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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ein Teil der Burg und ist damit nur schwer zu ersetzen. Wir benötigen nun einen anderen Meister, und es wird eine Weile dauern, bis er sich in den Verbund eingefügt hat.«
    »Dann werden wir wohl eine Weile ohne eure Hilfe auskommen müssen.« Metcairn Nife lächelte. »Wie bedauerlich.«
    »Ich habe dich nie ausstehen können, Heerführer, und es ist mir unerklärlich, warum der Gottbettler so einen Narren an dir gefressen hat. Aber ich anerkenne dein strategisches Geschick und bewundere dich für deine Erfolge. Wenn du nun aber anfängst, dich in Angelegenheiten der Magicae einzumischen, dann haben wir beide ein ernsthaftes Problem.«
    »Haben wir das nicht schon seit langer Zeit?« Metcairn Nife fühlte ein Kribbeln im Nacken, ein Ziehen und Zerren. Sein Gegenüber griff mit unerklärlichen Kräften nach ihm und versuchte, in seinen Willen einzudringen, um ihn zu manipulieren, wie er es mit Ordonnanzen, Adjutanten, Obersten und gemeinen Soldaten nach Belieben tat.
    »Gib dir keine Mühe, Nontwede. Ich bin immun gegen deine Kräfte.«
    »Du bist nicht immun, mein kleiner Heerführer. Nur schützen dich deine unerträgliche Ignoranz und Überheblichkeit.«
    »Nenn es, wie du willst. Aber du wirst mich niemals bekommen. Hast du gehört? Niemals!«
    »Wir bekommen euch alle.« Nontwede lächelte und entblößte dabei ein Gebiss mit gelb und grün lackierten Zähnen. »Es ist bloß eine Sache der Zeit. Vielleicht bin nicht ich es, der deinen Widerstand bricht, vielleicht auch nicht mein Nachfolger. Doch das Geschlecht der Magicae ist unsterblich. Unser Wissen wandert von einem Oberhaupt zum nächsten, über Generationen hinweg, und es wächst stetig an. Irgendwann werden wir deinen schwachen Punkt entdecken und angreifen, wenn du am wenigsten damit rechnest.«
    »Ich kann diesen Moment kaum erwarten«, sagte Metcairn Nife trotz seiner Angst und des flauen Gefühls in seinem Magen.
    Es war Nontwede anzusehen, dass er sich nur schwer beherrschen konnte. Selten bekam er Widerspruch zu hören, und schon gar nicht wollte er akzeptieren, dass jemand gegen seine Forderungen entschied. »Willst du es auf einen offenen Machtkampf ankommen lassen, Heerführer?«
    Wieder war da dieses Prickeln in Metcairn Nifes Nacken. Es wurde auch stärker. Als griffen die anderen Magicae im Inneren der fahrenden Burg mit in diese Auseinandersetzung des Geistes ein. »Nein, das will ich nicht, Nontwede. Denn es würde einen Zerfall des Heeres bedeuten. Und letztendlich euer aller Ende. Denn selbst ihr könnt gegen die Wut mehrerer tausend Soldaten nicht bestehen, die bloß auf die Gelegenheit warten, über euch herfallen zu können.«
    Ja, das war der wunde Punkt der Magicae. Sie mochten neben den Sibyllen die mächtigsten Geschöpfe im Heerkörper sein, doch sie waren bloß wenige. Nur sein Wort stand zwischen ihnen und den Soldaten. Kämpfer, die selbst den schlimmsten Gefahren trotzten und dem Tod hundertfach ins Auge geblickt hatten, zitterten im Angesicht der fahrenden Burg der Magicae. Angst gebar Wut, und die Wut würde dazu führen, dass man über diese Diener des Gottbettlers herfiel, so es der Heerführer nicht verhinderte.
    »Ich möchte, dass die Mörder Mirem Zaugs gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden«, sagte Nontwede in deutlich gemäßigterem Tonfall, um dann mit noch leiserer, kaum hörbarer Stimme hinzuzufügen: »Bitte, Hoher Herr.«
    »Ich sehe, was ich tun kann.« Metcairn Nife nickte. »Den oder die Täter erwartet eine harte Strafe, dessen kannst du dir sicher sein.«
    »Ich … danke dir, Heerführer.« Nontwede zog sich die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht und ging dann ohne weiteren Gruß zurück zur fahrenden Burg, vorbei an Soldaten, die sich dem seltsamen Gefährt nicht zu nähern wagten. Die Erde rings um die Burg war über Nacht schwarz geworden, wie verbrannt. Die Magicae hinterließen Spuren, auch wenn sie kaum einmal ihre Nasenspitzen aus ihrem Gefährt steckten.
    Eine breitschultrige Gestalt schob sich an den Zelten vorbei. Sie schubste Offiziere beiseite und kam schnurstracks auf Metcairn Nife zu. »Du siehst aus, als hättest du einen Korb voll Zitronen gefressen oder – noch schlimmer – Stück für Stück in deinen Hintern geschoben bekommen«, sagte Marmer Dunne und nickte in Richtung Nontwedes. »Ist Humpelarsch wieder mal unverschämt geworden?«
    »Er vertritt seinen Standpunkt, ich den meinen«, wich Metcairn Nife aus.
    »Du hörst dich wie ein verdammter Diplomat an, Freund!«

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