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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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schürzte die Lippen. Wenn sie ihm jetzt ernsthaft widersprach, würde er vielleicht bereuen, sie nicht gefeuert zu haben. Ihre Furcht vor versnobten Boutique-Verkäuferinnen, die geringschätzig auf sie herabblickten, konkurrierte mit der schrecklichen Angst vor bodenloser Armut.
    Sie hatte erlebt, wie Armut Leben zerstörte. Das durfte sie nicht riskieren. Ihr Gehalt, das sie aus ihrer Arbeit auf Castelfino bezog, ermöglichte es ihr, jeden Monat einen größeren Betrag abzuzweigen, den sie nach Hause schickte. Obwohl das Gartencenter ihrer Eltern zurzeit florierte, wusste Meg, wie schnell Erfolg in Misserfolg umschlagen konnte.
    Das Geschäft hatte für ihre Eltern schon oft einen gefährlichen Drahtseilakt bedeutet. Meg konnte ihnen jetzt ermöglichen, ausreichend Rücklagen zu bilden, um allen Gefahren zu begegnen, die ihnen das Leben noch in den Weg legen mochte. Ihr Job auf Castelfino bot ihr zudem die Chance, den Eltern genügend Geld zu geben, damit sie einen Notgroschen fürs Alter zurücklegen konnten. Sie konnte sicherstellen, dass die Insolvenz nicht ständig wie ein drohender Schatten über dem elterlichen Geschäft hing.
    „Natürlich nicht – und, um ehrlich zu sein, macht mir gerade das Sorgen“, gestand sie auf seinen Einwurf. „Ich benötige jeden Penny meines Lohns. Und Geschäfte wie die auf der Liste verlangen wahrscheinlich schon Eintrittsgeld, wenn man nur ihre Schaufensterauslagen betrachtet!“
    Gianni stützte die Ellenbogen auf die Schreibtischplatte und beugte sich vor, während er besorgt die Brauen hob. „Dafür habe ich diese Konten doch eingerichtet, Megan. Ich übernehme die Kosten. Sie müssen keinen einzigen Cent bezahlen.“ Er sprach langsam und betonte jede Silbe, als spräche er zu einem Kleinkind.
    Bei seinen Worten fiel ihr eine Last von der Seele. Dann aber, wie aus heiterem Himmel, schoss ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf. War sie dabei, geradewegs in eine Falle zu tappen? Der Köder, den Gianni auswarf, war süß wie Honig, doch sie hatte guten Grund, nicht danach zu schnappen. Welche Art Dankbarkeit erwartete Gianni im Gegenzug von ihr?
    Kein Zweifel, Meg sehnte sich nach seiner Nähe. Und genau diese Schwäche würde ihm Gelegenheit verschaffen, sie noch stärker in Versuchung zu führen. Aus diesem Grund riet ihr der Verstand, sich zurückzuhalten. Die Erfahrung mit ihrem Exfreund Gavin hatte ihr einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, wie manche Männer dachten. Ein Mann, der Unsummen für eine Frau ausgab, wollte auch das Sagen in ihrem Leben haben. Wenn sie Giannis großzügiges Angebot annahm, könnte dies zu allen möglichen Verwicklungen führen …
    Wieder blickte sie in seine Augen, verlor sich fast in den dunklen Tiefen, die so viel Sinnlichkeit ausstrahlten. Vielleicht übertrieb sie, wenn sie sich weigerte, seine Freigiebigkeit anzunehmen? Als sie schließlich den Kopf hob und ihn ansah, erhellte ein hinreißendes Lächeln ihr Gesicht.
    „Das ist mehr, als ich mir je zu erhoffen wagte. Sie sind außerordentlich großzügig, Gianni“, sagte sie und wurde mit einem warmherzigen Lachen belohnt. Gleichzeitig verlieh es ihr den Mut, sich erneut der Gefahr jener schrecklich glamourösen Sekretärinnen und Assistentinnen des Vorzimmers auszusetzen. In der Annahme, ihre Audienz sei beendet, stand Meg auf. Als sie sich zum Gehen wandte, warf Gianni einen Blick auf seine Uhr.
    „Warten Sie – ich breche in wenigen Minuten zu meiner Außenstelle in Florenz auf. Ich werde Sie mitnehmen. Während ich meine Geschäfte erledige, können Sie einkaufen gehen. Wir treffen uns dann hinterher, und ich nehme Sie wieder mit nach Hause.“
    Meg suchte nach einer Ausrede, doch ihr wollte nichts einfallen. Sein Angebot ließ ihr Herz schneller schlagen. Mit Gianni allein in seinem Büro zu sitzen, war eine Sache. Mit ihm in seinem Wagen wegzufahren, eine ganz andere.
    „Einverstanden. A…aber ich muss mich zuerst umziehen!“, stammelte sie, schon fast an der Tür.
    „Dafür bleibt keine Zeit. Warum kommen Sie nicht so mit, wie Sie sind? Sie sehen toll aus“, rief er ihr hinterher.
    „Meine Arbeit, Gianni – ich kann nicht einfach verschwinden, ohne meine Leute zu informieren! Warum kümmern Sie sich nicht um den Wagen, während ich meinen Mitarbeitern Anweisungen hinterlasse?“
    Mit einem verschmitzten Lächeln zog er einen großen Schlüsselbund aus seiner Tasche. „Oh, nein, das werden Sie nicht tun! Ich kenne die Frauen. Wenn ich Sie nicht im Auge

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