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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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drehen.«
    Das war zu viel für Hashiba. Er zog eine Grimasse und konnte sich das Lachen kaum verbeißen. »Er ist kein krimineller Typ, meinen Sie?«
    »Oh, er ist eine miese Ratte. Einer, der für Geld alles tun würde. Aber er würde dabei irgendwas vermasseln. So ein Typ ist er. Wir sprechen davon, dass jemand eine ganze Familie über Nacht spurlos verschwinden lässt, wie durch Zauberei. So etwas würde Seiji nie und nimmer allein hinbekommen.«
    »Aber wir können nicht sagen, ob es ein Einzeltäter war, oder? Vielleicht hatte er Komplizen«, gab Oki zu bedenken.
    »Noch unwahrscheinlicher.«
    Oki wirkte ein wenig vor den Kopf gestoßen, als Saeko seinen Vorschlag so abbügelte, und ließ pathetisch die Schultern sinken. »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Kein anständiger – oder in diesem Fall unanständiger – Mensch würde je auf den Gedanken kommen, sich mit Seiji zusammenzutun.«
    Die anderen musterten Saeko zweifelnd, als wunderten sie sich, wie sie aufgrund ihrer kurzen Begegnung mit Seiji so sicher sein konnte. »Können Sie das garantieren?«, wagte einer von ihnen zu fragen.
    »Er ist ein bisschen seltsam. Oder vielmehr sehr seltsam. Er springt von einem Job zum anderen, und seine soziale Kompetenz ist gleich null. Er ist das schwarze Schaf der Familie, und die Fujimuras hatten nicht viel mit ihm zu tun. Er lebt in einer Baracke in ihrer Nähe, aber im Grunde ist er ein Herumtreiber, denn oft verschwindet er für ein, zwei Monate, manchmal sogar für ein Jahr. Jeder, der ihm begegnet, würde das sofort merken. Eine Gruppe von Kidnappern, die in der Lage wären, eine ganze Familie zu entführen, würde mit so einem Mann nicht zusammenarbeiten wollen.«
    Saeko hielt Seiji offensichtlich für eine Niete. Mit einer gewissen Befriedigung im Gesicht schaute Hashiba an die Decke, als genösse er ihre Giftpfeile. Vielleicht stellte er sich vor, was für Widerwärtigkeiten zwischen Saeko und Seiji vorgefallen waren, als sie auf der Jagd nach Informationen gewesen war.
    Okis Miene dagegen war leicht angesäuert. »Aber dieser Seiji hat einen Schlüssel zum Haus der Fujimuras, oder?«
    »Das ist richtig. Leider ist Seiji jetzt der Verwalter des Hauses.«
    »Mit anderen Worten, ohne seine Erlaubnis kann niemand das Haus betreten?«
    »So ist es.«
    »Aber nach dem zu urteilen, was Sie geschrieben haben, scheinen Sie im Haus gewesen zu sein.«
    »Ich glaube, ich bin eine von ganz wenigen Journalisten, die drin waren.«
    »Ist dafür Geld geflossen?«
    »Nein. Geld hat keine Rolle gespielt. Seiji lässt nur ganz selten Journalisten ins Haus. Vielleicht gibt er den Schlüssel nur denen, die er als Verbündete ansieht.«
    Das war der Trumpf von Saekos Artikel gewesen. Das Einzigartige an ihrer Berichterstattung war, dass sie lebendige Beschreibungen vom Inneren des Hauses der Fujimuras geliefert hatte. Die Bierflasche auf dem Tisch, das altmodische Radio auf dem Schreibtisch im Kinderzimmer, die vertrocknete Bananenschale im Abfalleimer, der Wäschekorb voller Kleider im Bad… Ihre nüchterne Schilderung der Habseligkeiten der Fujimuras in Abwesenheit der Besitzer schuf eine unheimliche Stimmung, durch die ihr Artikel die Leser fesselte.
    »Und die anderen Journalisten?«
    »Die hat er nicht reingelassen.«
    »Warum hat er Sie reingelassen und die anderen abgewiesen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube… er war irgendwie angetan von mir.« Saeko klang so angewidert, dass Hashiba ein Auflachen nicht unterdrücken konnte.
    »Entschuldigung. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Seiji von Ihnen angetan war, aber ich kann auch verstehen, warum das umgekehrt nicht der Fall ist«, erklärte er.
    Im Gegensatz zu Hashiba war Okis Gesicht eine ernste Maske. »Für unsere Sendung müssen wir auf jeden Fall im Haus drehen können.«
    Natürlich. Sie konnten kaum eine halbstündige Sendung über das Verschwinden einer Familie machen, ohne Bilder aus dem Inneren ihres Hauses zu zeigen. Saeko wusste nicht viel über die Produktion von Fernsehsendungen, aber so viel war ihr klar.
    »Selbstverständlich«, stimmte sie zu.
    Oki legte die halb von den Ärmeln verdeckten Hände auf die Tischplatte und verschränkte die Finger. »Frau Kuriyama, erlauben Sie mir eine Frage. Glauben Sie, Sie können Seiji überreden, unser Team ins Haus zu lassen?«
    Saeko konnte förmlich hören, wie es in ihrem Kopf klick machte. Endlich begriff sie, wieso von all den Journalisten, die über den Fujimura-Fall berichtet hatten, ausgerechnet sie

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