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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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fester Stimme: »Ja. Wenn du uns sicher an unser Ziel bringst, wirst du so gutes Habanea bekommen, wie du ihn noch nie zuvor getrunken hast.«
    »Ich kenne Habanea! Ich habe es im Süden Aenas’ gekostet. Es war … unglaublich.«
    »Meines ist besser«, behauptete Pirmen.
    Gibling leckte über die Lippen und ging weiter. Er murmelte einem gelangweilten Wachtposten ein paar launige Worte zu, schlug im Vorbeigehen einer mit Wäsche beladenen Frau mit der flachen Hand auf den drallen Hintern, salutierte ehrerbietig vor einem ranghohen Vorgesetzten und sorgte ansonsten dafür, dass man sie nicht behelligte. Nur als er in der Ferne Vertreter des Kleinen Volkes sah, zeigte er leichte Nervosität. Die Zwerge waren für ihr feines Gespür für Lug und Trug bekannt. Das Dreiergespann tat gut daran, ihnen so weiträumig wie möglich auszuweichen.
    Eine Stunde verging, sie entzündeten Fackeln. Die Palisaden der Stadt blieben stets rechts von ihnen. Endlich hatten sie die gut bewehrte Stadt umgangen. Sie bewegten sich über einen steinigen Weg, der zwischen dornigem Gebüsch Richtung Süden führte.
    Pirmen meinte, den Geruch der Macchia und des untrennbar damit verbundenen Ozeans wahrzunehmen. Diesen herben und salzigen Duft, ein wenig schwer und etwas schwülstig, nach einem längeren Regenguss aber mit einer Note versehen, die einen tief durchatmen ließ, ob man nun wollte oder nicht.
    Er wusste, dass er einer Illusion unterlag. Die Cabrische See war noch mehrere Tagesmärsche entfernt, und das Land rings um sie zeigte noch längst nicht jenen sanften Charakter, wie er für die Nähe der Küste typisch war, sondern war von alten, knorrigen Bäumen geprägt, meist Eichen, in deren Geäst nachtjagende Vögel auf den Sonnenuntergang warteten.
    »Noch eine halbe Stunde«, unterbrach ihr mausgesichtiger Führer Pirmens beschauliche Betrachtungen. »Dann erreichen wir jene Wegkreuzung, deren Abzweigungen zu den Steilstädten führen.«
    »Sehr gut«, sagte Rudynar Pole.
    »Wolltest du nicht das Habanea aufsetzen?«, wandte sich Gibling an Pirmen.
    »Erst, wenn wir unser Ziel erreicht haben«, antwortete statt seiner der Hohe Herr. »So war es abgemacht.«
    »Eine kleine Rast mit einem kleinen Trunk schadet doch nichts …«
    »Es ist fast dunkel, und wir sollten so rasch wie möglich aus dieser Gegend gelangen. Es gibt eine Menge nächtlicher Räuber hier, wurde mir gesagt.«
    »Ach, die Leute übertreiben.«
    »Möchtest du wirklich den Beginn unserer wunderbaren Freundschaft durch ein paar unbedachte Worte trüben?« Rudynar Pole grinste und zeigte dabei Zahnlücken. »Wir machen es so, wie es beschlossen war. Andernfalls kannst du die restlichen Mau und den Götterbräu vergessen.«
    »Ist schon gut, ist schon gut! Ich scherze doch bloß ein wenig.« Gibling hob abwehrend beide Hände und lächelte so unschuldig, wie es ihm sein mausgesichtiges Gesicht erlaubte. »Du hast ja recht, bringen wir den Wald rasch hinter uns. Wir müssen noch zwei Wachtposten passieren.«
    »Ich wusste doch, dass du ein vernünftiges Kerlchen bist.« Rudynar Pole bedeutete ihm voranzugehen, bevor er sich ihm anschloss, wobei er die rechte Hand stets in der Nähe seines Schwertgriffs beließ.
    »Er ist harmlos«, raunte Pirmen ihm zu.
    »Er ist ein Säufer. Trinker sind niemals harmlos, sondern absolut unberechenbar. Ich weiß, wovon ich rede.«
    Der Weg schlängelte sich zwischen Eichen auf eine sanfte Erhebung zu. Stellex wieherte unruhig, der halb volle Mond erhob sich über ihnen am Horizont, umkränzt von einer Sternenpracht, wie sie Pirmen in all den Monaten in der Norde nicht gesehen hatte. O ja, er kam der Heimat mit jedem Schritt ein wenig näher. Er fühlte, roch, schmeckte und ahnte es mit all seinen Sinnen.
    Das Mondlicht spiegelte sich in zwei riesigen bernsteinfarbenen Augen. Pirmen trat auf einen Ast, und erschrocken flatterte die Eule vom Geäst eines der größten Bäume entlang des Weges auf. Sie schlug gemächlich mit den breiten Flügeln, wich einem anderen Baum aus und ließ sich dann nahe dem Ufer eines kleinen Tümpels nieder. Die Sterne glitzerten im sich leicht kräuselnden Wasser, sie hatten die Anhöhe beinahe erreicht.
    »Dahinter befindet sich die Wegkreuzung. Kommt schon, kommt schon! Ich habe grässlichen Durst.« Gibling beschleunigte seine Schritte, als könnte er es nicht mehr aushalten.
    Wie von selbst fielen Rudynar Pole und Pirmen in die gleiche schnellere Gangart ein. Sie wussten die Truppen des Feinds im

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