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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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hat ihre Vorschriften, nach denen sie verfahren muß.«
    »Selbst für mich?« fragte die Baronin halb lächelnd, halb im Ernst.
    »Für alle«, antwortete Villefort; »und für mich ebensogut wie für die andern.«
    »So!« äußerte die Baronin, ohne durch ein weiteres Wort ihren Gedanken Ausdruck zu geben.
    »Ja, ich weiß, was Sie sagen wollen«, fuhr Villefort fort; »Sie spielen auf die schrecklichen Gerüchte an, daß alle diese Todesfälle, die seit drei Monaten mein Haus heimgesucht haben, und ebenso die Krankheit Valentines, die wie durch ein Wunder dem Tod entgangen ist, nicht natürlich seien.«
    »Daran dachte ich nicht«, entgegnete Frau Danglars lebhaft.
    »Doch, Sie dachten daran, und das war gerechtfertigt, denn Sie konnten nicht anders, als daran denken, und sie sagten sich: Du, der du das Verbrechen verfolgst, antworte, warum geschehen um dich her Verbrechen, die unbestraft bleiben?«
    Die Baronin erbleichte.
    »Das dachten Sie, nicht wahr, gnädige Frau?«
    »Nun, ich gebe es zu.«
    »Ich will Ihnen antworten.« Villefort rückte seinen Stuhl neben Frau Danglars, stützte beide Hände auf seinen Schreibtisch und sagte in dumpferem Ton, als ihn seine Stimme gewöhnlich hatte: »Es gibt Verbrechen, die unbestraft bleiben, weil man die Verbrecher nicht kennt und ein unschuldiges Haupt zu treff en fürchtet; wenn aber diese Verbrecher bekannt sein werden«, fuhr er fort, indem er die Hand gegen ein Kruzifi x ausstreckte, das auf seinem Schreibtisch stand, »bei dem lebendigen Gott, so werden sie sterben! Nach diesem Eid, den ich halten werde, wagen Sie mich jetzt um Gnade für diesen Elenden zu bitten!«
    »Sind Sie ganz sicher, daß er so schuldig ist, wie man sagt?« entgegnete Frau Danglars.
    »Hier sind seine Akten: Benedetto, zuerst mit sechzehn Jahren wegen Fälschung zu einer Galeerenstrafe von fünf Jahren verurteilt; der junge Mann war vielversprechend, wie Sie sehen; dann entwichen, dann Mörder.«
    »Und wer ist dieser Unglückliche?«
    »Weiß man das! Ein Vagabund, ein Korse.«
    »Es haben sich keine Verwandten von ihm gemeldet?«
    »Niemand; man kennt seine Eltern nicht.«
    »Aber der Mann, der von Lucca gekommen war?«
    »Ein Gauner gleich ihm, vielleicht sein Komplice.«
    Die Baronin faltete die Hände.
    »Villefort!« sagte sie mit sanftem und einschmeichelndem Ton.
    »Um Gottes willen, gnädige Frau«, antwortete der Staatsanwalt mit einer Festigkeit, die nicht frei von Schroff heit war, »verlangen Sie von mir niemals Gnade für einen Schuldigen. Wer bin ich? Das Gesetz. Hat das Gesetz Augen, um Ihre Traurigkeit zu sehen? Hat das Gesetz Ohren, um Ihre sanfte Stimme zu hören? Nein, gnädige Frau, das Gesetz befi ehlt, und wenn es befohlen hat, so schlägt es zu. Sie werden sagen, ich sei ein lebendes Wesen und kein Gesetz, ein Mensch und kein Buch. Sehen Sie mich an, haben mich die Menschen als Bruder behandelt, haben sie mich geliebt, haben sie mich geschont? Hat jemand um Gnade für Herrn Villefort gebeten, und hat jemand Gnade für ihn gewährt? Nein, nein, nein, getroff en, immer getroff en! Sie lassen nicht nach, Weib, das Sie sind, in mich zu dringen mit diesen reizenden, ausdrucksvollen Augen, die mich immer daran erinnern, daß ich erröten muß. Nun wohl, sei’s, ich erröte über das, was Sie wissen, und vielleicht, vielleicht noch über andres.
    Aber seitdem ich selbst gefehlt habe, und das vielleicht mehr als meine Mitmenschen, seit der Zeit habe ich die Hüllen der andern durchsucht, um das Geschwür zu fi nden, und ich habe es immer gefunden, ich habe es mit Glück, mit Freude gefunden, dieses Siegel der menschlichen Schwäche oder Verderbtheit. Denn jeder, den ich für schuldig erkannte, und jeder Schuldige, den ich traf, schien mir ein lebender, ein neuer Beweis, daß ich keine entsetzliche Ausnahme sei. Die ganze Welt ist schlecht, wir wollen es beweisen und den Schlechten treff en.«
    Villefort sprach diese letzten Worte mit einem fi eberhaften Zorn, der seiner Sprache eine wilde Beredsamkeit gab.
    Frau Danglars unternahm einen letzten Versuch. »Sie sagen aber, daß dieser junge Mann ein Vagabund, eine Waise, ein Mensch ist, der von allen verlassen ist.«
    »Um so schlimmer oder vielmehr um so besser, dann braucht niemand über ihn zu weinen.«
    »Das heißt grausam gegen den Schwachen sein.«
    »Den Schwachen, welcher mordet!«
    »Seine Schande würde auf mein Haus zurückfallen.«
    »Habe ich nicht den Tod in dem meinen?«
    »Oh«, rief die Baronin, »Sie sind

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