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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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an das Ohr trug. Er trat sofort wieder zurück und hielt sich unbeweglich im Dunkeln.
    Sein Entschluß war gefaßt: War es Valentine allein, so wollte er ihr rasch ein paar Worte zufl üstern; war sie in Begleitung, so würde er sie wenigstens sehen und sich überzeugen, daß ihr kein Unglück zugestoßen war; waren es Fremde, so würde er einige Worte von ihrer Unterhaltung auff angen und so endlich das bis jetzt unverständliche Geheimnis ergründen.
    In diesem Augenblick trat der Mond hinter der Wolke hervor, und Morrel sah an der Tür der Freitreppe Villefort erscheinen, der von einem schwarzgekleideten Mann gefolgt war. Sie gingen die Treppe hinunter und kamen auf das Gebüsch zu. Morrel erkannte in dem Schwarzgekleideten den Doktor d’Avrigny.
    Der junge Mann wich, als sich die beiden näherten, unwillkürlich bis an den Stamm der Sykomore zurück, die in der Mitte des Dickichts stand; dort mußte er haltmachen.
    Bald knirschte der Kies nicht mehr unter den Füßen der beiden Männer.
    »Ach, lieber Doktor«, sagte der Staatsanwalt, »der Himmel sucht unser Haus heim! Welch schrecklicher Tod! Welch ein Schlag!
    Versuchen Sie es nicht, mich zu trösten; ach, die Wunde ist zu tief!
    Tot, tot!«
    Ein eisiger Schweiß trat dem jungen Mann auf die Stirn, die Zähne klapperten ihm. Wer war denn in diesem Haus gestorben?
    »Mein lieber Herr von Villefort«, antwortete der Arzt in einem Ton, der den Schrecken des jungen Mannes verdoppelte, »ich habe Sie durchaus nicht hierhergeführt, um Sie zu trösten, im Gegenteil.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte der Staatsanwalt erschrok-ken.
    »Ich will sagen, daß sich hinter dem Unglück, das sich soeben zugetragen hat, vielleicht ein noch viel größeres verbirgt.«
    »O Gott!« murmelte Villefort, die Hände faltend, »was wollen Sie mir sagen?«
    »Sind wir ganz allein, mein Freund?«
    »O ja, ganz allein. Aber was bedeutet diese Vorsicht?«
    »Sie bedeutet, daß ich Ihnen etwas Schreckliches anzuvertrauen habe«, sagte der Doktor. »Lassen Sie uns Platz nehmen!«
    Villefort sank auf eine Bank; der Doktor blieb vor ihm stehen, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte. Morrel hielt sich mit der Hand die Stirn, während er die andere auf sein klopfendes Herz preßte.
    »Sprechen Sie, Doktor«, sagte Villefort, »ich bin auf alles ge-faßt.«
    »Frau von Saint-Méran war allerdings schon sehr alt, erfreute sich aber einer vortreffl ichen Gesundheit.«
    Morrel atmete zum erstenmal seit zehn Minuten auf.
    »Der Kummer hat sie getötet«, sagte Villefort; »ja, der Kummer, Doktor! Sie hat vierzig Jahre an der Seite des Marquis gelebt.«
    »Es ist nicht der Kummer, mein lieber Villefort«, antwortete der Doktor. »Der Kummer kann töten, obgleich die Fälle selten sind, aber er tötet nicht in einem Tag, nicht in einer Stunde, nicht in zehn Minuten.«
    Villefort antwortete nichts. Er hob den Kopf, den er bis dahin ge-senkt gehalten hatte, und sah den Doktor bestürzt an.
    »Sind Sie während der letzten Augenblicke dageblieben?« fragte d’Avrigny.
    »Ja, Sie fl üsterten mir ja zu, mich nicht zu entfernen.«
    »Haben Sie die Symptome der Krankheit beachtet, der Frau von Saint-Méran erlegen ist?«
    »Gewiß; sie hatte drei Anfälle, die sich in Pausen von einigen Minuten folgten, und jeder Anfall kam rascher und war schlimmer als der vorhergehende. Als Sie ankamen, keuchte sie schon seit einigen Minuten; dann hatte sie eine Krise, die ich für einen einfachen Nervenanfall hielt; aber ich begann erst wirklich zu erschrecken, als ich sah, wie sie sich mit ausgestreckten Gliedern in die Höhe hob. Da sah ich an ihrem Gesicht, daß die Sache ernster war, als ich glaubte.
    Als die Krise vorüber war, suchte ich ihre Augen, begegnete ihnen aber nicht; Sie hielten den Puls, und die zweite Krise kam, ehe Sie sich zu mir gewandt hatten; dieselben nervösen Bewegungen wiederholten sich, und der Mund zog sich zusammen und wurde violett. Bei der dritten Krise gab sie ihren Geist auf. Schon am Ende der ersten hatte ich den Starrkrampf erkannt; Sie bestätigten diese Ansicht.«
    »Ja, vor den Leuten«, entgegnete der Doktor, »aber jetzt sind wir allein.«
    »Mein Gott, was wollen Sie mir sagen?«
    »Daß die Symptome des Starrkrampfes und der Vergiftung durch Pfl anzenstoff e durchaus die gleichen sind.«
    Herr von Villefort sprang auf und blieb einen Augenblick unbeweglich und schweigend stehen. Dann sank er auf die Bank zu-rück.
    »O mein Gott, Doktor«, sagte er, »denken

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