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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Geschichte vorgelegen hätte.
    Der Graf ging auf Frau von Morcerf zu, die, vor dem blumenge-schmückten Kamin stehend, ihn in einem der gegenüberhängenden Spiegel hatte kommen sehen und sich vorbereitet hatte, ihn zu empfangen.
    Gerade in dem Augenblick, als er sich vor ihr verneigte, wandte sie sich ihm mit einem Lächeln zu. Ohne Zweifel glaubte sie, daß der Graf sie ansprechen werde, und er glaubte jedenfalls, daß sie ihn anreden werde; aber sie blieben beide stumm. Beiden erschien jede alltägliche Redensart ihrer unwürdig, und nach einem Austausch von Grüßen ging Monte Christo zu Albert, der ihm mit off ner Hand entgegenkam.
    Der Graf unterhielt sich mit Albert, als er eine Hand sich auf seinen Arm legen fühlte; er wandte sich um, es war Danglars.
    »Ah, Sie sind’s, Herr Baron?«
    »Warum nennen Sie mich Baron?« fragte Danglars; »Sie wissen doch, daß ich nichts auf meinen Titel gebe. Mir geht’s nicht wie Ihnen, Vicomte; Sie geben etwas darauf, nicht wahr?«
    »Gewiß«, antwortete Albert, »denn wäre ich nicht Vicomte, so wäre ich nichts mehr, während Sie Ihren Baronstitel dreist opfern können; Sie bleiben dann noch immer Millionär.«
    »Das scheint mir der schönste Titel unter dem Julikönigtum«, entgegnete Danglars.
    »Leider ist man nicht auf Lebenszeit Millionär«, sagte Monte Christo, »wie man auf Lebenszeit Baron oder Pair von Frankreich ist. Beweis: die Millionäre Frank und Pullman in Frankfurt, die Bankrott gemacht haben.«
    »Wirklich?« sagte Danglars erbleichend.
    »Ich habe die Nachricht heute abend durch einen Kurier bekommen; ich hatte etwa eine Million bei ihnen, wurde aber rechtzeitig benachrichtigt und habe vor etwa vier Wochen Zahlung verlangt.«
    »O mein Gott!« sagte Danglars. »Sie haben einen Wechsel von zweihunderttausend Franken auf mich ausgestellt.«
    »Nun, Sie sind hiermit gewarnt; ihre Unterschrift ist fünf Prozent wert.«
    »Aber die Warnung kommt zu spät«, erwiderte Danglars; »ich habe die Wechsel bezahlt.«
    »Gut«, meinte Monte Christo, »da sind die zweihunderttausend Franken zu den …«
    »Pst!« machte Danglars. »Sprechen Sie doch nicht von diesen Dingen …« Er trat an Monte Christo heran und fuhr fort: »Besonders nicht vor dem jungen Cavalcanti.« Dabei wandte er sich lächelnd dem jungen Mann zu.
    Morcerf hatte den Grafen verlassen, um seine Mutter aufzusuchen; Danglars verließ ihn, um Cavalcantis Sohn zu begrüßen, so daß Monte Christo einen Augenblick allein war.
    Die Hitze fi ng an unerträglich zu werden; die Diener gingen mit Früchten und Eis in den Salons umher. Monte Christo wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht, wich aber zurück, wenn ein Präsentierteller an ihm vorbeikam, und nahm keine Erfrischung.
    Frau von Morcerf verlor den Grafen nicht aus den Augen. Sie sah, daß er nichts anrührte.
    »Albert«, sagte sie, »hast du bemerkt, daß der Graf nie ein Diner bei deinem Vater hat annehmen wollen?«
    »Ja, aber er hat ein Frühstück bei mir angenommen und bei diesem Frühstück seinen Eintritt in die Pariser Gesellschaft gehalten.«
    »Bei dir ist nicht bei deinem Vater«, murmelte Mercedes, »und seit er hier ist, beobachte ich ihn, und er hat noch nichts genossen.«
    »Er ist sehr nüchtern.«
    Mercedes lächelte traurig. »Nähere dich ihm«, sagte sie, »und sobald wieder ein Diener vorbeikommt, bestehe darauf, daß der Graf etwas nimmt.«
    »Warum, Mutter?«
    »Tu mir den Gefallen, Albert«, sagte Mercedes.
    Albert küßte seiner Mutter die Hand und begab sich an die Seite des Grafen.

Ein Diener trug wieder Erfrischungen vorüber; sie sah Albert den Grafen nötigen, sogar ein Glas Eis nehmen und es ihm anbieten; aber der Graf lehnte hartnäckig ab.
    Albert kam zu der Gräfi n zurück, die sehr bleich war.
    »Nun«, sagte sie, »du siehst, er hat sich geweigert.«
    »Ja, aber weshalb machen Sie sich darüber Gedanken?« fragte Albert.
    »Du weißt, Albert, die Frauen sind sonderbar. Ich hätte mit Vergnügen gesehen, daß der Graf etwas bei mir genösse, wäre es auch nur eine Weinbeere. Vielleicht gewöhnt er sich nicht an die französischen Sitten; er hat möglicherweise eine Vorliebe für etwas anderes.«
    »Nein, ich habe ihn in Italien von allem nehmen sehen, jedenfalls ist er heute abend nicht bei Appetit.«
    »Da er immer in heißen Ländern gelebt hat, ist er vielleicht auch nicht so empfi ndlich gegen die Wärme wie andre«, meinte die Gräfi n.
    »Das glaube ich nicht, denn er sagte, es sei

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