Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
pol­ter­te über den Bo­den. Der Mann fiel her­ab, und sei­ne Fü­ße be­rühr­ten eben­falls den Bo­den. Er sah über­rascht aus. Er öff­ne­te den Mund, als wol­le er schrei­en – und ver­schwand.
    Zit­ternd blick­te Bru­der Paul auf die Stel­le, an der die Münz-Vier ge­we­sen war. Die Er­schei­nung war greif­bar ge­we­sen! Ge­nau wie ges­tern die Sym­bo­le im Spei­se­saal. Es gab kei­nen Zwei­fel mehr: Der Glau­be an ein Bild ließ es re­al wer­den. Glau­be war der Schlüs­sel.
    Bru­der Paul steck­te die Kar­ten ein. Es war klar, daß er das auf den Kar­ten Er­blick­te zum Le­ben er­we­cken konn­te, und die­se Kon­struk­te schie­nen ihn nicht kör­per­lich zu be­dro­hen. Aber gab es wirk­lich ei­ne dar­über hin­aus­ge­hen­de Be­deu­tung? Wenn dies ein­fach ein Kunst­werk war – drei­di­men­sio­na­le Bil­der re­pro­du­zie­ren, aus Bil­dern Skulp­tu­ren pro­du­zie­ren –, dann war ge­wiß kein be­son­de­rer Gott im Spiel.
    „Bru­der Paul“, mur­mel­te ei­ne lei­se Stim­me.
    Wenn es kein Gott war – zu­min­dest kei­ner, der die Ani­ma­tio­nen di­rekt kon­trol­lier­te –, dann war sei­ne Auf­ga­be ei­ne ein­fa­che. Er konn­te das Pro­blem für ge­löst er­klä­ren und heim­ge­hen. Aber si­cher hät­ten sich die Ko­lo­nis­ten nicht vor den Ani­ma­tio­nen al­lein so ge­fürch­tet, wenn es nur ei­ne Kunst­form wä­re, je­den­falls nicht mehr, als sie sich vor den Vul­ka­nen oder Ta­rot­bla­sen fürch­te­ten. Und was war der ge­naue Grund für die­se Er­schei­nun­gen? Sein Wil­le kon­trol­lier­te ein be­stimm­tes Bild, aber ir­gend et­was an­de­res muß­te es hier mög­lich ma­chen, wäh­rend es an­ders­wo un­mög­lich blieb.
    „Bru­der Paul“, wie­der­hol­te die lei­se Stim­me. „Kannst du mich er­ken­nen?“
    Er wuß­te, er muß­te sehr vor­sich­tig vor­ge­hen. Er glaub­te an Gott, und das war der mäch­tigs­te und über­zeu­gends­te Glau­be, die Er­kennt­nis des­sen, was sein Le­ben vor acht Jah­ren ver­än­dert hat­te. Aber er hat­te nie­mals so ge­tan, als kön­ne er die­sen Gott all­zu ge­nau de­fi­nie­ren. Es war wich­tig, daß sei­ne Ge­dan­ken ob­jek­tiv blie­ben und er nicht ir­gend­ei­ne Gott­heit nach sei­nem ei­ge­nem Bil­de schuf. Das war Pfar­rer Siltz’ Sor­ge ge­we­sen, und sie war be­rech­tigt. Bei die­ser Missi­on wie auch im Le­ben hieß sein Gott Wahr­heit: die ge­naues­te, ob­jek­tivs­te und er­klär­bars­te Wahr­heit, die er über­haupt wahr­neh­men konn­te.
    Wenn sich Gott selbst durch das Me­di­um der Ani­ma­ti­on ma­ni­fes­tie­ren soll­te, wür­de Er sich ge­wiß auf Sei­ne Wei­se zu er­ken­nen ge­ben. Un­zwei­fel­haft aber auf Sei­ne Wei­se, wie ihm be­reits je­mand na­he­ge­legt hat­te. Bru­der Paul muß­te sich le­dig­lich be­reit hal­ten für die­se tran­szen­den­te Ent­hül­lung, je­ne obers­te Ein­ge­bung.
    „Herr“, mur­mel­te er, „laß mich auf der Su­che nach Dir nicht selbst zum Nar­ren wer­den.“ Aber er muß­te sich schon vor­wer­fen: Das war ein selbst­süch­ti­ges Ge­bet. Wenn es not­wen­dig sein soll­te, zum Nar­ren zu wer­den, um Gott zu ent­de­cken, dann wä­re es das schon wert. War dies üb­ri­gens nicht der Cha­rak­ter des Nar­ren beim Ta­rot?
    Sei­ne Stun­de lief ab. Wenn er über den gest­ri­gen Punkt hin­aus­ge­hen woll­te, muß­te er bald an­fan­gen. Er zog die Kar­ten wie­der her­vor und misch­te sie, wo­bei er auf ei­ne In­spi­ra­ti­on war­te­te. Die Klei­nen Ar­ka­nen reich­ten nicht aus. Soll­te er ei­ne Bild­kar­te be­le­ben? Viel­leicht einen Kö­nig oder ei­ne Kö­ni­gin?
    Ei­ne Ge­stalt er­schi­en. Weib­lich. Kam auf ihn zu. Aber er hat­te kei­ne wei­te­re Ani­ma­ti­on ver­sucht! Es sei denn …
    Das war es. Er war die Fol­ge der Schwer­ter durch­ge­gan­gen, und da war die Acht: Ei­ne ge­beug­te und ver­hüll­te Frau in ei­nem Wald star­ren­der Schwer­ter. Das be­deu­te­te ei­ne schlech­te Nach­richt, ei­ne Kri­se, Zwi­schen­fäl­le. Er hat­te sie un­be­wußt her­bei­ge­ru­fen. Jetzt muß­te er auf­pas­sen; er be­fand sich nun tief in der Ani­ma­ti­ons­re­gi­on und er­warb durch die Pra­xis ei­ne sol­che Fä­hig­keit, daß je­de Kar­te, auf

Weitere Kostenlose Bücher