Der Grabritter (German Edition)
sollen dort bleiben. Alle anderen sollen sofort zum Jagdhaus kommen, und zwar auf der Stelle.« Die Begleiter Ferruccios sahen sich kurz an. Dann liefen Beide zum Wagen und rasten davon. Ferruccio Vigiani starrte in den Nachthimmel. Seine Gedanken fingen an zu kreisen. Da kamen sie. Nun würden sie Rechenschaft von ihm fordern.
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Nachdem die Männer in ihren schwarzen Kutten sich an den Seiten des eisernen Tores angeschlichen hatten, hoben sie Kerner und Siegfried von Löwenberg hoch. Die beiden kletterten auf die Mauer und sprangen auf den weichen Moosboden der anderen Seite. Um sie herum waren Bäume und dichtes Gestrüpp. Vorsichtig bahnten sie sich einen Weg. Nach einer Weile erspähten sie durch die Blätter hindurch die beiden Wachen, die ihre Maschinenpistolen über die Schulter gehängt hatten. Etwas klapperte plötzlich an dem schweren Eisentor. Ein Stück von einem Ast fiel zu Boden. Die Wachmänner sahen sich gegenseitig an und warfen ihre Zigaretten weg. Sie nahmen die Maschinenpistolen in Anschlag und näherten sich dem Tor. Alles war wieder ruhig. Sie traten dicht an das Eisengitter und versuchten etwas zu erkennen. Wie Schraubstöcke packten zwei Hände die Nacken der Wächter. Ihre Köpfe wurden ein Stück zurückgezogen und krachten dann mit einem dumpfen Geräusch gegen die Eisenstangen. Ohne noch einen Laut von sich zu geben, sackten die beiden in sich zusammen. Der riesige Grabritter grinste, und Kerner nahm den B eiden ihre Waffen und die Schlüssel ab. Dann öffneten sie für die anderen das Tor. Zwei der Ritter machten sich daran, die am Boden liegenden Wachen zu fesseln und zu knebeln. Die übrigen teilten sich auf. Während zwei Gruppen sich jeweils in eine Richtung entlang der Grundstücksmauer vorarbeiteten, um dort die anderen Wachen auszuschalten, wollte Kerner gemeinsam mit Graf Siegfried und den restlichen Grabrittern weitergehen.
Dann war auf einmal das Geräusch von Hubschraubern in der Luft, und vom Berg her sahen sie, wie sich die Scheinwerfer eines Autos schnell, den Weg herunter, in ihre Richtung bewegten. Die Männer blieben stehen. Kerner sah Graf Siegfried an. »Wenn es Ferruccio ist, dürfen wir ihn nicht entkommen lassen.« Gemeinsam liefen sie zurück. Kurz darauf bremste der Wagen vor dem Tor. Die Männer des Conte stiegen aus und gingen zu den beiden Posten, die dort standen und eine Zigarette rauchten. Einer der Männer aus dem Wagen sprach sie an.
„Nur ihr sollt hierbleiben. Alle anderen sofort hoch zum Jagdhaus. Befehl von Conte Ferruccio. Also, sagt allen Bescheid und beeilt euch.« Die beiden Wachen gaben keine Antwort. Der Fahrer des Wagens, der schon im Begriff gewesen war, wieder in den Wagen zu steigen, wurde ungehalten. »Sagt mal, sitzt ihr auf euren Ohren?« Er hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als die vermeintlichen Wachleute ihre Maschinenpistolen anhoben. Die Männer des Conte starrten verdutzt in die Mündungen. Im nächsten Moment krachte auch schon der dicke Holzschaft einer Armbrust auf ihre Köpfe. Kurze Zeit darauf waren auch sie verpackt und in einem Gebüsch verstaut.
Kerner sah wieder hoch zum Himmel. »Die Hubschrauber sind schon ganz nah, Graf Siegfried. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Nehmen wir den Wagen.« So schnell es ihnen der schmale Weg erlaubte, fuhren sie den Berg hoch, zum Haupthaus der Vigianis. Bevor sie jedoch in Sichtweite kommen konnten, ließen sie den Wagen an der Seite stehen und näherten sich zu Fuß , weiter dem Haus . Kerner hielt plötzlich die anderen zurück. »Halt, wartet. Da hinten in der kleinen Hütte liegen wahrscheinlich zwei meiner Freunde. Ich muss sie zuerst holen. Sonst kommt ihr nicht weit.« Die Männer sahen Kerner fragend nach, während der schon im Schatten der Dunkelheit weiter zum Haus schlich. Es dauerte nicht lange, dann kehrte er zurück. Rechts und links neben ihm trabten zwei riesige Gestalten. Als Kerner bei den Anderen angekommen war, konnten die es kaum glauben. »Mein Gott. Das sind doch keine Hunde, das sind Kühe«, raunte einer von ihnen leise. Trotz der Angespanntheit mussten alle lachen. Kerner betrachtete die beiden an seiner Seite. »Ja, so könnte man sagen, nur eben mit anderen Zähnen. Das sind Tacita und Jupiter. Den beiden verdanke ich mein Leben.«
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Bice und Ramon kamen gerade aus dem Jagdhaus, als sie über sich die zwei Hubschrauber sahen, die sich im Landeanflug befanden. Im Schutz der Hauswand
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