Der Grabritter (German Edition)
gelangten sie zur Rückseite. Von da rannten sie, so schnell sie konnten, hinüber zum nahen Waldrand. Im Schutz der Bäume liefen sie um die große Lichtung herum, bis sie den Weg erreichten, der zum Haupthaus führte. Als sie gerade aus dem Wald heraustreten wollten, packte Ramon Bice am Arm und zog sie zurück ins Dunkel. Ein Stück vor ihnen, den Weg herunter, sahen sie fünf Männer. An ihrer Spitze war Ferruccio Vigiani. Sie stürmten den Berg hoch, und der Conte trieb sie an. Kurz darauf liefen sie auch schon am Versteck von Ramon und Bice vorbei. Die beiden sahen ihnen nach. Ihr Ziel war das Jagdhaus. Das Geräusch der Rotorblätter übertönte jetzt alles andere. Die beiden Hubschrauber setzten nebeneinander auf dem Boden auf. Die vier Männer des Conte nahmen vor dem Haus Aufstellung. Ferruccio Vigiani stellte sich in den Eingang und wartete darauf, dass die Mitglieder der Loge die Hubschrauber verließen. Er würde ihnen erklären, wie bald alles wieder in den Griff zu bekommen war. Sollte es aber keine Einigung mit ihnen geben, ... nun, diese Männer waren zwar sehr mächtig, aber letzten Endes doch aus Fleisch und Blut. Sie konnten sterben.
Die Türen der Hubschrauber öffneten sich. Das verbindliche Lächeln, das eben noch auf den Lippen des Conte zu sehen gewesen war, gefror zu Eis. Kein einziger der Männer, die er erwartet hatte, entstieg den Hubschraubern. Die Anderen hatte n ihnen ein Killerkommando geschickt. Wie ein Hornissenschwarm stürmten sie, mit Maschinenpistolen bewaffnet, das Gelände. Sofort eröffneten sie das Feuer auf den Conte und seine Männer. Mit einem Sprung rettete sich Ferruccio Vigiani ins Jagdhaus und schlug die Tür zu. Von draußen hörte er die Salven der MPs und das Geschrei seiner Wachen. Dann rannte er quer durch den Raum und sprang die Kellertreppe hinunter. Sofort bemerkte er die Gesteinsbrocken, die überall herumlagen. Er hetzte weiter durch den Gang, bis zu dem großen Versammlungsraum. Als er hineinkam, saß sein Vater allein an dem großen Tisch. Vor ihm lag das Familienschwert der Vigianis. Ein gebrochener Conte Donatello Vigiani sah seinen Sohn Ferruccio an.
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So schnell sie konnten, liefen Kerner und die Grabritter gemeinsam den Weg hoch. Sie bemerkten Bice und Ramon nicht, die sich nahe des Weges wieder in die Büsche geschlagen hatten und jetzt ängstlich den seltsamen Gestalten in den schwarzen Kutten nachsahen. Die Grabritter waren kurz vor der Lichtung und hörten die wilde Schießerei, die beim Jagdhaus stattfand. Sofort schwärmten sie aus und verteilten sich im Schutz der Bäume. Sie sahen, wie die Männer des Conte einer nach dem anderen im Kugelhagel starben. Dann wurde es still. Die Killertruppe versuchte, ins Haus zu gelangen.
Auf Befehl von Prinz Siegfried, spannten alle ihre Armbrüste. Ein Surren erfüllte plötzlich die Luft, und ein Hagel aus Pfeilen regnete auf die Killertruppe beim Jagdhaus nieder. Zwei der Männer am Haus sanken getroffen zu Boden. Die anderen drehten sich um und feuerten blind in den Wald hinein. Sie hatten keinen Anhaltspunkt, woher die Geschosse kamen. Kein Mündungsfeuer war zu sehen. Kein Schuss zu hören. Wie aus dem Nichts zischten immer neue Pfeile in ihre Richtung. Dann rief einer von ihnen dem Rest der Truppe etwas zu, und zeigte mit der Hand den Berg hinunter. Die Wagenkolonne der Carabinieri, zusammen mit Richter Catani, war beim Haupthaus der Vigianis angekommen. Überall sah man das Blaulicht den Nachthimmel erhellen. Aufgeregt wurden beim Jagdhaus Befehle erteilt. Noch einmal schossen die Männer mit ihren MPs in den Wald hinein. Dann liefen sie zu den Hubschraubern.
Siegfried von Löwenberg gab ein Zeichen, das Feuer einzustellen. Sie waren keine Henker, und das, worauf es ihnen ankam, befand sich noch immer in dem alten Jagdhaus. Dort hatte sich der Conte verbarrikadiert und dort musste auch Himmlers Vermächtnis noch sein. Das Überfallkommando sprang in die Hubschrauber. Dann hoben sie mit ohrenbetäubendem Lärm ab und flogen davon.
Hinter einem der Bäume war ein lautes Stöhnen zu hören. Kerner und Graf Siegfried liefen hinüber. Gerome, einer der Grabritter, war schwer verletzt. Ein Querschläger hatte seinen Kopf getroffen, und die Wunde blutete stark. Die Männer legten ihm einen Verband an und kümmerten sich um ihn. Kerner spuckte zur Seite und blickte hinüber zum Jagdhaus. Er sah zu Graf Siegfried. »Also, was ist? Holen wir uns den Conte!« Der Grabritter
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