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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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La Rochelle verließen, um nach Portugal zu segeln? Befinden sich die Buchrollen der Tempelbibliothek nun in der Festung Tomar, dem Hauptquartier der portugiesischen Christusritter, der Erben der Templer?

    »Ihr wisst, wer den Assassino geschickt hat?«, hatte Papst Eugenius mich in Rom gefragt.
    »Ich nehme an, dass Dom Henrique de Aviz, der Infante von Portugal und Großmeister des Ordem de Cristo, des Christusordens, seinen besten Mann als Geheimagenten nach Rom entsandt hat.«
    In kurzen Worten erklärte ich dem Papst, dass der Orden der Ritter Christi wenige Jahre nach den Templerprozessen durch den portugiesischen König Dinis gegründet wurde, der die aus Frankreich geflohenen Tempelritter aufnahm.
    Während der Papst den Templerorden auflöste und seinen Besitz dem Orden der Johanniter überschrieb, fiel das Vermögen der portugiesischen Templer zunächst an die Krone Portugals und dann an den 1319 gegründeten Christusorden. Nach der Vertreibung der Mauren aus Portugal sollte der Ritterorden die Reconquista in Nordafrika fortsetzen. Prinz Henrique führte seine Christusritter zu Kreuzzügen gegen Ceuta und Tanger und schickte sie auf Entdeckungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste, um die ›Terra do Preste João‹, das Reich des Priesterkönigs, zu suchen.
    »Ich stelle mir vor, der Großmeister hat den Mönchsritter in der Festung von Tomar ermahnt, bevor er ihn auf seine Mission schickte: ›Wenn Ihr in Gefahr geratet, dann bedenkt: Die Absicht und das Ziel heiligen die Mittel – der triumphale Sieg der Christenheit über die Ungläubigen, die endgültige Vernichtung des Islam! Der Orden befindet sich auf einem Kreuzzug. Ihr wisst, wie lebenswichtig diese Angelegenheit für Portugal, für die Schwertbrüder des Ordens und für die gesamte christliche Welt ist. Der letzte Kreuzzug gegen Tanger ist gescheitert, und Ceuta ist verloren. Doch ich gebe nicht auf, denn Gott ist auf unserer Seite!‹«
    Der Papst nickte bedächtig. »Ja, das klingt ganz nach Prinz Henrique«, seufzte er. »Dem größten Heidenapostel unseres Herrn Jesus Christus.«
    »Vor zwei Stunden empfing mich der portugiesische Botschafter«, erklärte ich dem Pontifex. »Seine Exzellenz verriet mir, dass Prinz Henrique eine Flotte von sechsundzwanzig schwer bewaffneten Karavellen ausrüstet, die noch in diesem Jahr an der Westküste Afrikas nach Süden segeln sollen. Auf meine Frage, wonach die Schiffe des Christusordens suchen, antwortete er ausweichend: ›Wir suchen Christen und Gewürze.‹ Damit ist im Grunde alles gesagt!
    Dom Henrique sucht den Priesterkönig, mit dessen Heer er mit Feuer und Schwert den christlichen Glauben verbreiten und die Macht des Islam vernichten will. Mit den geografischen Erkenntnissen seiner Entdecker, mit Gold aus Mali, mit schwarzen Sklaven aus dem Herzen Afrikas, mit Seide aus China und mit exotischen Gewürzen aus Indien, die er auf dem Seeweg nach Lissabon bringen will, trachtet er danach, die Macht italienischer und arabischer Handelsfürsten zu brechen und die Vorherrschaft in Europa zu sichern. Portugal als Weltmacht.
    Das Symbol, das Leonardo mit seinem Blut gemalt hat, ist kein Templerkreuz, sondern das Kreuz der Unschuld des Christusordens!«

    Hat der Infante von Portugal seinem Agenten befohlen, auch mich zu ermorden? Das war …
    Ein Geräusch – hinter mir!
    Der Hauch einer Bewegung, die angstvolle Ahnung, dass noch jemand hier ist! Meine Nackenhaare richten sich auf, und ich beginne zu zittern.
    Zu Tode erschrocken reiße ich den Dolch hoch und wirbele herum.

· Yared ·
Kapitel 8
    Auf dem Tempelberg
    16. Dhu’l Hijja 848, 19. Nisan 5205
    Karfreitag, 26. März 1445
    Drei Uhr morgens

    »Komm nicht näher! Zieh die Sandalen von deinen Füßen, denn die Stätte, die du betreten willst, ist heiliger Boden!«, murmele ich, während ich das Tor des Propheten durchschreite und dann stehen bleibe. Vor mir erstreckt sich der Tempelbezirk. »Dann sprach er: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.«
    Ich knie nieder und löse die Riemen meiner Sandalen. Dann richte ich mich auf, taste nach dem gefalteten Tallit in der Tasche meiner Djellabiya, schließe einen Herzschlag lang die Augen und sauge tief die Luft ein, die erfüllt ist mit den hoffnungsvollen Gebeten aus Jahrtausenden, sodass das Atmen schwerfällt. Mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen, als ich zur weißen Marmorfassade des Felsendoms hinübersehe.
    Arslan hebt die Sandalen auf. »Ich

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