Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
überschwänglich. „Habt Dank, guter Mann. Nur Gott weiß, was er mit mir getan hätte, wenn Ihr nicht gekommen wärt. Wie kann ich Eure edle Tat bloß vergelten?“ Sein Gesicht war vom Dreck beschmutzt. Er merkte es und rieb mit dem Zipfel seines Kittels darüber.
Azur lächelte verlegen. Ihm war unwohl. Er hatte dem Mann nicht geholfen, um eine Gegenleistung zu verlangen, sondern der Gerechtigkeit wegen und nicht einmal absichtlich. Es war viel mehr so, als würde sein Körper ihn dazu zwingen. Ob dies seinem einstigen Leben geschuldet war? „Ich würde mich über eine warme Mahlzeit und einen großen Humpen Gewürzwein freuen.“ Azur war sich darüber im Klaren, dass er für seine Goldmünzen den ganzen Monat bei dem Wirt hätte nächtigen können, die Verpflegung noch inbegriffen, aber er wollte nicht mehr.
Der Wirt schaute ganz verdutzt über diese bescheidene Bitte. „Gewürzwein und etwas zu Essen wünscht der gütige Herr. Natürlich, natürlich. Ihr werdet reichlich von beidem bekommen, bis Euer Bauch so rund ist, wie meiner.“ Er klatschte sich demonstrativ auf den dicken Wams, öffnete Azur die Tür und tappte hinter den Tresen. „Nur immer herein und sucht Euch einen Platz.“
Drinnen war es düster und stickig, voller Rauch. Nur ein einziger Mann saß an einem der Tische. Sein Gesicht verbarg er in einer Kapuze. Weder etwas zu Essen noch etwas zu trinken hatte er vor sich stehen. Er saß lediglich schweigend da und blickte gedankenversunken an die gegenüberliegende Wand. Azur stellte sich an den Tresen, wo der Wirt gerade einen großen Humpen füllte.
„Was führt Euch in diese Stadt?“, fragte er. „Seid Ihr heute mit der ‚Blauen Schatten’ eingelaufen?“
Um unnötiges Aufsehen zu vermeiden, war es das Beste, dem Wirt nicht von Azurs plötzlichen Erwachen am Strand zu berichten. „Richtig, gerade heute“, log er. „War eine stürmische Reise. Die See ist noch immer rau.“
„Ein prächtiges Schiff, muss man schon sagen. Hab ja schon viele gesehen, aber dieses ist immer wieder etwas ganz Besonderes. Der windschnittige Rumpf macht es zu einem der schnellsten Handelsschiffe, wenngleich es verhältnismäßig viel Platz für Waren bot. Früher kamen noch viel mehr, doch über die Jahre wurden es immer weniger. Entschuldigt einen alten Mann, der in Gedanken seiner Jugend abschweift. Sicherlich seid Ihr erschöpft von der langen Reise. Setzt Euch doch solange an einen der Tische. Ich bereite Euch schnell etwas zu. Sicherlich mögt Ihr Kartoffeln. Jeder mag sie.“ Er stellte Azur den Humpen vor die Nase. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er in die Küche. Azur nahm den Humpen und setzte sich hinüber an einen der freien Tische. Er trank einen Schluck des süßlichen Getränks, befeuchtete seine trockene Kehle. Ihm fielen dabei die Blicke des verhüllten Mannes auf, der jeden Schluck mit Interesse beobachte. Azur fragte sich, ob sie ihm oder seinem Gewürzwein galten.
Ehe er es sich versah, kehrte der Wirt zurück. Er hatte sich besondere Mühe gegeben, seinen Retter entsprechend zu belohnen und stellte einen prall gefühlten Teller vor Azur ab. „Ich mag zwar nicht der beste Koch sein, aber keiner hat solch gute Hühnchen wie ich, das verspreche ich Euch“, pries er seine Speise an.
Ein ganzes Hühnchen lag vor Azur, umschmückt mit dicken Kartoffeln, von denen heißer Dampf aufstieg. Er riss eins der Beine ab und biss herzhaft hinein. Fett lief aus dem prall gefühlten Schenkel. Der deftige Geschmack kitzelte seinen Gaumen und Azur verspürte auf einmal einen solchen Hunger, dass es ihm vorkam, als hätte er seit tausend Jahren nichts mehr gegessen. Er verschlag das Beinchen in Windeseile. Der begeisterte Wirt kam vorbei, um ihm auf den Rücken zu klatschen. Aber Azur verschluckte sich wegen des unerwarteten Schlags und hustete heftig.
„Selten hab ich einen Mann gesehen, der meine Speise so zu schätzen weiß. Aber übertreibt es nicht. Ich hole Euch schnell noch einen weiteren Humpen. Will ja nicht, dass man über mich sagt, ich könne meine Gäste nicht ordentlich bewirten.“
Wieder fühlte Azur den forschenden Blick des Kapuzenmanns auf sich ruhen .
„Wartet einen Moment“, sagte er.
Der Wirt kehrte zurück zu ihm. „Gibt es ein Problem?“, fragte er besorgt.
„Nein, das ist es nicht. Ich habe eine Frage an euch. Wisst ihr, wer dieser Mann dort ist?“
Der Wirt sah zu dem Kapuzenmann herüber, ohne sich zu bemühen, das zu verbergen. „Die
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