Der Gott von Tarot
Grundlage für eine Familie bildet.“
„Aber absolut nicht!“ beharrte der Hierophant. „Die Lust der Unzucht ist das Machwerk des Satans, und die Empfängnis eines Kindes Gottes Strafe für diese Sünde, eine lebenslängliche Strafe.“
„Strafe?“ rief Bruder Paul ungläubig aus. „Wenn ich ein Kind hätte, würde ich es immer liebhaben.“ Aber er fragte sich, ob dies reine Rhetorik war. Er hatte keinerlei Erfahrung mit Kindern.
Der Hierophant runzelte die Stirn. „Du befindest dich auf dem direkten Weg in die ewige Verdammnis.“
„Aber Ihr habt gesagt, es gäbe kein Leben nach dem Tode! Wie kann es dann ewige Verdammnis geben?“
„Reue! Quäle dich selber, unterwirf dich der liebevollen Gnade des Herrn in der Hoffnung, daß Er dich nicht allzulange foltert. Vielleicht wird deine Seele nach einer passenden, furchtbaren Strafe von ihrer entsetzlichen, abgrundtiefen Schuld gereinigt.“
Bruder Paul schüttelte den Kopf. „Ich versuche ernsthaft, offen und objektiv zu sein, aber ich merke, ganz ernst kann ich Euch nicht nehmen. Also verschwendet Ihr meine Zeit. Fort!“ Er wandte sich um in der Überzeugung, die Erscheinung würde sich auflösen. Vielleicht hatte er bei diesem Zusammentreffen verloren, weil er es abbrach, doch er bereute es auch nicht.
Diese Animationen waren faszinierend. Es gab ein ungeheures Potential für einen physikalischen, intellektuellen und geistigen Gott, wenn man ihn nur richtig begriff. Das war ihm bislang nicht gelungen. Die Hierophant-Erscheinung hatte lediglich Pseudo-Philosophie von sich gegeben, so platt, wie es einer Kartengestalt gebührte. Wenn er eine schöne Frau herbeigerufen hätte – wäre sie wohl ebenso schlimm gewesen?
Eine schöne Frau. Das reizte ihn auf einer anderen Ebene. Manche Männer hielten Intellekt bei einer Frau für überflüssig, und in der Tat hatten einige ungewöhnlich dumme Frauen eine ausgezeichnete Karriere geschafft, indem sie Beine geöffnet und den Mund geschlossen hielten. Das war nicht das, was Bruder Paul sich vorstellte, doch Interesse war schon vorhanden. Wäre eine herbeigezauberte Frau berührbar, verführbar? Konnte man sie küssen? – Ein Konstrukt aus Luft, wie ein Dämon, ein Nachtmahr?
Er löste sich von dieser Spekulation. Es war zu reizvoll; vielleicht befand er sich wirklich schon seit langem auf dem Weg zur Verdammnis. Ein Phänomen wie die Animationen dazu benutzen, eine flüchtige Lust zu befriedigen? Sicher, Lust selber war nichts Falsches; es war Gottes Art und Weise, den Menschen daran zu erinnern, daß seine Spezies fortgepflanzt werden mußte, und es stattete Frauen mit geringerer Körperkraft mit einem Mittel aus, auf andere Weise nicht lenkbare Männer zu zähmen. Aber auf ein Luftgebilde gerichtete Lust konnte kaum diesen Zwecken dienen. „Hebe dich hinweg von mir, Satan“, murmelte er. Aber auch das Gebet nützte nichts, denn Satan war auch der Herr der Unzucht: nicht der Typ Mann, den man gern in seinem Rücken stehen hat.
Bruder Paul blickte auf die Uhr. Seine Zeit war abgelaufen, er war sogar schon zu spät dran. Warum hatten die Beobachter ihn nicht verständigt? Er mußte in das neutrale Gebiet zurückkehren.
Aber wohin mußte er sich wenden? Dichte Wolken wirbelten um ihn her; ein Sturm zog näher. Warum hatte er sein Kommen nicht bemerkt? Auch das hätten die Beobachter zum Anlaß nehmen sollen …
Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Sie hatten ihn ja gerufen! Und er war zu beschäftigt gewesen, um es bewußt aufzunehmen. Der Pastor mußte angenommen haben, daß das Zeichen nicht durchgedrungen war. Aber er hätte doch jemanden …
Das verhüllte Mädchen, das die Schwert-Acht darstellte! War
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