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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sogar. Kaum hatte der junge Mann den Saal betreten, durchlief sein Auge die Reihen der Richter und Beisitzer und verweilte dabei länger auf dem Präsidenten und besonders auf dem Staatsanwalt.
    Neben Andrea nahm sein Verteidiger Platz, der amtlich bestellt worden war, denn Andrea hatte sich mit diesen Einzelheiten, denen er keine Wichtigkeit beilegte, nicht befassen wollen; es war ein junger Mann mit aschblondem Haar, dessen Gesicht durch seine Aufregung gerötet war.
    Der Präsident ließ die Anklageschrift verlesen, die, wie man weiß, von der so gewandten und unerbittlichen Feder Villeforts abgefaßt war.
    Diese Anklageschrift zu verlesen dauerte lange und sie wäre für jeden andern niederschmetternd gewesen, aber Andrea trug das Gewicht der Anklage mit der Seelenruhe eines Spartaners.
    Niemals war Villefort so beredt gewesen; das Verbrechen wurde in den lebhaftesten Farben dargestellt; das Vorleben des Angeklagten, der Zusammenhang seiner Taten von seinem Jünglingsalter an waren mit der Meisterschaft dargelegt, die die Praxis des Lebens und die Kenntnis des menschlichen Herzens einem so hervorragenden Geist, wie der Staatsanwalt war, verliehen hatten.
    Andrea schenkte den aufeinander folgenden Belastungsmomenten nicht die geringste Aufmerksamkeit. Herr von Villefort, der ihn oft musterte und jedenfalls bei ihm die psychologischen Studien fortsetzte, die er so oft Gelegenheit gehabt hatte, bei den Angeklagten vorzunehmen, vermochte nicht ein einziges Mal, ihn die Augen niederschlagen zu machen, so durchdringend er ihn auch ansah.
    Endlich war die Verlesung beendet.
    »Angeklagter«, sagte der Präsident, »wie heißen Sie?«
    Andrea erhob sich. »Entschuldigen Sie, Herr Präsident«, sagte er mit einer Stimme, die vollständig ruhig klang, »aber ich sehe, daß Sie bei Ihren Fragen eine Reihenfolge wählen, bei der ich Ihnen nicht folgen kann. Ich erhebe den Anspruch, den ich später rechtfertigen werde, eine Ausnahme von den gewöhnlichen Angeklagten zu machen. Wollen Sie deshalb, bitte, Ihre Fragen in einer andern Reihenfolge stellen; ich werde deshalb nicht weniger alle Fragen beantworten.«
    Der Präsident sah überrascht die Geschworenen an, die ihrerseits den Staatsanwalt ansahen. Eine große Überraschung zeigte sich in der ganzen Versammlung. Auf Andrea schien das nicht den geringsten Eindruck zu machen.
    »Wie alt sind Sie?« fragte der Präsident. »Werden Sie diese Frage beantworten?«
    »Diese wie die andern, Herr Präsident.«
    »Wie alt sind Sie also?«
    »Ich bin einundzwanzig Jahre alt oder werde es vielmehr erst in einigen Tagen, da ich in der Nacht vom siebenundzwanzigsten auf den achtundzwanzigsten September  geboren bin.«
    Herr von Villefort, der sich gerade eine Notiz machen wollte, hob bei diesem Datum den Kopf.
    »Wo sind Sie geboren?« fragte der Präsident weiter.
    »In Auteuil bei Paris«, antwortete Benedetto.
    Herr von Villefort hob zum zweitenmal den Kopf, sah Benedetto an, wie er das Haupt der Medusa angesehen haben würde, und wurde totenbleich.
    Benedetto dagegen fuhr sich anmutig mit der Ecke eines feinen gestickten Batist-Taschentuches über die Lippen.
    »Ihr Beruf?« fragte der Präsident.
    »Erst war ich Fälscher«, antwortete Benedetto in der ruhigsten Weise von der Welt; »dann wurde ich Dieb, und kürzlich bin ich Mörder geworden.«
    Ein Murmeln oder vielmehr ein Sturm der Entrüstung und Überraschung brach in allen Teilen des Saales los; die Richter selbst sahen sich verblüff t an; die Geschworenen bekundeten den größten Abscheu gegen den Zynismus, den man bei einem so eleganten Herrn so wenig erwartete.
    Herr von Villefort stützte seine Stirn, die, anfangs bleich, rot und siedend heiß geworden war, in die Hand, plötzlich erhob er sich und sah wie ein Irrer um sich; er schnappte nach Luft.
    »Suchen Sie etwas, Herr Staatsanwalt?« fragte Benedetto mit seinem verbindlichsten Lächeln.
    Herr von Villefort antwortete nichts und setzte sich oder vielmehr fi el wieder auf seinen Stuhl zurück.
    »Sind Sie jetzt bereit, Ihren Namen zu sagen, Angeklagter?« fragte der Präsident. »Die gemeine Prahlerei, mit der Sie Ihre Verbrechen aufgezählt haben, die Sie als Beruf angeben und die Sie sich zur Ehre anzurechnen scheinen, läßt mich annehmen, daß Sie Ihren Namen dadurch, daß Sie diese Ihre Ehrentitel vorausschicken, um so mehr herausstreichen wollen.«
    »Es ist unglaublich, Herr Präsident«, antwortete Benedetto im liebenswürdigsten Ton und mit den

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