Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
aus­ge­sucht de­mü­ti­gen­den Über­prü­fung und Vor­be­rei­tung. Mit ih­rer un­ge­ho­bel­ten Schnel­lig­keit und Un­ge­schlacht­heit er­in­ner­ten ihn die Pro­ze­du­ren ver­schwom­men an den räu­be­ri­schen Ta­ge­bau. Dann dräng­te man ihn in die fla­schen­ar­ti­ge Ther­mo­s­kap­sel und schloß ihn ein. Nun brauch­te er nur noch zu war­ten.
    Er be­trach­te­te den Raum. Er war recht groß, aber voll­ge­stopft mit aus­ge­pack­ten Ge­rä­ten. Kis­ten hät­ten Ver­schwen­dung be­deu­tet, denn je­des Gramm zähl­te. Die meis­ten Ge­rä­te wa­ren leicht er­kenn­bar in ih­rer Funk­ti­on: hand­be­trie­be­ne Re­chen­ma­schi­nen, Spinn­rä­der, Web­stüh­le, fuß­be­trie­be­ne Näh­ma­schi­nen, me­cha­ni­sche Schreib­ma­schi­nen, Äx­te, Hand­sä­gen, Hol­zö­fen und so wei­ter. Ei­ne ver­nünf­ti­ge Fracht zu ei­ner Ko­lo­nie, die eben­so rück­stän­dig war wie das Hin­ter­land der Er­de selbst.
    Die­se Re­chen­ma­schi­nen är­ger­ten ihn. Wie konn­te er nun sein Thea­ter um den Elek­tro­nen­rech­ner recht­fer­ti­gen? Er war auf die Tech­no­lo­gie sei­ner Missi­on nicht rich­tig ein­ge­stellt. Viel­leicht hat­te er sich kurz­sich­tig ver­hal­ten? War es ei­ne Ra­tio­na­li­sie­rung, wenn er be­haup­te­te, Ad­di­ti­ons­ma­schi­nen könn­ten nicht rich­tig mul­ti­pli­zie­ren oder tei­len, be­stimm­te Um­rech­nun­gen vor­neh­men oder die Qua­drat­wur­zel aus Pi zie­hen? Ein Re­chen­schie­ber konn­te dies schon leis­ten, und der be­nö­tig­te kei­ne Bat­te­ri­en. Warum hat­te er kei­nen Re­chen­schie­ber mit­ge­bracht? Das hät­te weitaus bes­ser zur Phi­lo­so­phie des Or­dens ge­paßt. Die nicht­kirch­li­chen Mäch­te der Er­de be­nutz­ten Rech­ner, de­ren Nütz­lich­keit en­de­te, wenn die Ener­gie­quel­len er­schöpft wa­ren. Er, ein Mönch, hät­te sei­nen Mit­menschen zei­gen kön­nen, wie man einen Re­chen­schie­ber be­nutzt, der so lan­ge funk­tio­niert, wie man einen Kopf und Hän­de be­saß.
    „Ich bin ein Heuch­ler“, mur­mel­te er laut. „Mö­ge Gott mich bes­sern und mir ver­ge­ben.“
    Er blick­te auf sei­ne Uhr – schließ­lich hat­te er sich doch dar­an ge­wöhnt – und stell­te den Zeit­neh­mer ein. Die Ma­te­rie­über­tra­gung soll­te zwar ent­ge­gen der Re­la­ti­vi­täts­theo­rie in­ner­halb ei­nes Se­kun­den­bruch­teils vor sich ge­hen, doch es gab die War­te­zeit, und die konn­te er mes­sen. Er zähl­te so­wie­so gern. Es war bes­ser, als sei­ne Ner­vo­si­tät zu­zu­ge­ben.
    Sein Blick fiel auf das silb­ri­ge Band an sei­nem Hand­ge­lenk. Es war reich ver­ziert wie ein mo­der­nes Ge­mäl­de in Re­li­ef­tech­nik. Oh­ne Zwei­fel soll­te dies die Lin­sen und an­de­ren Me­cha­nis­men dar­in ver­ber­gen. Wenn es not­wen­dig ist, ir­gend et­was zu ver­ste­cken, paßt man es in einen kom­ple­xen Be­häl­ter ein. Wie bei der Kro­ne von Hie­ron, dem Herr­scher der an­ti­ken Stadt Sy­ra­kus, bei der der Her­stel­ler das Ge­wicht an Nie­der­me­tal­len ver­ber­gen woll­te, die das rei­ne Me­tall er­setz­ten und so den Wert des Stückes min­der­ten. Aber Ar­chi­me­des hat­te Heu­re­ka ge­ru­fen und es her­aus­ge­fun­den, in­dem er das Prin­zip der Was­ser­ver­drän­gung an­wand­te.
    Viel­leicht zeich­ne­te das Band jetzt schon al­les auf. Wie gut, daß es nicht an sei­ne Ge­dan­ken reich­te. Aber was, wenn er einen na­tür­li­chen Vor­gang ver­rich­ten woll­te? Viel­leicht konn­te er die Hand so über den Kopf hal­ten, daß das Ge­rät nichts sah? Aber wenn er das tat, und plötz­lich rief je­mand: „Heu­re­ka!“?
    Er lä­chel­te. Lä­cher­li­che welt­li­che Ei­tel­keit! Was spiel­te es für ei­ne Rol­le, wel­chen Teil sei­ner Ana­to­mie die­ses Ge­rät er­blick­te? Wenn die Ex­per­ten die Mo­le­kü­le zu­rück­spiel­ten, wür­den sie rasch ge­lang­weilt wer­den durch die vie­len Mi­nu­ten des mensch­li­chen Was­serab­las­sens. Soll­te die Ma­schi­ne doch al­les an In­for­ma­tio­nen spei­chern, was sie nur konn­te, bis der Kelch über­lief!
    Plötz­lich hat­te er ei­ne Er­leuch­tung: der Kelch! Die­ses Arm­band war wie der Kelch beim Ta­rot, der kei­ne

Weitere Kostenlose Bücher