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Der Gotteswahn

Der Gotteswahn

Titel: Der Gotteswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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atheistische Bewegung bekämpft und »ausgemerzt«. 120 Das könnte darauf hindeuten, dass Hitler wie viele andere »an den Glauben glaubte«. Aber noch 1941 sagte er seinem Adjutanten, General Gerhard Engel, er werde immer Katholik bleiben.
    Selbst wenn Hitler in späteren Jahren kein ehrlich gläubiger Christ mehr war, wäre es sehr ungewöhnlich, wenn er nicht unter dem Einfluss der alten christlichen Tradition gestanden hätte, die den Juden den Mord an Jesus vorwarf. In München sagte Hitler 1923 in einer Rede: »… dann retten wir es [Deutschland] zuerst von seinem Verderber, dem Juden. […] Wir wollen vermeiden, dass auch unser Deutschland den Kreuzestod erleidet!« 121 In seinem Buch Adolf Hitler schreibt John Toland über Hitlers religiöse Einstellung zur Zeit der »Endlösung«:

    Obschon er die kirchliche Hierarchie verabscheute, war er doch ein guter römischer Katholik und wusste, dass die Kirche die Juden als Mörder Christi betrachtete. Er konnte also ohne Gewissensbisse die Massenmorde an den Juden anordnen, war er doch weiter nichts als die rächende Hand Gottes, vorausgesetzt, die Morde wurden nicht grausam, sondern gleichsam unpersönlich ausgeführt. 122

    Der Hass der Christen auf die Juden ist nicht nur eine katholische Tradition. Auch Martin Luther war ein bösartiger Antisemit. Auf dem Reichstag von Worms erklärte er, man solle alle Juden aus Deutschland vertreiben, und er schrieb ein ganzes Buch mit dem Titel Von den Juden und ihren Lügen , das vermutlich auch Hitler beeinflusste. Luther bezeichnete die Juden als »Natterngezücht«, und den gleichen Ausdruck benutzte auch Hitler 1922 in einer bemerkenswerten Rede, in der er mehrmals betonte, er sei Christ:

    Mein christliches Gefühl weist mich hin auf meinen Herrn und Heiland als Kämpfer. […] Es weist mich hin auf den Mann, der einst einsam, nur von wenigen Anhängern umgeben, diese Juden erkannte und zum Kampf gegen sie aufrief, und der, wahrhaftiger Gott, nicht der Größte war als Dulder , sondern der Größte als Streiter ! In grenzenloser Liebe lese ich als Christ und Mensch die Stelle durch, die uns verkündet, wie der Herr sich endlich aufraffte und zur Peitsche griff, um die Wucherer, das Nattern- und Otterngezücht, hinauszutreiben aus dem Tempel! […] Seinen ungeheueren Kampf aber für die Welt, gegen das jüdische Gift, den erkenne ich heute, nach zweitausend Jahren, in tiefster Ergriffenheit am gewaltigsten an der Tatsache, daß er dafür am Kreuz verbluten mußte. […] Als Christ habe ich nicht die Verpflichtung, mir das Fell über die Ohren ziehen zu lassen, sondern habe die Verpflichtung, ein Streiter zu sein für die Wahrheit und für das Recht. […] Wenn aber irgendetwas mir Beweis ist für die Richtigkeit unseres Handelns, dann ist es die täglich sich steigernde Not. Denn als Christ habe ich auch eine Verpflichtung meinem eigenen Volk gegenüber. 123

    Ob Hitler den Ausdruck »Natterngezücht« von Luther oder wie dieser unmittelbar aus Matthäus 3,7 hatte, lässt sich kaum feststellen. Auf das Thema, dass die Judenverfolgung Gottes Wille sei, kommt er in Mein Kampf zurück: »So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre , kämpfe ich für das Werk des Herrn.« 124 Das war 1925. Das Gleiche sagte er 1938 in einer Rede vor dem Reichstag, und ähnliche Äußerungen kennt man aus seiner gesamten Laufbahn.
    Als Gegengewicht zu solchen Zitaten muss man andere aus seinen Tischgesprächen im Führerhauptquartier nennen, in denen Hitler boshafte, christenfeindliche Ansichten äußerte. Sie wurden von seinem Sekretär Martin Bormann aufgezeichnet. Die folgenden Zitate stammen alle aus dem Jahre 1941: 125

    Der schlimmste Schlag, den die Menschheit jemals getroffen hat, war das Erscheinen des Christentums. Der Bolschewismus ist das uneheliche Kind des Christentums. Beide sind Erfindungen der Juden. In Sachen Religion war es das Christentum, das der Welt die vorsätzliche Lüge brachte.

    Christus war ein Arier. Aber Paulus hat seine Lehre benutzt, die Unterwelt zu mobilisieren und einen Vor-Bolschewismus zu organisieren. Mit dessen Einbruch geht die schöne Klarheit der antiken Welt verloren.

    Nachdem dies alles gesagt ist, gibt es für uns keinen Grund zu wünschen, dass sich Italiener und Spanier von der Droge des Christentums befreien. Lasst uns das einzige Volk sein, das gegen diese Krankheit immun ist.

    In Hitlers Tischgesprächen finden sich noch mehr

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