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Der Gotteswahn

Der Gotteswahn

Titel: Der Gotteswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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als jede einzelne Untersuchung, die dabei ausgewertet wurde. Es wäre schön, wenn es in dieser Richtung mehr Untersuchungen gäbe, aber auch Studien an den Mitgliedern von Elitekörperschaften und Akademien anderer Länder sowie unter den Trägern wichtiger Auszeichnungen wie Nobelpreis, Crafoord-Preis, Fields Medal, Kyoto-Preis, Cosmos-Preis und andere. Ich hoffe, dass ich solche Befunde in zukünftige Auflagen dieses Buches aufnehmen kann. Die vorhandenen Untersuchungen lassen aber bereits eine vernünftige Schlussfolgerung zu: Religionsvertreter sollten etwas vorsichtiger sein, wenn sie bewunderte Vorbilder nennen, zumindest wenn es dabei um Naturwissenschaftler geht.

Pascals Wette

    Der berühmte französische Mathematiker Blaise Pascal machte eine Rechnung auf: So unwahrscheinlich es auch sein mag, dass Gott existiert, noch größer ist die Asymmetrie im Hinblick auf die Strafe, wenn man das Falsche vermutet hat. Man sollte lieber an Gott glauben, denn wenn man recht hat, wird einem die ewige Gnade zuteil, und wenn man unrecht hat, ist es ohnehin egal. Glaubt man aber nicht an Gott und hat damit unrecht, fällt man der ewigen Verdammnis anheim, und wenn man recht hat, ist es wiederum egal. Angesichts dieser Überlegung fällt die Entscheidung leicht. Man sollte lieber an Gott glauben.
    Diese Argumentation hat eindeutig etwas Seltsames. Über den Glauben entscheidet man nicht wie über eine taktische Frage. Zumindest ich kann darüber nicht mit meinem Willen entscheiden. Ich kann mich entschließen, in die Kirche zu gehen und das Glaubensbekenntnis zu sprechen, und ich kann mich entscheiden, auf einen Stapel Bibeln zu schwören, von deren Inhalt ich jedes Wort glaube. Aber das alles führt nicht dazu, dass ich wirklich glaube, obwohl ich eigentlich ungläubig bin. Pascals Wette kann höchstens ein Argument dafür sein, dass man so tut , als glaubte man an Gott. Dann ist aber der Gott, an den zu glauben man vorgibt, besser nicht einer von der allwissenden Sorte, denn sonst durchschaut er die Täuschung. Die lächerliche Idee, Glaube sei etwas, worüber man entscheiden könne, wird von Douglas Adams in Dirk Gently’s Holistic Detective Agency (Der elektrische Mönch) auf köstliche Weise parodiert: Dort lernen wir den »elektrischen Mönch« kennen, einen Roboter, der uns Mühen erspart, indem er »für uns glaubt«. In der Werbung für das Deluxe-Modell heißt es: »Kann Dinge glauben, an die man nicht einmal in Salt Lake City glaubt.«
    Ohnehin stellt sich die Frage: Warum finden wir uns so einfach mit der Vorstellung ab, dass wir nur eines tun müssen, um Gott zu gefallen, nämlich an ihn zu glauben ? Was ist am Glauben so Besonderes? Ist es nicht ebenso wahrscheinlich, dass Gott Freundlichkeit, Großzügigkeit oder Demut belohnt? Oder Ehrlichkeit? Wie sieht es aus, wenn Gott ein Wissenschaftler ist, der das ehrliche Streben nach Wahrheit als höchste Tugend ansieht? Musste der Konstrukteur des Universums nicht sogar ein Wissenschaftler sein? Bertrand Russell wurde einmal gefragt, was er sagen würde, wenn er nach seinem Tod Gott gegenüberstünde und erklären müsste, warum er nicht an ihn geglaubt habe. Russells (ich würde fast sagen: unsterbliche) Antwort lautete: »Keine ausreichenden Anhaltspunkte, Gott, keine ausreichenden Anhaltspunkte.« Müsste Gott nicht vor Russell und seinem mutigen Skeptizismus (ganz zu schweigen von seinem mutigen Pazifismus, der ihn während des Ersten Weltkriegs ins Gefängnis brachte) weit größeren Respekt haben als vor Pascal mit seinen ängstlichen Berechnungen? Wir können zwar nicht wissen, in welche Richtung Gott springen würde, aber um Pascals Wette abzulehnen, brauchen wir es auch nicht zu wissen. Wie gesagt: Wir reden hier von einer Wette, und Pascal behauptete nicht, es gehe darin um etwas anderes als um sehr unterschiedlich große Chancen. Würden wir darauf wetten , dass Gott einen unehrlich vorgetäuschten Glauben (oder auch ehrlichen Glauben) höher schätzt als ehrliche Skepsis?
    Und nehmen wir außerdem einmal an, der Gott, dem wir nach dem Tod gegenübertreten, ist Baal, und angenommen, Baal ist ebenso eifersüchtig, wie sein alter Konkurrent Jahwe gewesen sein soll. Hätte Pascal dann nicht besser auf gar keinen Gott anstelle des falschen Gottes gewettet? Bringt nicht sogar die schiere Zahl der potenziellen Götter und Göttinnen, auf die man wetten könnte, Pascals ganze Logik zum Einsturz? Vermutlich wollte Pascal einen Witz machen, als er seine Wette

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