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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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konnte, da er an hundert Piaster verdient hatte, und sich unter irgendeinem Vorwand nach der Insel Monte Christo zu begeben.
    Freilich ging es nicht anders, als daß er sich hinbringen ließ, und dann wurde er jedenfalls von den Leuten, die ihn hinbrachten, aus-spioniert. Die Gefangenschaft hatte Dantès klug gemacht, und er wollte nichts aufs Spiel setzen.
    Dantès schwankte noch in seinem Entschluß, als ihn eines Abends sein Patron, der großes Zutrauen zu ihm hatte und ihn gern in seinem Dienst behalten wollte, am Arm nahm und in eine Seemanns-schenke in Livorno führte, wo sich die Schleichhändler zu versam-meln pfl egten und gewöhnlich ihre Geschäfte abschlossen. Dantès war schon einigemal in dieser Seemannsbörse gewesen und hatte, als er all diese waghalsigen Männer dort sah, daran gedacht, über welche Macht ein Mensch verfügen müßte, dem es gelänge, sie unter seinen Willen zu beugen.
    Diesmal handelte es sich um ein großes Geschäft, um eine Ladung türkischer Teppiche und Levantiner Stoff e; man mußte ein neutra-les Gebiet fi nden, wo der Austausch stattfi nden könnte, und dann versuchen, diese Waren an die französische Küste zu bringen.
    Der Gewinn war außerordentlich, wenn die Sache gelang; es kamen fünfzig bis sechzig Piaster auf den Mann.
    Der Patron schlug als Ausladeplatz die Insel Monte Christo vor, da diese vollständig öde sei und weder Soldaten noch Zollwächter habe.
    Bei dem Namen Monte Christo zitterte Dantès vor Freude; er stand auf, um seine Aufregung zu verbergen, und ging im Zimmer umher.
    Als er wieder zu den beiden Männern, die miteinander verhandel-ten, zurückkehrte, war es beschlossen, daß man bei Monte Christo anlegte; schon in der folgenden Nacht sollte zu der Expedition aufgebrochen werden.
    Edmund war auf Befragen der Meinung, daß die Insel alle ge-wünschte Sicherheit biete und daß große Unternehmungen, wenn sie gelingen sollten, schnell ausgeführt werden müßten.
    Es blieb also dabei, daß man sich am Abend des folgenden Tages segelfertig machen wollte, und da das Meer ruhig und der Wind günstig war, rechnete man darauf, sich übermorgen abend in dem Gewässer der Insel zu befi nden.
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    Endlich sollte Dantès nun sein Ziel auf eine einfache und natürliche Weise erreichen und, ohne Argwohn zu erregen, den Fuß auf die Insel setzen.
    Eine Nacht nur trennte ihn von der so sehnlich herbeigewünschten Abfahrt. Er verbrachte die Nacht in fi eberhafter Unruhe; alle günstigen und ungünstigen Möglichkeiten tauchten abwechselnd vor ihm auf. Wenn er die Augen schloß, sah er den Brief des Kardinals Spada in Flammenzeichen an die Wand geschrieben; wenn er einen Augenblick einschlief, zogen die sonderbarsten Träume durch seinen Geist; er befand sich in verzauberten Höhlen, füllte sich die Taschen mit Gold und Edelsteinen, und doch entschwanden alle die unermeßlichen Schätze, die er sah, seinen Händen wieder.
    Als es Tag geworden war, entwarf Dantès einen Plan, wie er vorge-hen wollte. Mit dem Abend kamen die Vorbereitungen zur Abfahrt, und diese waren für Dantès ein Mittel, seine Erregung zu verbergen. Er hatte allmählich eine hervorragende Stellung unter der Mannschaft gewonnen, daß er befehlen konnte, als ob er der Herr des Fahrzeugs wäre, und die Matrosen ihm rasch und gern gehorch-ten.
    Der alte Seemann ließ ihn gewähren; auch er hatte die Überlegenheit Dantès’ über die anderen Matrosen und über sich selbst erkannt; er sah in dem jungen Mann seinen Nachfolger und bedauerte, keine Tochter zu haben, um Edmund noch fester an sich zu fesseln.
    Um sieben Uhr abends war alles bereit; zehn Minuten nach sieben fuhr man an dem Leuchtturm vorbei, wo eben Licht angezündet wurde.
    Das Meer war ruhig, ein frischer Wind blies aus Südwest. Dantès erklärte, daß alle schlafen gehen könnten und er das Steuer übernehmen wollte.
    Wenn der Malteser, so nannte man Dantès, solch eine Erklärung abgegeben hatte, so genügte das, und jeder legte sich ruhig nieder.
    Dantès blieb allein, aber die Einsamkeit der Nacht war von seinen Gedanken bevölkert.
    Als der Patron erwachte, lief das Schiff unter vollen Segeln. Die Insel Monte Christo stieg am Horizont immer größer auf.
    Edmund übergab das Schiff seinem Herrn und legte sich seinerseits nieder, aber trotz der schlafl osen Nacht konnte er kein Auge schließen. Zwei Stunden darauf kam er wieder an Deck. Man sah in dem Azur des Himmels den Gipfel von

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