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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Grund­la­ge für ei­ne Fa­mi­lie bil­det.“
    „Aber ab­so­lut nicht!“ be­harr­te der Hie­rophant. „Die Lust der Un­zucht ist das Mach­werk des Sa­tans, und die Emp­fäng­nis ei­nes Kin­des Got­tes Stra­fe für die­se Sün­de, ei­ne le­bens­läng­li­che Stra­fe.“
    „Stra­fe?“ rief Bru­der Paul un­gläu­big aus. „Wenn ich ein Kind hät­te, wür­de ich es im­mer lieb­ha­ben.“ Aber er frag­te sich, ob dies rei­ne Rhe­to­rik war. Er hat­te kei­ner­lei Er­fah­rung mit Kin­dern.
    Der Hie­rophant run­zel­te die Stirn. „Du be­fin­dest dich auf dem di­rek­ten Weg in die ewi­ge Ver­damm­nis.“
    „Aber Ihr habt ge­sagt, es gä­be kein Le­ben nach dem To­de! Wie kann es dann ewi­ge Ver­damm­nis ge­ben?“
    „Reue! Quä­le dich sel­ber, un­ter­wirf dich der lie­be­vol­len Gna­de des Herrn in der Hoff­nung, daß Er dich nicht all­zu­lan­ge fol­tert. Viel­leicht wird dei­ne See­le nach ei­ner pas­sen­den, furcht­ba­ren Stra­fe von ih­rer ent­setz­li­chen, ab­grund­tie­fen Schuld ge­rei­nigt.“
    Bru­der Paul schüt­tel­te den Kopf. „Ich ver­su­che ernst­haft, of­fen und ob­jek­tiv zu sein, aber ich mer­ke, ganz ernst kann ich Euch nicht neh­men. Al­so ver­schwen­det Ihr mei­ne Zeit. Fort!“ Er wand­te sich um in der Über­zeu­gung, die Er­schei­nung wür­de sich auf­lö­sen. Viel­leicht hat­te er bei die­sem Zu­sam­men­tref­fen ver­lo­ren, weil er es ab­brach, doch er be­reu­te es auch nicht.
    Die­se Ani­ma­tio­nen wa­ren fas­zi­nie­rend. Es gab ein un­ge­heu­res Po­ten­ti­al für einen phy­si­ka­li­schen, in­tel­lek­tu­el­len und geis­ti­gen Gott, wenn man ihn nur rich­tig be­griff. Das war ihm bis­lang nicht ge­lun­gen. Die Hie­rophant-Er­schei­nung hat­te le­dig­lich Pseu­do-Phi­lo­so­phie von sich ge­ge­ben, so platt, wie es ei­ner Kar­ten­ge­stalt ge­bühr­te. Wenn er ei­ne schö­ne Frau her­bei­ge­ru­fen hät­te – wä­re sie wohl eben­so schlimm ge­we­sen?
    Ei­ne schö­ne Frau. Das reiz­te ihn auf ei­ner an­de­ren Ebe­ne. Man­che Män­ner hiel­ten In­tel­lekt bei ei­ner Frau für über­flüs­sig, und in der Tat hat­ten ei­ni­ge un­ge­wöhn­lich dum­me Frau­en ei­ne aus­ge­zeich­ne­te Kar­rie­re ge­schafft, in­dem sie Bei­ne ge­öff­net und den Mund ge­schlos­sen hiel­ten. Das war nicht das, was Bru­der Paul sich vor­stell­te, doch In­ter­es­se war schon vor­han­den. Wä­re ei­ne her­bei­ge­zau­ber­te Frau be­rühr­bar, ver­führ­bar? Konn­te man sie küs­sen? – Ein Kon­strukt aus Luft, wie ein Dä­mon, ein Nacht­mahr?
    Er lös­te sich von die­ser Spe­ku­la­ti­on. Es war zu reiz­voll; viel­leicht be­fand er sich wirk­lich schon seit lan­gem auf dem Weg zur Ver­damm­nis. Ein Phä­no­men wie die Ani­ma­tio­nen da­zu be­nut­zen, ei­ne flüch­ti­ge Lust zu be­frie­di­gen? Si­cher, Lust sel­ber war nichts Falsches; es war Got­tes Art und Wei­se, den Men­schen dar­an zu er­in­nern, daß sei­ne Spe­zi­es fort­ge­pflanzt wer­den muß­te, und es stat­te­te Frau­en mit ge­rin­ge­rer Kör­per­kraft mit ei­nem Mit­tel aus, auf an­de­re Wei­se nicht lenk­ba­re Män­ner zu zäh­men. Aber auf ein Luft­ge­bil­de ge­rich­te­te Lust konn­te kaum die­sen Zwe­cken die­nen. „He­be dich hin­weg von mir, Sa­tan“, mur­mel­te er. Aber auch das Ge­bet nütz­te nichts, denn Sa­tan war auch der Herr der Un­zucht: nicht der Typ Mann, den man gern in sei­nem Rücken ste­hen hat.
    Bru­der Paul blick­te auf die Uhr. Sei­ne Zeit war ab­ge­lau­fen, er war so­gar schon zu spät dran. Warum hat­ten die Be­ob­ach­ter ihn nicht ver­stän­digt? Er muß­te in das neu­tra­le Ge­biet zu­rück­keh­ren.
    Aber wo­hin muß­te er sich wen­den? Dich­te Wol­ken wir­bel­ten um ihn her; ein Sturm zog nä­her. Warum hat­te er sein Kom­men nicht be­merkt? Auch das hät­ten die Be­ob­ach­ter zum An­laß neh­men sol­len …
    Plötz­lich fiel es ihm wie­der ein. Sie hat­ten ihn ja ge­ru­fen! Und er war zu be­schäf­tigt ge­we­sen, um es be­wußt auf­zu­neh­men. Der Pas­tor muß­te an­ge­nom­men ha­ben, daß das Zei­chen nicht durch­ge­drun­gen war. Aber er hät­te doch je­man­den …
    Das ver­hüll­te Mäd­chen, das die Schwert-Acht dar­stell­te! War

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