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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ei­gent­lich über­flüs­sig ge­wor­den; sie dienten mehr ei­nem sym­bo­li­schen als ei­nem prak­ti­schen Zweck.
    Paul sah zu sei­nem Ver­fol­ger hin­über, als er die Büh­ne um­run­de­te. Er fand einen Tisch am Rand, setz­te sich und zwang den Mann, sich an ei­nem an­de­ren Tisch nie­der­zu­las­sen, wo die Laut­stär­ke oh­ren­be­täu­bend war. Lau­te Mu­sik hat­te ero­ti­sche An­reiz­kraft; das war das Ge­heim­nis. Die Mit­glie­der der da­ma­li­gen Grup­pen wa­ren für ih­re Ver­füh­run­gen be­rüch­tigt, und viel­leicht hat­ten die Grou­pies, die sich um die­se Ver­füh­run­gen so ge­ris­sen hat­ten, den Grund für die­se An­zie­hungs­kraft nicht be­grif­fen. Je­ne, die Sex nicht moch­ten, wur­den von der Laut­stär­ke ab­ge­turnt, oh­ne zu be­grei­fen, warum; ih­re Pro­tes­te, es sei ‚schlech­te Mu­sik’, ge­gen die sie et­was hät­ten, wur­den von der nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­ti­on nur mit­lei­dig be­lä­chelt.
    Na­tür­lich er­schi­en so­fort ei­ne Kell­ne­rin, ei­ne rich­ti­ge, mensch­li­che, weib­li­che Kell­ne­rin, Stück aus ei­ner ver­gan­ge­nen Zeit und nicht ei­nes von den mo­der­nen Tisch-Ter­mi­nals. „Wod­ka pur“, sag­te Paul und mach­te ei­ne win­zi­ge Ges­te, die Ein­ver­ständ­nis an­deu­ten soll­te. Sie er­kann­te ihn als einen An­ge­stell­ten und nick­te; nach ei­nem Mo­ment brach­te sie ihm rei­nes Was­ser in ei­nem Wod­ka­g­las. Er zeig­te sei­ne Kre­dit­kar­te, und sie steck­te sie in ihr Ter­mi­nal mit dem Schlüs­sel OH­NE BE­ZAH­LUNG. Den Kun­den an den an­de­ren Ti­schen blieb das al­les ver­bor­gen. Der Mann muß­te einen rich­ti­gen Drink be­stel­len – und Paul ver­mu­te­te, daß er An­ti­al­ko­ho­li­ker war. Die­se Art von Leu­ten war das oft. Die Sa­che ver­sprach lus­tig zu wer­den.
    Der Ban­jo­spie­ler trat auf der Büh­ne nach vorn, um sei­nen So­lo­part zu spie­len; er beug­te sich so tief in den Kni­en, daß das ge­wölb­te In­stru­ment di­rekt zwi­schen sei­nen Bei­nen hing. Den Hals reck­te er in fast rech­tem Win­kel nach vorn. Die Fin­ger tanz­ten über die straff ge­zo­ge­nen Sai­ten in der Len­den­ge­gend, wäh­rend er das Ban­jo or­gias­tisch auf und nie­der riß und die Mu­sik her­auspreß­te. Paul lä­chel­te; in die­sen Zei­ten leg­te man zwar kei­nen Wert auf gu­te Mu­sik, aber man hat­te ge­lernt, Sym­bo­le rich­tig ein­zu­set­zen.
    Der Kun­de am an­de­ren Tisch ver­such­te, sei­nen Blick zu mei­den, doch die Mu­sik dröhn­te gna­den­los auf ihn ein. Si­cher war er ein Pu­ri­ta­ner. Die Fra­ge war nur, warum er in ein der­ar­ti­ges Eta­blis­se­ment ge­kom­men war. War er Agent ei­nes Kon­kur­renz-Ka­si­nos? Das war un­wahr­schein­lich; er wirk­te zu un­be­hol­fen und hät­te sich bei der Blackjack-Sa­che nicht so tol­pat­schig be­neh­men dür­fen. Konn­te es sein, daß er An­ge­hö­ri­ger der Bun­des­po­li­zei war und sie auf Täu­schun­gen und Falsch­spie­le­rei un­ter­such­te? Wie­der­um: zu un­be­hol­fen. Die Ta­ge, in de­nen man Be­hör­de­n­agen­ten gut iden­ti­fi­zie­ren konn­te, wa­ren lan­ge schon vor­bei; die Bun­des­po­li­zei stell­te nur ech­te Pro­fis ein, wie je­de an­de­re Fir­ma auch. War er ein Ab­ge­sand­ter der Mnem-Front, der si­cher­ge­hen woll­te, daß Paul sie nicht ver­riet?
    Nein, das ein­zig Ein­leuch­ten­de schi­en zu sein, daß er ein schlech­ter Ver­lie­rer war und nach ei­nem Aus­weg such­te, sich zu rä­chen. Der Mann hat­te nicht ein­mal viel Geld ver­lo­ren; es han­del­te sich eher um einen Sta­tus­ver­lust, weil ihn Paul und das Ma­na­ge­ment aus­ge­trickst hat­ten, und das hät­te er vor­aus­se­hen müs­sen. Kein Ama­teur hat­te ge­gen die Pro­fes­sio­nel­len ei­ne Chan­ce. Die Spie­le wur­den ehr­lich be­trie­ben, und wenn ein­mal ge­trickst wur­de, dann auf so un­auf­fäl­li­ge Wei­se, daß je­mand wie er es nie­mals mer­ken wür­de. Paul sel­ber konn­te beim Blackjack ge­win­nen, oh­ne die Kar­ten auch nur im ge­rings­ten zu ma­ni­pu­lie­ren, in­dem er ein­fach al­le aus­ge­teil­ten Kar­ten im Kopf be­hielt und sei­ne Wet­ten ent­spre­chend den noch aus­ste­hen­den Kar­ten setz­te. Manch­mal

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