Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
geschenkt wurde und die Albert von Morcerf der Frau Danglars und Eugenie erzählt hatte.
    »Räuber!« murmelte er.
    Plötzlich fuhr der Wagen auf härterem Grund als dem Sandweg dahin. Danglars wagte einen Blick nach beiden Seiten des Weges; er bemerkte seltsam gestaltete Denkmäler, er dachte an die Erzählung Alberts, die ihm jetzt mit allen Einzelheiten gegenwärtig war, und er sagte sich, daß er auf der Via Appia sein müsse.
    Links vom Wagen, in einer Art Tal, sah man eine kreisförmige Vertiefung.
    Das war der Zirkus Caracalla.
    Auf ein Wort des an der linken Wagenseite galoppierenden Reiters machte der Wagen halt.
    Zu gleicher Zeit wurde der linke Schlag geöff net.
    »Scendi!« befahl eine Stimme.
    Danglars stieg sofort aus; er sprach noch nicht Italienisch, verstand es aber schon.
    Mehr tot als lebendig sah sich der Baron um.
    Vier Männer umgaben ihn, den Postillion nicht mitgerechnet.
    »Vorwärts«, sagte einer der vier Männer, indem er einen kleinen Pfad hinabging, welcher von der Via Appia in die hügelige römische Campagna hineinführte.
    Danglars folgte seinem Führer ohne Widerrede und brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, daß die drei andern ihm folgten.
    Indessen schien es ihm, als ob diese Männer wie Wachtposten in gleicher Entfernung voneinander haltmachten.
    Nach einem Marsch von zehn Minuten, währenddessen Danglars nicht ein einziges Wort mit seinem Führer gewechselt hatte, befand er sich zwischen einem Hügel und einem hohen Gebüsch; drei Männer bildeten stumm und aufrecht ein Dreieck, von dem er der Mittelpunkt war.
    Er wollte sprechen, aber seine Zunge versagte den Dienst.
    »Avanti!« sagte dieselbe Stimme mit dem kurzen und befehlenden Ton.
    Diesmal begriff Danglars doppelt: Er verstand durch Wort und Gebärde, denn der hinter ihm Gehende stieß ihn so rücksichtslos vorwärts, daß er beinahe seinen Führer angestoßen hätte.
    Dieser Führer war unser Freund Peppino, der auf einem gewunde-nen Gang in das Gebüsch eindrang, den nur Marder und Eidechsen als einen Weg erkennen konnten.
    Peppino machte vor einem von dichtem Gebüsch überragten Felsen halt; dieser Felsen hatte eine schmale Öff nung, in der Peppino verschwand.
    Der Mann, der hinter Danglars ging, forderte ihn mit Worten und Gebärden auf, es ebenso zu machen. Es war nicht mehr daran zu zweifeln: Der französische Bankrotteur hatte es mit römischen Banditen zu tun.
    Danglars folgte der Weisung wie ein Mann, der sich zwischen zwei furchtbaren Gefahren befi ndet und den die Furcht tapfer macht.
    Trotz seines Bauches, der schlecht dazu geeignet war, in die Spalten der römischen Campagna einzudringen, kletterte er hinter Peppino her, glitt, indem er die Augen schloß, hinunter und fi el auf die Füße.
    Als er den Boden fühlte, öff nete er die Augen.
    Der Weg war breit, aber fi nster. Peppino, der jetzt, da er zu Hause war, sich nicht mehr zu verstecken suchte, schlug Feuer und zündete eine Fackel an.
    Zwei andre Männer stiegen hinter Danglars herab und bildeten den Nachtrab; sie stießen Danglars vorwärts, wenn er zufällig haltmachte, und führten ihn so einen leicht abschüssigen Weg entlang bis zur Mitte eines Kreuzwegs von düsterm Aussehen.
    Die mit sargartigen Höhlungen versehenen weißen Steinwände schienen gleich Totenköpfen schwarze und tiefe Augen zu öff nen.
    Ein Wachtposten ließ seinen Karabiner gegen die linke Hand schlagen.
    »Wer da?« rief der Posten.
    »Gut Freund!« sagte Peppino. »Wo ist der Hauptmann?«
    »Dort«, antwortete der Posten, indem er über die Schulter zu einem in den Felsen gehöhlten großen Saal zeigte, dessen Licht durch große Bogenöff nungen in den Gang fi el.
    »Gute Beute, Hauptmann, gute Beute«, sagte Peppino auf italienisch. Und indem er Danglars beim Rockkragen nahm, führte er ihn zu einer türähnlichen Öff nung, durch die man in den Saal kam, den der Hauptmann als Wohnung zu benutzen schien.
    »Ist dies der Mann?« fragte der Hauptmann, indem er seine Beschäftigung, das Leben Alexanders von Plutarch zu lesen, unterbrach.
    »Er selbst, Hauptmann, er selbst.«
    »Schön; zeig ihn mir.«
    Auf diesen ziemlich unverschämten Befehl hielt Peppino dem Bankier die Fackel so rücksichtslos vors Gesicht, daß dieser heftig zurückfuhr, um sich nicht die Augenbrauen zu verbrennen. Das fassungslose Gesicht des Bankiers zeigte alle Merkmale einer entsetzlichen Angst.
    »Der Mann ist müde«, sagte der Hauptmann, »bringt ihn in sein Bett.«
    »Oh!« murmelte

Weitere Kostenlose Bücher