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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Sie acht.«
    Monte Christo befestigte ein Treff -As an der Blechscheibe, nahm seine Pistolen vom Tisch und schoß in vier Schüssen hintereinander die vier Teile des Kreuzes fort. Bei jedem Schuß zuckte Morrel zusammen; er besah die Kugeln, mit denen Monte Christo geschossen hatte, und sah, daß sie nicht größer waren als Rehposten. »Das ist fürchterlich«, sagte er; »sieh doch, Emanuel!« Dann zu Monte Christo gewandt:
    »Graf, um des Himmels willen, töten Sie Albert nicht! Der Un-glückliche hat eine Mutter!«
    »Ganz recht«, antwortete Monte Christo, »und ich habe keine.«
    Diese Worte wurden mit einem Ton gesprochen, der Morrel erbeben machte.
    »Sie sind der Beleidigte, Graf, und haben den ersten Schuß.«
    »So?«
    »Darauf habe ich bestanden; wir haben ihnen genug Zugeständ-nisse gemacht, so daß wir das verlangen konnten.«
    »Und wieviel Schritte?«
    »Zwanzig.«
    Ein schreckliches Lächeln umspielte die Lippen des Grafen.
    »Morrel«, sagte er, »vergessen Sie nicht, was Sie soeben gesehen haben.«
    »Ich rechne auch nur auf Ihre Erregtheit, um Albert zu retten.«
    »Ich erregt?« sagte Monte Christo.
    »Oder auf Ihre Hochherzigkeit, mein Freund; da Sie Ihrer Kugel sicher sind, so kann ich Ihnen etwas sagen, was lächerlich wäre, wenn ich es einem andern sagte.«
    »Was?«
    »Schießen Sie ihn in den Arm, verwunden Sie ihn, aber töten Sie ihn nicht.«
    »Morrel, hören Sie noch eins«, sagte der Graf, »ich brauche nicht dazu aufgefordert werden, Herrn von Morcerf zu schonen; er wird ruhig mit seinen Freunden heimkehren, während ich …«
    »Nun, Sie?«
    »Mich wird man zurückschaff en.«
    »Um Himmels willen!« rief Morrel außer sich.
    »Wie ich Ihnen sage, mein lieber Morrel; Herr von Morcerf wird mich töten.«
    Morrel sah den Grafen an, als verstände er ihn nicht mehr. »Was ist Ihnen denn seit gestern abend geschehen, Graf?«
    »Was Brutus vor der Schlacht bei Philippi geschehen ist: Ich habe eine Erscheinung gesehen, und diese Erscheinung hat mir gesagt, daß ich genug gelebt hätte.«
    Maximilian und Emanuel sahen einander an; Monte Christo zog seine Uhr. »Lassen Sie uns aufbrechen«, sagte er, »es ist fünf Minuten nach sieben, und das Duell ist auf Punkt acht Uhr festgesetzt.«
    Ein Wagen wartete; Monte Christo bestieg ihn mit seinen beiden Zeugen. Als sie über den Korridor gingen, war Monte Christo stehengeblieben, um an einer Tür zu lauschen. Maximilian und Emanuel waren aus Rücksicht weitergegangen und glaubten ein Schluchzen durch einen Seufzer beantwortet zu hören.
    Um acht Uhr waren sie zur Stelle.
    »Wir sind die ersten«, sagte Morrel, der aus dem Wagen sah.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Baptistin, der seinem Herrn mit unaussprechlichem Schrecken gefolgt war, »aber ich glaube da unter den Bäumen einen Wagen zu bemerken.«
    Monte Christo sprang leicht aus dem Wagen und reichte Emanuel und Maximilian die Hand, um ihnen beim Aussteigen behilfl ich zu sein. Maximilian behielt die Hand des Grafen in der seinen. »Oh«, sagte er, »das ist eine Hand, wie ich sie bei einem Mann, dessen Leben auf der Gerechtigkeit seiner Sache ruht, zu fühlen liebe.«
    »Dort gehen zwei junge Herren auf und ab, die uns zu erwarten scheinen«, sagte Emanuel.
    Monte Christo hielt Morrel einige Schritte hinter seinem Schwager zurück.
    »Maximilian«, fragte er ihn, »ist Ihr Herz frei?«
    Morrel sah Monte Christo erstaunt an.
    »Ich verlange kein Geständnis von Ihnen, lieber Freund, es ist eine einfache Frage; antworten Sie ja oder nein, weiter verlange ich nichts.«
    »Ich liebe ein Mädchen, Graf.«
    »Lieben Sie es sehr?«
    »Mehr als mein Leben.«
    »Nun«, sagte Monte Christo, »da schwindet mir wieder eine Hoff nung.« Dann sagte er mit einem Seufzer zu sich selbst: Arme Haidee!
    »Wahrhaftig, Graf«, rief Morrel, »wenn ich Sie nicht so gut kennte, würde ich Sie für weniger tapfer halten, als Sie sind!«
    »Weil ich an jemand denke, den ich verlassen werde, und weil ich seufze! Gehen Sie, Morrel, versteht ein Soldat sich so schlecht auf Mut? Bedaure ich das Leben? Was liegt mir, der ich zwanzig Jahre zwischen Leben und Sterben zugebracht habe, daran, ob ich lebe oder sterbe? Übrigens seien Sie ruhig, Morrel, diese Schwäche, wenn es eine ist, sollen nur Sie wahrgenommen haben. Ich weiß, daß die Welt ein Salon ist, den man höfl ich und anständig verlassen muß, das heißt, indem man grüßt und seine Spielschulden bezahlt.«
    »So ist es recht«, sagte Morrel. »Haben Sie Ihre

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