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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Aber einerlei, Sie wissen, wenn fünfhunderttausend Franken aus der Tasche der Frau gehen, so merkt der Mann das immer ein bißchen. Wie? Das wußten Sie nicht? Aber die Sache hat kolossal von sich reden gemacht.«
    »Doch, ich habe davon sprechen hören, aber ich wußte die Einzelheiten nicht, und dann bin ich in allen Börsensachen ganz unwis-send.«
    »Spekulieren Sie denn nicht?«
    »Ich? Wie sollte ich denn spekulieren? Ich habe so schon genug mit der Regelung meiner Einkünfte zu tun und müßte mir dann außer meinem Verwalter noch einen Kommis und einen Kassierer anschaff en. Aber, um auf die spanische Aff äre zurückzukommen, so scheint doch Ihre Frau Gemahlin die Geschichte nicht vollständig geträumt zu haben. Haben die Zeitungen nicht auch etwas dergleichen gesagt?«
    »Glauben Sie denn den Zeitungen?«
    »Nicht im mindesten; aber ich glaubte, der ehrliche ›Messager‹
    mache eine Ausnahme von der Regel und bringe nur sichere telegrafi sche Nachrichten.«
    »Das ist ja eben das Unerklärliche«, entgegnete Danglars; »diese Rückkehr des Don Carlos war wirklich eine telegrafi sche Meldung.«
    »Sie verlieren in diesem Monat also ungefähr fünfzehnhunderttausend Franken?« fragte Monte Christo.
    »Nicht ungefähr, sondern ganz genau!«
    »Teufel! Für ein Vermögen dritten Ranges ist das ein harter Schlag«, sagte Monte Christo mitleidig.
    »Dritten Ranges!« wiederholte Danglars, etwas gedemütigt. »Was, zum Kuckuck, verstehen Sie darunter?«
    »Vermögen dritten Ranges nenne ich Kapitalien, die vom Willen andrer oder vom Zufall abhängen, die ein Bankrott in Mitleidenschaft zieht, eine telegrafi sche Nachricht erschüttert: das Ganze ein fi ktives oder reelles Kapital von etwa fünfzehn Millionen. Ist das nicht ungefähr Ihre Position?«
    »Nun, ja doch«, antwortete Danglars.
    »Daraus folgt«, fuhr Monte Christo unerschütterlich fort, »daß mit sechs solchen Monatsabschlüssen ein Haus dritten Ranges im Sterben liegen würde.«
    »Oh«, sagte Danglars mit einem sehr blassen Lächeln, »wie Sie gleich draufl osgehn!«
    »Nehmen wir sieben Monate«, fuhr Monte Christo in demselben Ton fort. »Sagen Sie, haben Sie manchmal daran gedacht, daß sie-benmal fünfzehnhunderttausend Franken ungefähr zehn Millionen ausmachen …? Nein? Nun, Sie haben recht, denn bei solchen Betrachtungen würde man nie seine Kapitalien wagen, die für den Finanzier das sind, was die Haut für den zivilisierten Menschen ist. Wir haben unsre mehr oder weniger prächtigen Kleider, das ist unser Kredit; aber wenn der Mensch stirbt, hat er nur seine Haut, ebenso wie Sie, wenn Sie das Geschäft aufgeben, nur Ihr wirkliches Vermögen, fünf oder sechs Millionen höchstens, haben; denn die Vermögen dritten Ranges repräsentieren nicht viel mehr als den dritten oder vierten Teil ihres Anscheins. Nun denn, von diesen fünf Millionen, die Ihre wirklichen Aktiven bilden, haben Sie eben anderthalb verloren, die Ihr fi ktives Vermögen oder Ihren Kredit um ebensoviel verringern; das heißt, mein lieber Herr Danglars, Ihre Haut ist durch einen Aderlaß geöff net, der bei viermaliger Wiederholung den Tod herbeiführen würde. Sehen Sie sich vor, mein lieber Herr Danglars! Brauchen Sie Geld? Soll ich Ihnen etwas leihen?«
    »Sie sind ein schlechter Rechner!« rief Danglars mit seiner ganzen Verstellungskunst. »In diesem Moment ist das Geld durch andre Spekulationen in meine Kasse zurückgefl ossen!«
    »Sehr schön, sehr schön! Aber die Narbe bleibt und öff net sich beim ersten Verlust wieder!«
    »Nein, denn ich stehe auf sichrem Boden«, fuhr Danglars prah-lend fort; »um mich zu stürzen, müßten drei Regierungen zusam-menbrechen.«
    »Das ist schon vorgekommen.«
    »Müßte die Erde keine Ernten mehr geben.«
    »Erinnern Sie sich der sieben fetten und sieben mageren Kühe.«
    »Oder müßte das Meer zurückweichen, wie zur Zeit Pharaos; und dann gibt es mehrere Meere, und die Schiff e würden durch Karawanen ersetzt.«
    »Um so besser, lieber Herr Danglars«, sagte Monte Christo; »ich sehe, daß ich mich geirrt habe und daß Sie zu den Vermögen zweiten Ranges gehören.«
    »Ich glaube auf diese Ehre Anspruch erheben zu können«, entgegnete Danglars mit seinem stereotypen Lächeln. »Aber da wir gerade von Geschäften sprechen, sagen Sie mir doch, was ich für Herrn Cavalcanti tun kann.«
    »Nun, ihm Geld geben, wenn er einen Kredit auf Sie hat und dieser Kredit Ihnen gut scheint.«
    »Ausgezeichnet! Er hat sich heute morgen

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