Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
meistens nennen ihn nur den Bettlerkönig. Seinen wahren Namen kenne ich auch nicht. Für ein paar Kupferstücke schläft er in einem der hinteren Zimmer. Solang er nicht meine anderen Gäste stört und bezahlt, soll es mir Recht-“ Der Wirt fuhr herum, weil jemand laut die Tür aufschlug.
Zwei Männer kamen herein, die unterschiedlicher nicht aussehen konnten. Der Eine hatte ein faltiges, wettergegerbtes Gesicht, über das sich eine lange Narbe zog. An seinem Gürtel hing ein Dolch. Der Andere war eineinhalbmal so groß wie ein normaler Mensch, mit Schultern wie ein Stier, ein Halbtroll. Beide waren in abgewetztes Leder gehüllt. Was auch immer sie hierher führte, dachte Azur, es war gewiss nichts Gutes.
Als der Wirt sie erblickte, wurde er blass. „,Oh nein, Banditen!“
„Bringt mir und meinem Gefährten lieber schnell Gewürzwein und Fleisch, oder wir schlitzen dich auf wie die Sau, die du bist“, schrie der Kleinere.
„Wie eine Sau!“, stimmte der Halbtroll ein. Er schlug mit seiner großen Pranke auf den Tresen, um dem ganzen Nachdruck zu verleihen.
Der Kleinere kicherte erfreut. „Hast du ihn gehört? Trolle haben ein ungeduldiges Gemüt. Beeil dich, wenn dir dein Leben lieb ist.“
Sofort marschierte der Wirt los und hielt dabei gebührenden Abstand zu den Unholden. Als er verschwunden war, widmeten sich die zwei Störenfriede Azur, der nachdenklich seinen zweiten Schenkel abnagte. Sie rochen bereits nach Ärger, der unvermeidbar schien. Trotz der gewöhnlichen Kleidung zog er noch immer die Blicke anderer auf sich. Aber auch er schien seinerseits die Neugierde der Banditen erregt zu haben. Mit einem leichten Klaps gab der Kleinere dem Halbtroll zu verstehen, dass er mitkommen sollte. Drohend kamen sie auf ihn zu.
„Sieh einer an! Jemand Neues hat sich hierher verlaufen und es sich auf unseren Plätzen bequem gemacht.?“
„Nicht gut, unser Platz!“, stieß der Halbtroll hervor.
„Ach, was soll’s Fremder. Wir gestatten dir, hier auf unserem Platz zu sitzen, jedoch wird unsere Großzügigkeit dich eine Kleinigkeit kosten.“ Der Bandit setzte ein schmieriges Lächeln auf, das seine schiefen, vergilbten Zähne entblößte.
„Vielen Dank für Eure Großzügigkeit aber ich habe Euch einen Gegenvorschlag zu machen: Bezahlt den Wirt ordentlich für seine Speisen und ich werde über Euer kleines Angebot hinwegsehen.“ Wie von selbst quollen die Worte aus Azurs Mund.
„Hast du das gehört, Hadet? Er will uns verschonen.“
„Höhö, ich gehört hab, Vago.“ Der Blick das Halbtrolls war glasig und seine Reaktionen schon recht langsam.
Vago drehte sich wieder zu Azur um. Sein Lächeln war fortgewischt, Mordlust stand in seinen Augen. „Ich glaube Ihr habt mich nicht richtig verstanden. Unser Angebot ist nicht zu verhandeln. Wir wollen unsere Münzen und zwar jetzt, andernfalls wirst du es uns büßen. Wo du auch hingehst, wir kriegen dich, verlass dich drauf“
Hadet rammte seinen Dolch direkt vor Azur in den Tisch.
„Was machst du?“, schrie Vago ihn an.
„Dann lasst Ihr mir keine andere Wahl, als Euer Angebot anzunehmen“, sagte Azur missmutig.
Vago blickte überrascht zu ihm und grinste. Er war sichtlich erfreut darüber, sein Opfer erfolgreich eingeschüchtert zu haben und zwinkerte Hadet zu. Ein törichter Fehler. Azur nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit, zog den Dolch aus dem Tisch und rammte ihn Vago in seinen Oberschenkel. Blut spritzte heraus und färbte den Stoff am Bein in dunkelrot. Schreiend fiel der Bandit zu Boden. Azur sprang auf den Tisch und schmiss dabei die Bank um. Von der erhöhten Position trat er Hadet kräftig ins Gesicht. Er spürte das Knacken unter der Sohle. Die Nase blutete und war böse verbogen. Sicher würde sie noch die nächsten Tage anschwellen. Der Halbtroll taumelte zurück und spuckte Blut. Als er den Mund öffnete konnte Azur sehen, dass zwei Zähne nur noch an dünnen Fäden hingen. Wimmernd fiel Hadet zu Boden und hielt sich seine Pranke vor das demolierte Gesicht.
Azur sah überrascht an sich herunter. Wie schnell das gegangen ist! Ganz instinktiv handelte sein Körper, wie schon beim Statthalter zuvor. Eine weitere Überraschung aus seiner Vergangenheit? Ob er schon einmal jemandem das Leben genommen hatte? Als sich die Tür öffnete und rot uniformierte Soldaten herein schritten, schaute er neugierig auf. Ihre Rüstungen klapperten laut bei jedem Schritt. Mit ihren Langschwertern standen alle zehn in Reih und Glied in der
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