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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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zugehört hätten, würden Sie jetzt verstehen, was ich meinte.“ Megs Wangen glühten, als sie in den niedrigen Wagen kletterte und vergeblich eine bequeme Sitzposition einzunehmen versuchte.
    „Sie waren zu Hause bei Ihren Eltern also ein bisschen zufrieden, aber nicht völlig. “ Er nickte ihr zu. „Irgendetwas hat zum vollkommenen Glück gefehlt.“
    Nicht etwas – jemand . Meg spürte wieder diesen ziehenden Schmerz in der Brust, der ihr das Atmen schwer machte. Zu Hause in England hatte sie das auch schon erlebt. Wann immer sie in der Ferne eine männliche Gestalt erspähte, die Gianni ähnelte, oder wenn sie meinte, sein Lachen zu hören, schien sich ihr Herz auf einer Berg- und Talfahrt der Gefühle zu befinden. Doch das erhoffte Wiedersehen mit ihm brachte ihr schließlich mehr Qualen ein als Glücksmomente. Tief drinnen spürte sie, dass er ihren Beweggründen immer noch misstraute.
    „Ich wollte eben auf meine Weise Erfolg im Leben haben.“ Sie hatte Mühe, den Satz zu formulieren.
    „Das kann ich lebhaft nachempfinden.“
    Die Bemerkung kam so von Herzen, dass Meg gern nachgehakt hätte. Doch bevor sie eine Frage stellen konnte, schoss Gianni eine Salve von Instruktionen auf sie ab, wie man diesen einem Torpedo gleichen Wagen starten und auf die Straße lenken musste.
    Meg fühlte sich wie in ihrer ersten Fahrstunde und war hin und her gerissen zwischen Angst und Verlegenheit. In wilder Entschlossenheit umklammerte sie das lederne Lenkrad und brachte den Wagen ruckartig in Bewegung. Das war mehr, als Gianni ertragen konnte. Dreißig Sekunden später hieb er mit beiden Händen auf das Armaturenbrett. „Nein, nein. Halten Sie an!“
    Meg war so erleichtert, dass sie mit ihrer Notbremsung jede Führerscheinprüfung mit Auszeichnung bestanden hätte. Kaum kam der Wagen zum Stehen, sprang Gianni heraus. Er eilte um die Motorhaube und riss die Fahrertür auf.
    „Ich werde für Sie ein paar Fahrstunden arrangieren lassen, damit Sie sich an unsere örtlichen Verhältnisse gewöhnen. Und Sie bekommen ein eigenes Auto.“ Nachdem Meg ausgestiegen war, schlüpfte Gianni sofort auf den Fahrersitz.
    Sie ging um den Wagen herum und setzte sich auf den Beifahrersitz. Gianni hatte bereits beide Hände um das Lenkrad gelegt, als wollte er es liebkosen. Meg nahm an, dass er wartete, bis sie den Sicherheitsgurt angelegt hatte, und dann ordentlich Gas geben würde. Doch er strich weiter sanft über das Lenkrad. Schließlich ging er mit ihr noch einmal genau die einzelnen Schritte durch, die er ihr hatte beibringen wollen.
    „Habe ich irgendeinen Schaden angerichtet?“, fragte sie, als das Lederpolster der Rückenlehne vorfuhr und sich an ihre Lendenwirbel schmiegte.
    „Nur meinen Nerven.“ Gianni blickte zu ihr, bevor er in den Rückspiegel schaute. „Automobile sind wie Frauen. Sie verdienen unsere Sorgfalt und unseren Respekt.“
    „Es tut mir leid“, sagte sie kleinlaut. „Ich werde für alles aufkommen.“
    Er lachte und lenkte den Ferrari mit geschickter Leichtigkeit auf die autostrada.
    „Ich glaube, die Arbeit für die Bellinis verlangt Ihnen schon genügend ab.“
    „Ich mochte Ihren Vater. Er war ein guter Arbeitgeber“, bemerkte Meg.
    „Und jetzt hoffen Sie, dass sich diese Familientradition fortsetzt, bambola? “, meinte er listig. „Ich für meinen Teil habe da meine Zweifel. Ich bin das genaue Gegenteil meines Vaters. Zum einen war er verzweifelt darauf aus zu heiraten. Seine Ehe sollte sich als der größte Fehler herausstellen, den er je begangen hat, und ich habe daraus gelernt. Dann starb meine Mutter auch noch im Kindbett. Dreißig Jahre lang hat er seine Wunden geleckt. Ich werde mir Zeit lassen, eine Frau zu finden. Ich bin jedenfalls nicht bereit, mich finanziell zu verausgaben, nur um gesellschaftliche Konventionen zu erfüllen“, schloss er vielsagend.
    „Ich denke, das ist klug von Ihnen.“
    „Ach ja?“, meinte er gedehnt und warf ihr ein spöttisches Lächeln zu. „Ist das der Grund, warum Sie zugestimmt haben, dass ich Sie mitnehme? Oder hatten Sie gehofft, dass wir die Bedingungen Ihrer Anstellung noch einmal überdenken?“
    Sein Blick spiegelte wider, was er dabei im Sinn hatte. Auch er dachte immer noch voller Genuss an ihren zärtlichen Kuss. Die Wärme, die in seinem Ausdruck lag, sprach sie tief im Inneren an. Wallende Röte schoss ihr in die Wangen. Gianni würde für sie immer eine Versuchung darstellen.
    „Während meines Aufenthalts auf Castelfino bin ich

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