Der Grabritter (German Edition)
plötzlich wieder aus seinen Gedanken gerissen. Sam hatte gerade einen Namen erwähnt. Alfredo Ragusa. Kerner konnte es kaum fassen und ließ ihn den Namen noch einmal wiederholen. Kein Irrtum! Sam sprach von Rechtsanwalt Alfredo Ragusa aus Rom, dem Buchhalter der Vigianis. Europol hatte schon seit geraumer Zeit Beweise gegen diesen Mann in der Hand, die ihn der internationalen Geldwäsche überführen konnten. Mit einer Aktion gegen ihn hatte man bisher aber gewartet, um an die Hintermänner heranzukommen. Jetzt wurde er auf einmal zur zentralen Schlüsselfigur. Kerner erzählte seinem Freund von dem Treffen Ragusas mit Ferruccio Vigiani und auch alles, was er sonst herausgefunden hatte. »Weißt du was das bedeutet? Ragusa ist unser Mann, Sam. An ihn müssen wir rankommen. Aber es gibt noch etwas, das wir wahrscheinlich ohne dich nicht lösen können. Der Zugriff auf die zehn Milliarden Schweizer Franken, die jetzt auf einem Konto der Caymans liegen, muss blockiert werden. Die Bankverbindung habe ich in einem Notizbuch des Conte entdeckt. Verstehst du, was ich sage?« Sam schluckte hörbar. »Natürlich verstehe ich, was du sagst. Du sagst, ich soll mir nicht nur einen Strick kaufen, sondern ihn mir auch selbst um den Hals legen, und wenn ich ganz viel Glück habe, wackelt keiner am Stuhl. Ist das ungefähr das, was du meinst?«
Kerner musste trotz aller Anspannung lachen. »So in etwa, Sam, so in etwa. Nur kannst du es viel schöner ausdrücken als ich.« Sam seufzte. »Na, was soll's. Die Todesstrafe ist ja bei uns Gott sei Dank abgeschafft. Also gib mir schon diese Bankverbindung.« Kerner drückte einen Schmatzer auf die Sprechmuschel, sodass Sams Ohr für einen Moment taub war, und er laut fluchte. Dann gab er ihm die Daten. Sam atmete tief durch. »Okay Marcus, ich mache mich sofort an die Arbeit, und wenn ich fertig bin, werde ich ein paar Tage Urlaub nehmen. Ich informiere Kommissar Korte noch kurz, und dann kannst du mich heute Nachmittag in Bellagio erwarten. Vielleicht gibt es ja noch mehr, was ich anstellen kann. Wenn die Welt anschließend untergeht, ist wenigstens mein bester Freund bei mir.« Kerner schluckte. Das wird sie nur, wenn wir nichts gegen diese Leute unternehmen Sam. Wir sehen uns heute Nachmittag, alter Freund.«
Siegfried von Löwenberg hatte das Gespräch zwischen Kerner und Sam mitverfolgt. Jetzt grinste er breit. »Na, wenn das keine guten Nachrichten sind.« Noch nicht ganz ausgesprochen wählte er bereits die Nummer von John Fiz Patric. Er erzählte ihm, was Europol und das deutsche BKA herausgefunden hatten. Durch das Telefon hörte man das ohrenbetäubende Lachen des Großmeisters. »Das ist ein Geschenk des Himmels, Graf Siegfried. Ich habe mir schon den Kopf zermartert, wie wir an diesen Winkeladvokaten herankommen. Jetzt müssen wir die ganze Sache nur etwas beschleunigen. Ich kenne auch jemanden, der uns vielleicht helfen kann. Sobald ich Näheres weiß, melde ich mich wieder.«
Der Grabritter klappte sein Handy zu und sah in die Runde. Dann faltete er ein Blatt Papier auf. Das Anwesen der Vigianis war darauf skizziert. Alle Wachposten waren eingezeichnet. Graf Siegfried legte seine Hand auf das Blatt. »Wir werden all unsere Männer, die wir hier haben, bewaffnen. Sollte Sir John es nicht rechtzeitig schaffen, dass dort Einsatzkräfte der Polizei mit wenigstens einem Durchsuchungsbefehl auftauchen, dann bleibt uns nur eine Möglichkeit. Sobald der Hubschrauber des Conte in Sichtweite kommt, müssen wir alleine da rein.« Das Gesicht Siegfried von Löwenberg verdunkelte sich. »Es kann sein, Freunde, dass wir nicht alle lebend herauskommen, aber zu viel steht auf dem Spiel.« Der Grabritter sah Kerner an. »Du bist kein Grabritter und du bist auch nicht an den Eid gebunden, den wir alle abgelegt haben. Willst du diesen Weg trotzdem mit uns gehen?« Kerner erwiderte den Blick Siegfrieds und der anderen Grabritter und fühlte plötzlich eine enge Verbundenheit mit diesen Männern. Sie waren bereit, ihr Leben einzusetzen, um das Leben vieler Unschuldiger zu retten. »Genau wie jeder der Ritter hier und genau wie jeder von Ihnen, stelle ich mich unter Ihren Befehl, Graf Siegfried. Darauf haben Sie mein Wort.« Der Grabritter legte Kerner seine riesige Hand auf die Schulter. »Ich habe mich nicht in dir getäuscht Marcus. Gemeinsam werden wir es schaffen.«
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Das hatte es am obersten Strafgericht Italiens, dem Corte suprema di cassazione , auch
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