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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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‚ganz­heit­lich’, ‚Vi­si­on’ die Vi­si­on des Hei­li­gen Pau­lus auf der Stra­ße nach Da­mas­kus, die ihn Christ wer­den ließ. Man darf ihn nicht mit dem Hei­li­gen Paul, dem Ein­sied­ler, ver­wech­seln. Wir sind kei­ne Kir­che, son­dern eher ei­ne Bru­der­schaft. Wir möch­ten al­le Men­schen zu­ein­an­der brin­gen und sie das Uni­ver­sal­ge­setz der Schöp­fung leh­ren, um die Er­de auf das neue her­auf­zie­hen­de Zeit­al­ter vor­zu­be­rei­ten. Wir ver­su­chen, den Be­dürf­ti­gen zu hel­fen, gleich, was ih­re Be­dürf­nis­se sein mö­gen, und be­ra­ten sie ent­we­der oder bie­ten ih­nen ma­te­ri­el­le Hil­fe an. Wir le­gen großen Wert auf prak­ti­sche An­wen­dung – auch bei Wind­müh­len – in die­sen Ta­gen der schwin­den­den Zi­vi­li­sa­ti­on.“
    „He, das ist toll“, sag­te das Mäd­chen. „Kann je­der Mit­glied wer­den?“
    Dank sei ihr! Sie über­nahm sei­ne Auf­ga­be!
    „Je­der, der möch­te, nach ei­ner be­stimm­ten Lehr­zeit. Man muß den Or­den wirk­lich ver­ste­hen, ehe man wis­sen kann, ob man ein Teil da­von wer­den will.“
    „Warum tragt ihr Kut­ten und stu­diert die Bi­bel und so wei­ter?“ frag­te ei­ner der an­de­ren Jun­gen. Er hat­te dunkle Haut wie Bru­der Paul: Die Ge­sell­schaft pfleg­te die­se Ver­schmel­zung von ver­schie­de­nen Ras­sen im­mer noch ‚schwarz’ zu nen­nen. „Könnt ihr nicht ein­fach hin­aus­ge­hen und Gu­tes tun oh­ne die­se Ver­klei­dung?“
    „Ei­ne aus­ge­zeich­ne­te Fra­ge“, mein­te Bru­der Paul. „Ihr be­ginnt wirk­lich die Ver­bin­dung von In­halt und Form zu be­grei­fen. Ei­ne gu­te Idee ist oh­ne die an­ge­mes­se­ne Form, in die man sie klei­det, Ver­schwen­dung. Zum Bei­spiel wä­re ei­ne ex­zel­len­te Idee für ein Buch durch un­be­hol­fe­ne oder un­ge­naue Schreib­wei­se ver­geu­det. Auch ist ei­ne gu­te Idee, wie man Ener­gie aus dem Wind ge­winnt, um­sonst, wenn man die Ge­rät­schaf­ten da­zu nur un­voll­stän­dig her­stellt. Viel­leicht ist der Mensch sel­ber ei­ne Idee, die im Kopf des Schöp­fers exis­tiert – doch auch die­se Idee muß die ihr ge­mä­ße Ge­stalt an­neh­men. So ist das auch bei uns im Or­den der Hei­li­gen Vi­si­on: Wir mei­nen, daß For­men wich­tig, ja so­gar von der grund­le­gen­den Idee un­trenn­bar sind.“
    „Aber das ist McLuha­nis­mus“, sag­te der drit­te Jun­ge. Er war ein wei­ßer, schwarz­haa­ri­ger, sau­be­rer Jun­ge, der et­was äl­ter als die an­de­ren war. Wahr­schein­lich war er auch ge­bil­de­ter. Er hat­te ein Wort be­nutzt, das heut­zu­ta­ge nur noch we­ni­gen be­kannt war, um die Kennt­nis­se des Leh­rers auf die Pro­be zu stel­len.
    „Nicht hun­dert­pro­zen­tig“, ent­geg­ne­te Bru­der Paul, froh, auf die Her­aus­for­de­rung ei­ne Ant­wort zu wis­sen. „Das Me­di­um ist viel­leicht un­trenn­bar von der Bot­schaft, aber es ist nicht die Bot­schaft. Viel­leicht wür­den un­se­ren Zwe­cken an­de­re Aus­drucks­for­men eben­so dien­lich sein, aber wir ha­ben ein Sys­tem, das zu funk­tio­nie­ren scheint, und wir wer­den es bei­be­hal­ten, bis es uns sinn­voll er­scheint, es zu än­dern.“ Einen Mo­ment lang schloß er die Au­gen und schick­te ein stum­mes Dank­ge­bet aus, weil die Stun­de so gut ver­lief. „Wir mei­nen, daß Gott, uns zu füh­ren, kein bes­se­res Mit­tel hat als die Bi­bel, aber ei­nes Ta­ges viel­leicht …“
    „Un­sinn“, warf der gries­grä­mi­ge Jun­ge ein. „Gott exis­tiert nicht, und die Bi­bel ist un­wich­tig. Al­les Aber­glau­be.“
    Jetzt war der Feh­de­hand­schuh ge­wor­fen. Al­le blick­ten auf Bru­der Paul, um sei­ne Re­ak­ti­on ab­zu­war­ten.
    Sie wur­den ent­täuscht. „Viel­leicht hast du recht“, ent­geg­ne­te die­ser oh­ne Ver­stim­mung. „Skep­ti­zis­mus ist et­was Ge­sun­des. Wenn ich je­doch für mich al­lein spre­che, dann muß ich al­ler­dings sa­gen, wenn ich auch manch­mal so füh­le wie du, so bin ich doch zu an­de­ren Zei­ten ab­so­lut si­cher, daß Gott re­al und wich­tig ist. Es liegt an je­der ein­zel­nen Per­son, dies zu ent­schei­den – und in­ner­halb des Or­dens hat er da­zu die Frei­heit. Wir dik­tie­ren kei­ne Re­li­gi­on, und wir sto­ßen

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