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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Mann mit einem Brief von Freda. Und so kam es, daß Floyd Vanderlip, als er heiter auf seinem Schlitten in dem schwindenden Tageslicht angefahren kam, die beiden Briefe auf einmal erhielt. Den Fredas zerriß er. Nein, er wollte sie nicht besuchen. Es standen heute größere Dinge bevor. Und im übrigen kam sie gar nicht in Frage. Aber Frau Eppingwell! Er wollte ihrem letzten Wunsch – oder vielmehr dem letzten Wunsch, den sie an ihn richten konnte – , sich mit ihr auf dem Ball des Gouverneurs zu treffen, nachkommen und hören, was sie ihm zu sagen hatte. Nach dem Ton des Briefes zu urteilen, schien es wichtig zu sein – vielleicht – . Er lächelte eingebildet, konnte aber den Gedanken nicht recht in Worten ausdrücken! Teufel auch, welch ein Glück er bei Frauen hatte! Dann verstreute er die Fetzen ihres Briefes in die kalte Luft, trieb die Hunde an, daß sie in schnellem Trab davonjagten, und steuerte nach seiner Hütte. Es sollte Maskenball sein, und er mußte das Kostüm haben, das er vor einigen Monaten im Opernhaus gebraucht hatte. Dann mußte er sich rasieren und etwas essen. Und so kam es, daß er als einziger von allen, die sich für Flossie interessierten, nicht wußte, daß sie so nahe war.
    »Also hör! Bring sie an das Wasserloch beim Hospital – Punkt zwölf Uhr Mitternacht. Aber laß mich nicht im Stich«, sagte er zu Sitka Charley, der mit der Nachricht kam, daß noch einer von den Hunden fehlte, aber im Laufe einer Stunde kommen sollte. »Hier ist der Goldbeutel, dort die Waage. Wieg dir deinen Goldstaub ab und laß mich in Ruhe. Ich muß mich zum Ball fertigmachen.«
    Sitka Charley wog sich seine Bezahlung ab und ging mit einem Brief an Loraine Lisznayi. Er dachte sich sehr richtig, daß dieser Brief von einem Stelldichein beim Wasserloch vor dem Hospital um Punkt zwölf Uhr Mitternacht handelte.

    Zweimal schickte Freda nach der Kaserne, wo der Tanz in vollem Gange war, und jedesmal kam der Bote ohne Antwort wieder. Da tat sie etwas, was nur Freda tun konnte – zog ihren Pelzmantel an, nahm eine Maske vor und ging selbst in das Haus des Gouverneurs. Nun hatte sich die offizielle Clique längst an einen bestimmten Brauch gewöhnt, wobei sie durchaus nicht allein dastand. Es war ein sehr vernünftiger Brauch, denn er half die Damen der Beamten zu schützen und ihre heiteren Feste exklusiver zu machen. Bei jedem Maskenball wurde ein Komitee ernannt, dessen einzige Aufgabe es war, am Eingang zu stehen und unter jede Maske zu gucken. Die meisten Männer waren alles eher als darauf versessen, diesem Komitee anzugehören, andererseits waren gerade die, welche diese Ehre am wenigsten erstrebten, am gesuchtesten. Der Kapellan kannte Aussehen und Ansehen der Leute nicht genügend, um zu wissen, wem er Zutritt gewähren und wen er abweisen sollte. Und dasselbe galt von den verschiedenen anderen braven Männern, die Wert auf den Posten gelegt hätten. Frau McFee würde ihre Seligkeit aufs Spiel gesetzt haben, um ihn bekleiden zu dürfen – und das tat sie auch eines Abends, als ein gewisses Kleeblatt an ihr vorbeischlüpfte und große Verwirrung anrichtete, ehe man entdeckte, wer es war. Seitdem wählte man nur Leute, die ihre Sache wirklich verstanden, und die nahmen diesen Vertrauensposten nur sehr widerwillig an.
    Diesmal war es Prince, der den Türhüter machte. Es wurde ein gewisser Druck auf ihn ausgeübt, und er hatte sich noch nicht von seinem Erstaunen darüber erholt, daß er eine Aufgabe übernommen hatte, die ihn aller Wahrscheinlichkeit nach die Hälfte seiner Freunde kosten würde – nur um der anderen Hälfte zu gefallen. Drei oder vier von den Leuten, die er abgewiesen hatte, waren Männer, die er aus Goldgräberlagern und von Schlittenreisen kannte – gute Kameraden, aber nicht gerade von der Art, wie sie für eine exklusive Gesellschaft paßte. Er grübelte gerade, wie er den Posten gleich wieder loswerden könnte, als eine Frau mit leichten Schritten in das Licht trat. Freda! Nach dem Pelzwerk zu schließen, hätte er darauf wetten können, daß sie es war – selbst wenn ihm ihre Kopfhaltung nicht so vertraut gewesen wäre. Sie war die letzte, die er zu sehen erwartet hatte. Er hatte sie für zu klug gehalten, als daß sie sich der Schande, abgewiesen zu werden, oder selbst wenn sie durchschlüpfte, der Verachtung der andern Frauen ausgesetzt hätte. Er schüttelte den Kopf, ohne eine nähere Untersuchung anzustellen, denn er kannte sie zu gut, um sich zu irren. Aber sie trat

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