.“
    Der Knabe schüttelte nur den Kopf und rannte fort. Nur kurz sah seine Mutter zu Larkyen auf.
    „Es ist nicht deine Schuld, Herr“, flüsterte sie.
     
    Larkyen lief Arnyan nach, denn noch immer witterte er Gefahr. Doch der Häuptlingssohn war längst außer Sicht. In den Lagern der anderen Völker herrschte große Aufr e gung. Viele der Gäste bauten bereits ihre Unterkünfte ab. Die breite Straße begann sich mit Menschen zu füllen. Die meisten von ihnen wanderten oder ritten in Richtung Westen.
    Überall waren Soldaten postiert und gaben sich Mühe, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Dennoch geschah ein schwerer Unfall, als einer der Händler die Kontrolle über seine Pferdekutsche verlor und mehrere Menschen übe r fuhr. Den Soldaten Kanochiens gelang es, der Panik durch kontrolliertes Eingreifen Einhalt zu gebieten und die Besucher zu den nächsten Weggabelungen zu gele i ten.
     
    Der Morgen verging, und Larkyen suchte noch immer nach Arnyan. Zu seiner Überraschung entdeckte er den Häuptlingssohn zur Mittagszeit im Lager der Kedanier. Arnyan schlenderte an der Seite Kverians durch die Sch a ren von nordischen Kriegern. Der Majunayknabe war fast drei Köpfe kleiner als der blonde Nordmann.
    „Arnyan!“ rief Larkyen.
    Mit schnellen Schritten trat der Unsterbliche zwischen die Zelte der Kedanier und stieß einen voll gerüsteten Hünen, der sich ihm in den Weg stellen wollte, zur Seite.
    „Den eigenen Vater zu verlieren, ist furchtbar schmerzlich“, sagte Kverian zu dem Knaben. Die Stimme des Kedaniers verriet Mitgefühl. „Und mit Sicherheit hä t te dein Vater nicht sterben müssen, wenn Larkyen diesen Anschlag auf deinen Stamm früh genug erkannt hätte. Doch Larkyen hat es nicht einmal geahnt, oder es war ihm sogar gleich.“
    „Geh weg von ihm“, warnte Larkyen den Jungen. Nun stand er nur wenige Schritte von dem Nordmann entfernt.
    In Arnyans Gesicht stand Trotz, als er den Unsterbl i chen ansah. „Ich will aber hören, was er zu sagen hat“,

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