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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sind.«
    »Weshalb wendest du dich dann an mich?«
    »Um sicher zu sein, daß es auch der Mann ist, mit dem wir zu tun haben.«
    »Er ist es … fünf Millionen. Eine hübsche Summe, was, Peppino?«
    »Jawohl.«
    »Wir werden nie so viel haben.«
    »Wenigstens werden wir einige Brocken davon erhalten«, antwortete Peppino philosophisch.
    »Still! Da ist unser Mann.«
    Der Kommis nahm wieder seine Feder zur Hand und Peppino seinen Rosenkranz; als die Tür sich öff nete, schrieb der eine, und der andere betete.
    Danglars erschien strahlend, begleitet von dem Bankier, der ihn bis an die Tür brachte.
    Hinter Danglars ging Peppino fort.
    Der Wagen hielt vor der Tür; der Cicerone hielt den Schlag ge-
    öff net; der Cicerone ist jederzeit ein sehr gefälliges Wesen, das man zu allem gebrauchen kann.
    Danglars sprang leicht wie ein junger Mann von zwanzig Jahren in den Wagen.
    Der Cicerone schloß den Schlag und setzte sich neben den Kutscher.
    Peppino stieg auf den Hintersitz.
    »Wollen Eure Exzellenz Sankt Peter sehen?« fragte der Cicerone.
    »Wozu?« gab der Baron zurück.
    »Nun, als Sehenswürdigkeit.«
    »Ich bin nicht nach Rom gekommen, um Sehenswürdigkeiten zu sehen«, sagte Danglars laut, und leise setzte er mit seinem gierigen Lächeln hinzu: »Ich bin gekommen, um das Geld zu erheben.«
    Und er faßte nach seiner Brieftasche, in der er einen Brief eingeschlossen hatte.
    »Dann befehlen Eure Exzellenz …«
    »Zum Hotel.«
    »Casa Pastrina«, sagte der Cicerone zum Kutscher.
    Der Wagen jagte davon.
    Zehn Minuten darauf war der Baron in sein Zimmer zurückgekehrt, und Peppino setzte sich auf die Bank vor dem Hotel, nachdem er einem jener Abkömmlinge des Marius und der Gracchen einige Worte ins Ohr gesagt hatte, worauf dieser so schnell, wie ihn seine Beine trugen, zum Kapitol zu davongeeilt war.
    Danglars war müde und befriedigt; er legte sich zu Bett, steckte seine Brieftasche unter das Kopfkissen und schlief ein.
    Peppino hatte Zeit, sich auszuruhen; er spielte mit einigen herum-stehenden Dienstmännern Mora, verlor drei Taler und trank, um sich zu trösten, eine Flasche Orvieto.
    Am folgenden Tag erwachte Danglars spät, obgleich er sich am Abend früh hingelegt hatte; seit fünf oder sechs Nächten hatte er schlecht geschlafen, wenn er überhaupt geschlafen hatte.
    Er frühstückte reichlich, und da er sich, wie er gesagt hatte, wenig daraus machte, die Schönheiten der Ewigen Stadt zu sehen, bestellte er seine Postpferde zu Mittag.
    Aber Danglars hatte ohne die polizeilichen Formalitäten und ohne die Faulheit des Postmeisters gerechnet.
    Die Pferde kamen erst um zwei Uhr, und der Cicerone brachte den Paß mit dem Visum erst um drei.
    Alle diese Vorbereitungen hatten eine ganze Anzahl Nichtstuer vor die Tür des Hotels gelockt.
    Die Abkömmlinge der Gracchen und des Marius fehlten nicht.
    Der Baron durchschritt im Triumph diese Gruppen, die ihn Exzellenz nannten, um ein Trinkgeld zu erhalten.
    Da Danglars ein sehr volkstümlicher Mann war, hatte er sich bis dahin damit begnügt, sich Baron zu nennen, und war noch nicht als Exzellenz behandelt worden; dieser Titel schmeichelte ihm, und er verteilte ein Dutzend Paoli unter die Nichtstuer.
    »Welche Straße?« fragte der Postillion auf italienisch.
    »Nach Ancona«, antwortete der Baron.
    Der Wirt übersetzte Frage und Antwort, und der Wagen fuhr im Galopp davon.
    Danglars wollte nach Venedig und dort einen Teil seines Vermö-
    gens erheben, dann nach Wien, um den Rest zu erheben.
    Dort wollte er sich niederlassen und nur dem Vergnügen leben.
    Kaum hatte er drei Meilen in der römischen Campagna zurückgelegt, da begann es zu dunkeln; damit hatte Danglars nicht gerechnet, er wäre sonst in Rom geblieben; er fragte den Postillion, wie weit es noch bis zur nächsten Stadt sei.
    »Non capisco«, antwortete der Postillion.
    Danglars machte eine Kopfbewegung, die besagen wollte: Sehr gut!
    Der Wagen setzte seinen Weg fort.
    Bei der ersten Poststation werde ich haltmachen! sagte sich Danglars.
    Danglars empfand noch einen Rest des Wohlbehagens vom vorigen Tag, das ihm eine so gute Nacht verschaff t hatte. Er lag weich in einem englischen Wagen mit doppelten Federn; zwei gute Pferde zogen ihn; die nächste Station war, wie er wußte, sieben Meilen entfernt.
    Danglars dachte zehn Minuten an seine in Paris zurückgebliebe-ne Frau, zehn weitere Minuten an seine in der Welt umherreisen-de Tochter und zehn Minuten an seine Gläubiger und die Art und Weise, wie er

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