Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
Ihr denn gar nichts davon selbst behalten?“
„Keine Sorge, ich habe noch genügend Silbermünzen von meiner geliebten Schwester übrig. Außerdem beschleicht mich das Gefühl, dass es in Euren Händen sicherer ist. Nichtsdestotrotz werde auch ich es mit Freuden ausgeben. Wir sollten zügig zum speienden Drachen zurückkehren und Essen wie die Könige, bevor wir Braguhm verlassen.“
„Ihr wollt Braguhm verlassen? Sollten wir nicht hier, dank der vielen Reisenden, am ehesten Informationen über meine geliebte Frau finden?“
„Gewiss würden wir das, doch wer weiß, wie lange mein Vater uns noch duldet. Ich möchte seinen Klauen lieber entkommen. Es ist ein kleiner Preis, wenn wir dadurch nur einen Tag verlieren.“
„Ihr habt Recht. Wenngleich ich begehre sie wiederzusehen, sollte wir nicht leichtfertig unsere Leben riskieren. Ein weiteres Götterurteil möchte ich nicht über mich ergehen lassen.“
Sie gingen durch die Straßen der Stadt, doch nahmen sie diesmal einen Umweg. Numenez wollte Azur ersparen erneut durch das Gedränge der Masse gehen zu müssen. Der Umweg war nahezu menschenleer. Numenez schwärmte die ganze Zeit von den Köstlichkeiten, die er sich als erstes kaufen würde. Nur das helle Läuten von Glocken unterbrach seinen Monolog für eine kurze Weile.
Eine Schar schwer gepanzerter Reiter, die dutzende Kutsche beschützten, ritt in der Ferne an ihnen vorbei, doch zog sie Azurs Aufmerksamkeit auf sich. Die Kutschen waren in blauen und weißen Farben bemalt, passend zu dem Lazuli Vogel, auf dem Wappen. Azur sah sie an ihm vorbei ziehen. Er blickte in die Kutschen hinein und sah so manchen Adligen, der sich vergnügt unterhielt, doch der Anblick einer Frau änderte alles. .Sie hatte eine schneeweiße Haut und ihre Augenfunkelten so grün funkelten wie die Drachenträne selbst. Die Haare reichten weit über ihre Schulten und waren schwarz wie Kohle. Azur fühlte es tief in seinen Inneren. Es war die Frau, nach der er schon immer gesucht hat.
Wie im Bann rannte er der davon reitenden Kutsche hinterher. Numenez blieb verdutzt stehen und brauchte einen Moment, bevor er verstand, was soeben geschehen war. Er lief Azur hinterher und rief seinen Namen, doch hatte Azur nur noch einen Blick für die Kutsche selbst. Niemand anderes sah oder hörte er mehr. Er rief, doch fuhr die Kutsche unentwegt fort. Immer weiter wurde der Abstand zwischen ihnen, als Azur plötzlich mit einem Mann zusammenstieß und mit ihm zu Boden fiel. In der Ferne verschwand die Kutsche um eine Abbiegung.
Der umgestoßene Mann beschwerte sich lauthals. „Was fällt dir ein?! Bist du noch bei allen Sinnen?“
Auch Numenez erreichte die Beiden und rang nach Luft. Aus seinem Gewand holte er ein Silberling und übergab es den wild keifenden Mann, der sogleich freundlicher gesinnt war und sich verzog. Azur stand auf und wollte weiter rennen, doch hielt Numenez ihn an seinem Arm fest. „Was ist bloß in Euch gefahren?“
„Die Kutsche! Meine Frau befindet sich darin. Ich muss sie erwischen!“
„Ihr habt Eure Frau gesehen? Aber wenn sie in der Kutsche saß, wieso hat sie nicht angehalten?“
„Vermutlich hat sie mich nicht bemerkt. Wir müssen uns beeilen und ihr folgen, bevor sie mir entschwindet!“
„Gut, Ich weiß wohin die Straße führt. Folgt mir, wir nehmen eine Abkürzung!“
Numenez rannte vor, durch eine kleine Seitengasse, gefolgt von Azur und bog um eine Ecke. Als Azur ebenfalls um die Ecke lief, wurde er abrupt zu Boden gerissen. Zwei Männer standen vor ihm. Einer hatte Numenez fest im Griff. Seine Zähne waren ganz schief, die Haare ganz verfilzt. Der Andere hatte einen kurzen Stoppelbart. Über sein ganzes Gesicht zog sich quer eine Narbe, raubte ihm sein linkes Auge.
„Schaut an, wen haben wir denn da? Lord Numenez ist zurückgekehrt in die Stadt! Welch unerwartet Anblick“, sagte der einäugige Mann.
„Es wäre besser für Euch beide, wenn Ihr uns still begleitet, zumindest wenn Euch Euer Leben lieb ist“, sagte der zweite und holte ein verdrecktes Messer aus seinen Lumpen heraus.
Azur blickte zurück, ob es eine Chance gab ihnen zu entkommen, doch trat ein weiterer aus dem Schatten heraus. Sein rechtes Ohr war abgeschnitten. Er war beleibter, doch konnte er dadurch ihnen ganz alleine den Fluchtweg versperren. Ihnen blieb keine Möglichkeit zur Flucht. Dahin war Azurs Chance seine geliebte Frau zu finden.
Der Mann, der Numenez festhielt griff in dessen Gewand und holte ein Säcklein hervor.
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