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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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das an das Haus Villeforts anstieß.
    Man erfuhr nicht, was die drei Mieter dieses Hauses bewog, zwei Stunden später auszuziehen; aber es ging in dem Viertel allgemein das Gerücht, daß das Haus nicht sicher auf seinem Unterbau ruhe und einzustürzen drohe, was den neuen Mieter durchaus nicht hin-derte, noch an demselben Tage gegen fünf Uhr mit seinem bescheidenen Mobiliar einzuziehen.
    Der neue Mieter hatte einen Kontrakt auf drei, sechs oder neun Jahre geschlossen und die Miete für sechs Monate im voraus bezahlt; er nannte sich Signor Giacomo Busoni.
    Es wurden sofort Arbeiter bestellt, und in derselben Nacht sahen verspätete Passanten zu ihrer Überraschung Zimmerleute und Maurer damit beschäftigt, den unteren Teil des wankenden Hauses auszubessern.
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    Es verstrichen einige Tage. Eines Nachmittags gegen fünf Uhr fuhr ein eleganter Phaëton in die Einfahrt des Hauses in den Champs-Elysées ein und setzte Herrn Andrea Cavalcanti an der Freitreppe ab.
    Der junge Mann sah glänzend aus, erkundigte sich freundschaftlich wie immer nach dem Befi nden des Grafen von Monte Christo und stieg leicht die Treppe zum ersten Stock empor. Oben an der Treppe traf er den Grafen selbst, der bei seinem Anblick stehenblieb.
    »Ei, guten Tag, mein lieber Graf«, sagte Andrea.
    »Ah, Herr Andrea!« entgegnete Monte Christo mit seiner ein wenig spöttischen Stimme. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ausgezeichnet, wie Sie sehen. Ich komme, um mit Ihnen von hundert Dingen zu sprechen; aber zuerst, gehen Sie aus oder kommen Sie nach Hause?«
    »Ich wollte ausgehen.«
    »Nun, um Sie nicht aufzuhalten, werde ich, wenn Sie erlauben, mit in Ihren Wagen steigen; Tom wird uns mit meinem Phaëton folgen.«
    »Nein«, antwortete der Graf, dem nichts an der Begleitung des jungen Mannes lag, mit einem unmerklichen Lächeln der Gering-schätzung; »nein, ich ziehe es vor, Ihnen hier Audienz zu geben, mein lieber Herr Andrea; man plaudert besser im Zimmer, wo kein Kutscher in der Nähe ist, der auff ängt, was man sagt.«
    Der Graf trat in einen kleinen Salon des ersten Stocks, setzte sich und forderte den jungen Mann auf, gleichfalls Platz zu nehmen.
    Andrea nahm seine freundlichste Miene an.
    »Sie wissen, lieber Graf«, sagte er, »daß die Feierlichkeit heute abend stattfi ndet; um neun Uhr wird der Ehevertrag bei meinem Schwiegervater unterzeichnet.«
    »So, wirklich?« fragte Monte Christo.
    »Wie, teile ich Ihnen damit etwas Neues mit? Hat Herr Danglars Ihnen keine Anzeige geschickt?«
    »Doch«, entgegnete der Graf, »ich habe gestern einen Brief von ihm erhalten; aber ich glaube nicht, daß die Stunde darin angegeben war.«
    »Das ist möglich; mein Schwiegervater wird darauf gerechnet haben, daß es allgemein bekannt ist.«
    »Nun, Sie haben Glück, Herr Cavalcanti«, sagte Monte Christo;
    »Sie machen da eine sehr gute Partie, und Fräulein Danglars ist hübsch dazu.«
    »Allerdings«, antwortete Andrea Cavalcanti mit einem Ton voll Bescheidenheit.
    »Sie ist vor allem sehr reich, wenigstens glaube ich das«, sagte Monte Christo.
    »Sehr reich, glauben Sie?« wiederholte der junge Mann.
    »Gewiß; man sagt, daß Herr Danglars mindestens die Hälfte seines Vermögens verschweigt.«
    »Und er gibt fünfzehn oder zwanzig Millionen zu«, sagte Andrea mit einem vor Freude strahlenden Blick.
    »Und dabei steht er im Begriff , in eine Eisenbahnspekulation einzutreten, bei der er, wie es allgemein heißt, mindestens seine zehn Millionen verdienen wird.«
    »Zehn Millionen! Sie glauben? Das ist prächtig«, sagte Cavalcanti, der sich an dem Klang dieser Worte berauschte.
    »Und dieses ganze Vermögen wird Ihnen zufallen«, fuhr Monte Christo fort, »da das Fräulein Danglars’ einzige Tochter ist. Zudem ist Ihr Vermögen, wie mir wenigstens Ihr Vater gesagt hat, fast dem Ihrer Braut gleich. Doch lassen wir die Geldsachen ruhen. Wissen Sie, Herr Andrea, daß Sie diese ganze Sache schnell und geschickt durchgeführt haben?«
    »Ich glaube, ich habe es nicht übel gemacht«, antwortete der junge Mann; »ich bin der geborene Diplomat.«
    »Nun, man wird Sie in die Diplomatie eintreten lassen; die Diplomatie, wissen Sie, lernt sich nicht, man muß dazu veranlagt sein …
    Das Herz ist also gefangen?«
    »Wirklich, ich fürchte«, entgegnete Andrea in einem Ton, wie er ihn im Th
    eater gehört hatte.
    »Liebt man Sie ein wenig?« fragte der Graf.
    »Es muß wohl so sein«, sagte Andrea mit dem Lächeln des Siegers,
    »da man

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