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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Umgebung wie ein Hort der Sicherheit erschien.
    Es war sauber. Stroh war kniehoch aufgeschüttet, frisches Wasser stand in einem Bottich bereit, und sogar an eine zerschlissene Decke hatte die Dirne gedacht. Pirmen atmete erleichtert auf und kuschelte sich unter das nach faulem Fleisch stinkende Stück Tuch. Das Kerzenlicht, hinter nahezu blindem Rundglas verborgen, verbreitete anheimelnden Schein.
    Müdigkeit übermannte Pirmen. Weder kümmerte ihn das Geschnarche, das aus anderen für zahlungswillige Reisende bereitgestellten Kojen drang, noch das tierische Schnaufen, Grunzen, Scharren, Furzen oder Rülpsen. Für einen Augenblick schlich sich ein Gedanke an den Gottbettler in sein Bewusstsein, dann sackte er weg, hinein in sein Traumland, das er sich vor einigen Jahren dank der Schulung anderer Magicae angeeignet hatte. Dort traf er auf Personen aus historischen Schriften, die ihn belehrten und berieten und ihm längst zu unverzichtbaren Freunden geworden waren.
    Der Weise Hortisemis flüsterte ihm zu, rätselhaft wie immer: »Du bist nahe am Ziel, mein Freund, aber Distanzen lassen sich nicht nur in Entfernungen messen.«
    »Vor dir liegt ein Weg, der noch niemals beschritten wurde«, ergänzte Pankart Gutgläub mit der ihm eigenen Bedächtigkeit. »Er scheint bloß über ein geringes Stück Land zu führen. Doch um dies zu überwinden, kleiner Pirmen Courtix, musst du viele Umwege nehmen, womöglich sogar umkehren und den Weg erneut in Angriff nehmen.«
    »Ja, ja«, murmelte er schläfrig und drehte sich auf die Seite. Mit matten Bewegungen schüttete er noch mehr Stroh rings um sich auf; eine Schicht isolierenden Materials, die ihm noch mehr Wärme und die Illusion von Heimeligkeit verschaffte.
    Das Licht neben ihm verblasste, und auch die Gestalten des Traumlands traten mit bedächtigen Schritten in jene Nischen zurück, aus denen sie hervorgetreten waren. Eine von ihnen, Palias Aquerta, sah sorgenvoll auf ihn hinab. Zeigte seine Beschützerin, der sich Pirmen besonders verpflichtet fühlte, etwa Bedenken oder gar Angst?
    Seltsam …
    Pirmen glitt in die Dunkelheit, in diesen Bereich bleierner Schwere, die kein Magicus mochte oder – je nach Begabung und Erfahrung – sogar hasste. Denn dies war eine Welt, über die sie keinerlei Kontrolle hatten.
    Ein Geräusch weckte ihn. Eine Berührung. Unangenehm war sie, und sie machte, dass er voll Scham an seine Jugendtage zurückdenken musste. Sein Schwanz fühlte sich feucht an. Hatte er sich etwa angepisst?
    Nein. Denn die Nässe verband sich mit Berührungen und Bewegungen und Tönen.
    »Bist du endlich wach?«, fragte ihn jemand.
    »Eilidh? Was tust du da?!«
    »Das, was ich dir versprochen hatte, kleiner Mann. Gefällt es dir etwa nicht? Dein Schwanz ist nämlich ganz auf meiner Seite …«
    Weiteres Schmatzen. Sauggeräusche. Etwas, das sich wie ein Furz anhörte. Die raue Haut einer Hand, die ihn streichelte, dort, wo es angenehm und angsterregend zugleich war. Dort, wo es nicht geschehen durfte.
    »Lass das bleiben, Eilidh!«, sagte er so eindringlich wie möglich. Er drückte gegen die Schultern der Frau und versuchte sie wegzuschieben. Doch sie widersetzte sich erfolgreich; kein Wunder angesichts der Schwäche, die ihn im Griff hielt.
    »Du magscht es. Du willscht es.«
    Unsägliche Geräusche verdeutlichten die wachsende Gier und Erregung der Frau. Stroh bewegte sich, dort, wo sie ihr Becken kreisen ließ und immer wieder über seine Knie streifte. Sie keuchte leise. Pirmen nahm in diesem diffusen Bereich zwischen Schlafen, Erregung, Wachsein und Abscheu ein Kraftfeld wahr, das die Dirne umgab. Es leuchtete in kräftigem Blau, in jenem Farbton, der im Leib eines jeden Weibs steckte, sobald es sich seiner Geilheit hingab.
    Du darfst es nicht tun! , warnte Palias Aquerta, die ihn festhalten, die ihn vor dem schädlichen Einfluss Eilidhs retten wollte. Doch ihre Stimme klang dumpf und schwächlich. Pirmen hatte das Traumland längst wieder durchquert, auf dem umgekehrten Weg hin zum Wachsein.
    Bleib bei mir, Freund! , bettelte die Ikone. Verzweifelt streckte sie beide Hände nach ihm aus, doch er trieb an ihr vorbei, hinein in die Wirklichkeit, hin zu Eilidh, die eben mit ihrem Schandmaul von ihm abließ und ein zufriedenes Schnurren von sich gab.
    Pirmen war nun völlig wach. Es gab kein Zurück. Niemand konnte verhindern, was nun folgte. Er packte die Dirne. Stülpte sie mit einem Ruck über sich. Verband die Feuchtigkeit, die sie auf seinem Einauge

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