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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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die er auch nur einen Blick warf, zum Le­ben er­weckt wer­den konn­te, so­gar oh­ne sei­nen be­wuß­ten Wil­len.
    Nun, Zeit für ei­ne Große Ar­ka­ne: Er woll­te se­hen, ob er das Ta­rot­spiel selbst auf sei­ne Fra­gen ant­wor­ten las­sen konn­te. Wie­der­um zog Bru­der Paul die Kar­ten her­vor, sor­tier­te die Großen Ar­ka­nen her­aus und wähl­te den Ho­he­pries­ter. Das war die Ar­ka­ne Fünf sei­nes Spiels. Der große Leh­rer und Re­li­gi­ons­va­ter, in an­de­ren Kar­ten als Hie­rophant oder Papst be­kannt, Ge­gen­stück zur Ho­he­pries­te­rin. Es hing al­les von der Re­li­gi­on und dem Ziel der Per­son ab, der die je­wei­li­ge Va­ri­an­te ent­wi­ckelt hat­te. Der Ti­tel der Kar­te spiel­te oh­ne­hin kei­ne Rol­le; ei­ni­ge Spie­le kann­ten gar kei­ne Ti­tel. Die Bil­der tru­gen die Sym­bo­le. Si­cher wür­de die­se wür­di­ge Ge­stalt in der Ar­ka­ne Fünf die Be­deu­tung der Ani­ma­tio­nen wis­sen, wenn es über­haupt ei­ne gab.
    Bru­der Paul kon­zen­trier­te sich, und die Ge­stalt ma­te­ria­li­sier­te sich. Sie saß auf ei­nem Thron, bei­de Hän­de er­ho­ben, die rech­te Hand­flä­che nach oben ge­hal­ten, zwei Fin­ger zum Se­gen ge­streckt. Die lin­ke Hand hielt ein Zep­ter, auf dem ein drei­fa­ches Kreuz stand. Der Mann trug ei­ne wei­te ro­te Ro­be und einen gol­de­nen Kopf­putz. Vor ihm knie­ten zwei Mön­che mit Ton­sur; hin­ter ihm er­ho­ben sich zwei ver­zier­te Säu­len.
    Bru­der Paul merk­te, daß er zit­ter­te. Er hat­te die Leit­fi­gur der rö­misch-ka­tho­li­schen Kir­che her­bei­ge­zau­bert, was für einen Na­men ihm ein pro­tes­tan­ti­sches Kar­ten­spiel auch im­mer zu­er­kannt hat­te. Hat­te er das Recht da­zu?
    Ja, fand er. Das war nicht der rich­ti­ge Papst, son­dern ein Re­prä­sen­tant von ei­ner Kar­te. Wahr­schein­lich ein hirn­lo­ses Ding, ei­ne blo­ße Sta­tue. Aber die­se See­len­lo­sig­keit muß­te er her­aus­fin­den, da­mit Bru­der Paul si­cher­ge­hen konn­te, daß sich hin­ter den Er­schei­nun­gen kei­ne In­tel­li­genz ver­barg.
    „Emi­nenz“, mur­mel­te er und beug­te den Kopf mit dem glei­chen Re­spekt, den er Wür­den­trä­gern an­de­rer Glau­bens­rich­tun­gen er­wies. Man brauch­te nicht die Phi­lo­so­phie ei­ner Per­son zu tei­len, um de­ren Ein­tre­ten da­für zu re­spek­tie­ren. „Darf ich um ei­ne Au­di­enz bit­ten?“
    Der Kopf der Fi­gur neig­te sich. Der lin­ke Arm senk­te sich. Der Blick fiel auf Bru­der Paul. Die Lip­pen be­weg­ten sich. „Du darfst“, sag­te der Ho­he­pries­ter.
    Er hat­te ge­spro­chen !
    Nun, die­ses Auf­zeich­ner-Arm­band wür­de spä­ter nach­wei­sen, ob dies nun zu­traf oder nicht. Die Stim­men­ana­ly­se wür­de zei­gen, daß Bru­der Paul mit sich sel­ber sprach. Das spiel­te kei­ne Rol­le; es war sein Auf­trag, die­se Be­ob­ach­tun­gen zu un­ter­neh­men und al­le Er­schei­nun­gen her­bei­zu­ru­fen, die er her­bei­ru­fen konn­te, da­mit die Auf­zeich­nun­gen voll­stän­dig wür­den. Er konn­te es sich nicht leis­ten, zu­rück­hal­tend zu sein, weil er viel­leicht per­sön­lich nicht moch­te, was sich ma­ni­fes­tier­te. Es tat ihm be­reits leid, den Hie­rophan­ten be­lebt zu ha­ben; nun muß­te er mit der Er­schei­nung spre­chen, und das schi­en ihn in­tel­lek­tu­ell ge­se­hen zu kom­pro­mit­tie­ren, in­dem er ein We­sen le­gi­ti­mier­te, das er ei­gent­lich für il­le­gi­tim hielt. Nun, wei­ter.
    „Ich bin auf der Su­che nach In­for­ma­tio­nen“, sag­te er kläg­lich.
    Der hei­li­ge Kopf neig­te sich. „Fra­ge, und sie wer­den dir ge­ge­ben.“
    Bru­der Paul dach­te dar­an, ob er fra­gen sol­le, ob Gott hin­ter der Er­schei­nung ste­he, und wenn dies der Fall sei, wie es um sei­ne wah­re Na­tur be­stellt sei. Aber da dach­te er an ein Er­eig­nis sei­ner Stu­di­en­zeit, als ein Freund ein drei­jäh­ri­ges Kind ei­nes an­de­ren Stu­den­ten mit der Fra­ge gen­eckt hat­te: „Klei­nes Mäd­chen, was ist das We­sen der letzt­end­li­chen Rea­li­tät?“ Das Kind hat­te prompt geant­wor­tet: „Lol­li­pops.“ Ta­ge­lang war die­se Ant­wort Cam­pus­ge­spräch ge­we­sen; die all­ge­mei­ne Mei­nung hielt da­für, daß die­se

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