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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sein, und wenn Sie schuldig sind, so sind Sie nur der Unklugheit schuldig, die ja noch durch die Befehle Ihres Kapitäns gerechtfertigt wird. Geben Sie mir den Brief, den man Ihnen auf der Insel Elba anvertraut hat, geben Sie mir Ihr Ehrenwort, daß Sie sich auf die erste Vorladung stellen werden, und kehren Sie zu Ihren Freunden zurück.«
    »Also bin ich frei, mein Herr!« rief Dantès in höchster Freude.
    »Ja, nur geben Sie mir diesen Brief.«
    »Er muß da vor Ihnen sein, denn man hat ihn mir mit meinen anderen Papieren abgenommen, und ich erkenne einige davon in diesem Paket.«
    »Warten Sie«, sagte der Staatsanwalt zu Dantès, der seinen Hut und seine Handschuhe nahm, »warten Sie. An wen ist er denn adressiert?«
    »An Herrn Noirtier, Rue Coq-Héron zu Paris.«
    Villefort war wie vom Blitz getroff en; er sank in seinen Fauteuil zurück, aus dem er gleich darauf hochfuhr, schnell in den bei Dantès beschlagnahmten Papieren blätterte und den verhängnisvollen Brief hervorzog, auf den er einen Blick voll unaussprechlichen Entsetzens warf.
    »Herrn Noirtier, Rue Coq-Héron Nummer «, murmelte er erbleichend.
    »Ja, mein Herr«, antwortete Dantès erstaunt, »kennen Sie ihn?«
    »Nein«, erwiderte Villefort lebhaft, »ein treuer Diener des Königs kennt die Verschwörer nicht.«
    »Es handelt sich also um eine Verschwörung?« fragte Dantès, den, nachdem er sich frei gewähnt hatte, ein größerer Schrecken als zuerst zu ergreifen begann. »Auf alle Fälle, mein Herr, war ich, wie ich Ihnen gesagt habe, in vollständiger Unkenntnis über den Inhalt der Botschaft, deren Träger ich war.«
    »Ja«, sagte Villefort mit dumpfer Stimme; »aber Sie kennen den Namen desjenigen, an den der Brief adressiert ist.«
    »Um ihm den Brief zu eigenen Händen zu übergeben, mußte ich den Namen doch wissen.«
    »Und Sie haben diesen Brief niemandem gezeigt?« fragte Villefort, indem er das Schreiben las und immer bleicher wurde.
    »Niemandem, mein Herr, auf Ehre!«
    »Kein Mensch weiß, daß Sie der Überbringer eines von der Insel Elba kommenden und an Herrn Noirtier adressierten Briefes sind?«
    »Kein Mensch, außer demjenigen, der ihn mir übergeben hat.«
    »Das ist zuviel, das ist schon zuviel!« murmelte Villefort.
    Die Stirn Villeforts verfi nsterte sich immer mehr, je weiter er las; seine weißen Lippen, seine zitternden Hände, seine brennenden Augen erweckten in der Seele Dantès’ die schmerzlichsten Befürchtungen.
    Nachdem er den Brief durchgelesen hatte, ließ Villefort den Kopf in die Hände sinken und blieb einen Augenblick wie niederge-schmettert sitzen.
    »Mein Gott! Was ist denn?« fragte Dantès scheu.
    Villefort antwortete nicht; aber nach einigen Augenblicken richtete er sein bleiches und entstelltes Gesicht auf und las den Brief zum zweitenmal.
    »Und Sie sagen, Sie wissen nicht, was dieser Brief enthält?« fragte er wieder.
    »Auf Ehre, ich weiß es nicht«, antwortete Dantès. »Aber was haben Sie denn, mein Gott! Sie werden ohnmächtig. Soll ich klingeln, soll ich jemand rufen?«
    »Nein«, sagte Villefort, sich lebhaft erhebend, »rühren Sie sich nicht von der Stelle, sagen Sie kein Wort; an mir ist es, hier Befehle zu geben, und nicht an Ihnen.«
    »Mein Herr«, entgegnete Dantès verletzt, »ich wollte Ihnen nur zu Hilfe kommen.«
    »Ich brauche nichts; eine vorübergehende Unpäßlichkeit, nichts weiter; beschäftigen Sie sich mit sich und nicht mit mir, antworten Sie.«
    Dantès erwartete das Verhör, das diese Auff orderung ankündigte, aber vergeblich. Villefort sank wieder in seinen Sessel, fuhr mit einer eisigen Hand über seine schweißbedeckte Stirn und begann zum drittenmal den Brief zu lesen.
    Oh, wenn er weiß, was dieser Brief enthält, und wenn er je erfährt, daß Noirtier der Vater Villeforts ist, sagte er zu sich, so bin ich verloren, auf ewig verloren!
    Von Zeit zu Zeit betrachtete er Edmund, als ob sein Blick jene unsichtbare Scheidewand hätte durchdringen können, welche die Geheimnisse, die der Mund bewahrt, im Herzen verschließt.
    »Oh, es ist alles klar!« fuhr er plötzlich auf.
    »Aber um Gottes willen, mein Herr!« rief der unglückliche junge Mann. »Wenn Sie an mir zweifeln, wenn Sie mich beargwöhnen, so fragen Sie mich; ich bin bereit, Ihnen zu antworten.«
    Villefort nahm sich gewaltsam zusammen und sagte in einem Ton, der sicher klingen sollte:
    »Mein Herr, aus Ihrem Verhör ergeben sich die schwersten Beweise gegen Sie; es steht nicht mehr bei mir,

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