Der Gott von Tarot
und intelligenten Diener in ihre Traumwelten emigrieren. Doch das Kolonisationsprogramm wird nur sehr verworren und unkoordiniert durchgeführt, wie es oftmals mit derartigen Programmen und Bewegungen geschieht, ungeachtet aller Warnungen vor einem Zusammenbruch.
Es ist der reine Wahnsinn. Die Menschheit ist wie der wunderschöne Träumer in Schlüssel 0 des Tarot – der Narr –, der mit erhobenem Blick auf der Suche nach großartigen Erfahrungen nach Nordwesten wandert und den seine Füße um ein Haar in einen Abgrund tragen. Er wird großartige Erlebnisse haben, oh ja! Mit was für grandiosen Erwartungen diese neue Welt verbunden wird! Was für ein beeindruckendes Ziel, die Bevölkerung der Erde ohne Mühe auf eine angemessene Anzahl zu bringen! Aber was für ein Verhängnis droht bei der Durchführung, weil man bei diesem Abenteuer keine vernünftigen Kontrollen eingebaut hat.
Doch es gibt auch positive Aspekte: Immerhin hat der Narr Träume und edle Ziele, vielleicht auch die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Vielleicht ist es besser, in den Abgrund zu fallen, als ohne Ehrgeiz zu Hause zu bleiben. Die Narretei der Erde in der Zukunft ist eine komplexe Sache mit vielen lauteren, wenn auch frustrierenden Elementen, die vielleicht schließlich doch das größte Potential retten.
Dies ist die Geschichte von einem jener Elemente, ein einzelner Faden in einem riesigen Gobelin: Bruder Pauls Suche nach dem Gott von Tarot.
1
Fähigkeit
Wir schreiben das Jahr 252 A.D.: Kaiser Dezius ist erst seit einem Jahr im Amt, doch in diesem Zeitraum hat er die unruhigen Christen grausam verfolgt. Er hat einen gläubigen Jüngling gefangennehmen und ihn am ganzen Körper mit Honig einschmieren lassen, woraufhin man ihn in die brennende Sonne stellte und den Fliegen und Hornissen aussetzte. Einem anderen Christen wurde das andere Extrem zugedacht: Man band ihn an Händen und Füßen mit blumenumwundenen Seilen und legte ihn nackt auf ein Daunenbett an einen Ort, wo man das leise Murmeln eines Baches hörte. Eine leichte Brise streichelte ihn; er hörte süße Vogelstimmen und roch die duftenden Blumen. Dann kam ein außergewöhnlich schön gestaltetes und anzusehendes Mädchen und entkleidete ihren aufregenden Körper. Sie küßte und streichelte ihn, um seine Männlichkeit zu erregen und ihn zu einer letzten weltlichen Liebkosung zu verführen. Jedoch hatte der Jüngling seine Liebe Gott gewidmet, und dieser Sündenfall mit einer sterblichen Frau hätte ihn beschmutzt. Er besaß keine Waffe, mit der er sich hätte verteidigen können, doch seine Fähigkeit und sein Mut erwiesen sich als angemessen. Er biß sich die Zunge ab und spie sie der Hure ins Gesicht. Durch den Schmerz überkam er die Versuchung und errang für sich die Krone des geistigen Sieges. Paul, der selbst aufrechter Christ war, hatte diese Foltern miterlebt. Entsetzt war er in die Wüste geflohen, wo er den Rest seines Lebens allein in einer Höhle verbrachte. Auf diese Weise wurde er zum ersten christlichen Eremiten und als Sankt Paulus, der Einsiedler, bekannt.
Die großen Windmühlenflügel drehten sich, doch es wurde kein Wasser heraufgeschöpft. Aus dem Rohr tröpfelte es lediglich, und der Brunnen war fast leer. Das bedeutete eine Krise, denn dies war die Hauptwasserader für das ganze Gebiet.
Bruder Paul bedachte seine Lage. „Entweder ist es ein Absinken des Wasserspiegels oder ein Fehler an der Pumpe“, sagte er.
„Der Wasserspiegel?“ fragte Bruder Jakob entsetzt. „Aber soviel haben wir doch nicht geschöpft!“ Seine Sorge war ehrlich und aufrichtig. Die Brüder vom Heiligen
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