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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Au­gen, die vor ei­nem in­sel­über­sä­ten See hock­te. In den Hän­den hielt sie zwei lan­ge Schwer­ter. Die Ar­me wa­ren vor der Brust ge­kreuzt, so daß die Schwert­spit­zen die Form ei­nes V bil­de­ten. Er hat­te die Kar­te ver­kehrt her­um, das un­ters­te zu­oberst, auf­ge­deckt.
    Ehe er ver­such­te, sie zu be­le­ben, ging er wei­te­re fünf­zig Schrit­te nach Nor­den, in der Hoff­nung, die Wir­kung wür­de dort stär­ker und dau­er­haf­ter wer­den. Er woll­te nicht noch ein­mal ein schwan­ken­des, ver­zerr­tes Bild, das sei­ne Si­cher­heit er­schüt­ter­te. Er kon­zen­trier­te sich auf die Kar­te, so wie sie war, und blick­te auf.
    Da saß auch die Da­me mit den ver­bun­de­nen Au­gen, und je­des De­tail stimm­te. Da wa­ren der See, die In­seln und der Halb­mond zwi­schen dem Schwer­ter-V. Und die ge­sam­te Sze­ne war um­ge­dreht wie die Kar­te. Der See be­fand sich oben, der Mond un­ten; es war, als wür­de sie durch die Schwer­ter ge­hal­ten.
    Ei­ne Um­keh­rung konn­te beim Ta­rot große Be­deu­tung ha­ben. Bei der Weis­sa­gung – das war der höf­li­che Aus­druck für die Wahr­sa­ge­rei – be­deu­te­te es, die Bot­schaft der Kar­te war ent­we­der in der Wir­kung ab­ge­schwächt oder ver­än­dert. Bru­der Paul wuß­te, daß nach dem Au­tor die­ser Kar­ten, Ar­thur Wai­te, die um­ge­dreh­te Schwert-Zwei ein Omen für Schwin­del, Falsch­heit oder Il­loya­li­tät be­deu­te­te. Ein schlech­tes Zei­chen?
    Nein, hier han­del­te es sich nicht um Weis­sa­ge­rei! Es war le­dig­lich ein Ex­pe­ri­ment, der Test ei­ner be­stimm­ten Wir­kung. Au­ßer­dem glaub­te er nicht an Vor­zei­chen. Für sei­ne Zwe­cke hat­te die Um­keh­rung kei­ne Be­deu­tung, weil so et­was na­tür­lich nicht ge­sche­hen wür­de. Er hat­te es her­bei­ge­ru­fen! Nach der Ve­ri­fi­ka­ti­on ließ er das Bild wie­der schwin­den.
    Bru­der Paul sor­tier­te und misch­te die vier Drei­en und deck­te ei­ne auf. Kelch, um­ge­dreht. Er kon­zen­trier­te sich, und da er­schie­nen die drei Mäd­chen tan­zend in ei­nem Gar­ten mit hoch­er­ho­be­nen Kel­chen, die sie ein­an­der an­bo­ten. Um­ge­dreht.
    Wenn er an Weis­sa­gung glaub­te, ge­rie­te er nun in ge­hö­ri­ge Zwei­fel. Die Kelch-Drei deu­te­te den glück­li­chen Aus­gang ei­ner Sa­che an; um­ge­dreht wür­de sie be­deu­ten …
    Stirn­run­zelnd leg­te er die Kar­te fort und sah, wie die Vi­si­on ver­schwand. Er nahm die Vie­ren. Beim Mi­schen ging er noch wei­ter nach Nor­den. Der Ani­ma­ti­ons­ef­fekt schi­en trotz der Um­keh­run­gen stär­ker zu wer­den; dies konn­te an dem kräf­ti­ger wer­den­den Feld lie­gen oder an dem, was den Ef­fekt her­vor­rief – was im­mer es sein moch­te. Viel­leicht auch an sei­ner zu­neh­men­den Er­fah­rung. Die­ses Mal wür­de er es wirk­lich auf die Pro­be stel­len, in­dem er et­was Be­rühr­ba­res her­bei­zau­bern wür­de.
    Er dreh­te die Pen­ta­gramm-Vier um. Das war Wai­tes Na­me für die Schei­ben oder Mün­zen. Doch auch die­se Kar­te lag ver­kehrt her­um. Und das Bild form­te sich vor sei­nen Au­gen, oh­ne daß er es recht woll­te. Um­ge­kehrt. Es war ein jun­ger Mann mit ei­ner Gold­schei­be auf dem Kopf, und auf der Schei­be war ein fünf­za­cki­ger Stern ein­ge­ritzt; ei­ne wei­te­re der­ar­ti­ge Schei­be hielt er vor sich, und zwei wei­te­re la­gen un­ter sei­nen Fü­ßen. Über sei­nen Fü­ßen in die­ser Po­si­ti­on.
    „Ver­dammt!“ fluch­te Bru­der Paul in höchst un­hei­li­ger Wei­se. Er war der Um­keh­run­gen über­drüs­sig, eben­so ih­rer theo­re­ti­schen War­nun­gen vor Pro­ble­men, an die er nicht glaub­te. Er ging wei­ter und mach­te ei­ne Arm­be­we­gung, als wol­le er die Vi­si­on bei­sei­te fe­gen. Fast si­cher, daß er auf nichts sto­ßen wür­de, fi­xier­te sein Blick die schö­ne Stadt in der Fer­ne, die wie in ei­nem Spie­gel­bild eben­falls auf dem Kopf stand.
    Die Hand schlug ge­gen die vor­ders­te Schei­be. Sie flog weit fort und er­in­ner­te ihn kurz an Ten­ny­sons La­dy of Sha­lott, de­ren Spin­del weit ge­flo­gen war und den Spie­gel zer­sprun­gen hat­te. Leb­te er, eben­so wie die La­dy, in der Phan­ta­sie? Die Schei­be tanz­te und

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