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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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nickte langsam und gab den anderen Anweisung, in Deckung zu bleiben und ihnen Feuerschutz zu geben. Dann schlichen sich die beiden von hinten an das Jagdhaus heran. Über die Brüstung der Veranda gelangten sie bis zur Tür. Nichts rührte sich im Haus. Die Tür war nicht verschlossen. Langsam, sich nach allen Seiten absichernd, gingen sie hinein. Der große Raum war fast vollkommen dunkel. Nur vom Keller her fiel der schwache Lichtschein herauf. Ein eigenartiger Geruch war im ganzen Haus. Kerner und Graf Siegfried gingen weiter und stiegen vorsichtig die Treppe hinunter. Als sie den Gang im Keller erreichten, schwamm eine bläulich glänzende Flüssigkeit auf dem Boden. Zwei große umgestürzte Fässer lagen mitten im Gang. Mit einem gluckerndem Geräusch lief Benzin heraus und verbreitete sich überall.
     
    Aus einer der Türen trat eine Gestalt auf den Flur. Es war der alte Conte, der eine Fackel in der Hand hielt. Kerner zog die Kapuze der Kutte vom Kopf, und jetzt erkannte der Conte ihn. Mit hasserfüllten Augen sah er Kerner an. »Ah, ... sieh an, wen wir dort haben. Mr. Baranow, oder sollte ich doch besser sagen, Herr Hauptkommissar Kerner vom Deutschen BKA? Ich muss gestehen, über keinen Besuch hätte ich mich jetzt und hier mehr freuen können, als über den Ihren.« Graf Siegfried wollte weitergehen, doch Kerner hielt ihn zurück. Er sah zu Donatello Vigiani. »Geben Sie auf, Conte. Ihr Spiel ist für alle Zeiten vorbei. Kommen Sie mit Ihrem Sohn hoch und ergeben Sie sich. Draußen wimmelt es bereits von Carabinieri. Sie können nicht entkommen.« Der Conte lachte bitter. »Wer will denn hier entkommen. Nein, was mir wirkliche Kopfschmerzen bereitet ist, dass ich noch Schulden bei Ihnen habe. Das Einzige, was ich daher noch will ist, Sie so zu bezahlen, wie Sie es verdient haben.« Mit dem letzten seiner Worte ließ der Conte die Fackel fallen. Augenblicklich stand Donatello Vigiani in hellen Flammen.
     
    Mit rasender Geschwindigkeit kam das Feuer auf Kerner und Graf Siegfried zu. Geistesgegenwärtig sprangen sie zurück und hasteten die Treppe hoch. Die letzten Stufen überwanden sie in einem mächtigen Satz, mit dem sie oben auf dem Steinboden landeten. Hinter ihnen schoss eine gewaltige Stichflamme aus dem Keller hoch. Sofort wurden einige der alten Möbelstücke ringsherum in Brand gesetzt. Wie wild griff die Feuersbrunst in Sekundenschnelle um sich. Die beiden rollten ein Stück zur Seite und standen auf. Dann sahen sie zur Treppe. Der Grabritter stieß Kerner an. »Los, raus hier. Denen kann keiner mehr helfen.«
    Die Flammen hatten den Raum erhellt und beim Hinauslaufen fiel Kerners Blick auf die Stelle, wo er bei seinem Einbruch die Minikamera mit dem Mikrofon angebracht hatte. Sie steckte immer noch dort. Kerner stoppte bei der Tür und fasste hinter das Türblatt. Da war sie. Auch seine Tasche hing immer noch dort. Er nahm sie vom Haken und rannte Graf Siegfried nach. Als sich beide außer Atem ein Stück von der Veranda entfernt ins Gras fallen ließen, kamen auch schon die restlichen Grabritter auf sie zu. Gerade waren sie im Begriff gewesen das Haus zu stürmen. Als sie Kerner und Graf Siegfried erkannten, kamen sie erleichtert auf die b eiden zu. Francis Spielmann zog die Kapuze zurück. »Bin ich froh, dass ihr noch in einem Stück seid. Was ist mit Ferruccio Vigiani?« Graf Siegfried sah zurück zum Haus, aus dem schon die ersten Flammen schlugen. »Er und sein Vater sind noch unten. Sie haben sich ihr eigenes Grab gewählt, und Himmlers Vermächtnis begleitet die B eiden. Ich glaube, es ist das Beste so. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Lasst uns zurückgehen. Für die Grabritter gibt es hier nichts mehr zu tun.«

68
     
    Den Carabinieri blieb bei Ihrer Ankunft nicht mehr viel zu tun übrig. Überall traten ihnen die Männer mit den schwarzen Kutten entgegen und übergaben die fest verschnürten Wachmänner, die sie unschädlich gemacht hatten. Im Fond des letzten Wagens saßen Richter Catani und John Fiz Patric. Als sie beim Haupthaus aus dem Wagen stiegen, schlugen weiter oben bereits die Flammen in den Himmel. Richter Catani sah Sir John fragend an. »Kommen wir zu spät?«
    Der Großmeister fuhr sich über den mächtigen Schnauzbart. »Ich weiß es nicht, Richter. Einige der Ritter unten beim Tor haben mir bereits gesagt, dass Siegfried von Löwenberg und seine Männer beim Jagdhaus sind. Hoffen wir das Beste.« Ein Teil der Carabinieri machte sich sofort auf den Weg zum Jagdhaus. Die

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