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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Willens und werden uns nicht wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lassen.«
    »Sei es!« sagte Valentine. »Und nun sage ich dir, was du tun wirst, wird wohlgetan sein. Bist du nun mit deiner Frau zufrieden?« setzte sie traurig hinzu.
    »Meine angebetete Valentine, es sagt so wenig, wenn ich sage ja.«
    »Sag es immerhin.«
    Valentine hatte ihren Mund dem Gitter genähert, und ihr Atem drang bis zu den Lippen Morrels, der den Mund an die andre Seite der kalten und unerbittlichen Scheidewand legte.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Valentine, indem sie sich diesem Glück entriß, »auf Wiedersehen!«
    »Ich bekomme einen Brief von dir?«
    »Ja.«
    »Dank, meine teure Frau, auf Wiedersehen!«
    Morrel hörte ihr Kleid die Büsche streifen und den Kies unter ihren Füßen knirschen. Er wartete noch kurze Zeit, dann ging auch er.
    Den Rest des Tages und den ganzen folgenden Tag wartete er zu Hause, ohne eine Nachricht zu erhalten. Erst am dritten Tag, als er im Begriff war, den Notar aufzusuchen, erhielt er folgenden Brief:
    »Tränen, Bitten, Flehen haben nichts vermocht. Gestern bin ich zwei Stunden in der Kirche gewesen und habe aus tiefster Seele zu Gott gebetet; aber er ist unerbittlich wie die Menschen, und die Unterzeichnung des Ehevertrags ist auf heute abend neun Uhr festgesetzt.
    Ich habe nur ein Wort, wie ich nur ein Herz habe, und mein Wort habe ich dir gegeben, mein Herz gehört dir!
    Also heute abend um ein Viertel vor neun Uhr an dem Gitter.
    Deine Frau
    Valentine von Villefort.
    NS. Meiner armen Großmutter geht es immer schlechter.
    Sie werden mich sehr lieben, um mich vergessen zu machen, daß ich sie in diesem Zustand verlassen habe, nicht wahr?
    Ich glaube, man verbirgt es vor Großpapa Noirtier, daß der Vertrag heute abend unterschrieben werden soll.«
    Morrel hatte alles zur Flucht vorbereitet; zwei Leitern waren in dem Hof verborgen, und ein Wagen, dessen Führung er selbst übernehmen wollte, stand bereit. Um acht Uhr war er in dem Hof und verbarg sein Fuhrwerk hinter einem Schuppen, in dem er sich zu verstecken pfl egte. Es wurde allmählich dunkel; Morrel verließ sein Versteck und begab sich zu dem Loch im Gitter; es war noch niemand da.
    Es schlug halb neun. Morrel ging auf und ab und legte in immer kürzeren Zwischenräumen sein Gesicht an den Gitterzaun; aber er spähte in der zunehmenden Dunkelheit vergebens nach dem wei-
    ßen Kleid, er horchte vergebens auf ihre Schritte.
    Das Haus, das er durch die Zweige sah, blieb fi nster und verriet durch nichts, daß ein so wichtiges Ereignis wie die Unterzeichnung eines Ehevertrages stattfi nde.
    Es schlug halb zehn. Das geringste Geräusch, das der Wind in den Blättern verursachte, trieb dem jungen Mann den Schweiß auf die Stirn. Während er so zwischen Furcht und Hoff nung schwebte, schlug es zehn.
    Aufgeregt ging Morrel auf und ab und preßte immer wieder sein Gesicht an das kalte Eisen des Gitters. Sollten Valentine die Kräfte verlassen haben, und würde sie unterwegs ohnmächtig geworden sein?
    Oh, wenn das der Fall wäre, sagte er sich, indem er schnell die Leiter emporstieg, so würde ich sie durch meine Schuld verlieren!
    Er glaubte in der Dunkelheit in einer Allee etwas liegen zu sehen, wagte es sogar zu rufen und glaubte einen Klagelaut zu vernehmen.
    Die Turmuhr schlug halb elf. Länger konnte Maximilian sich nicht zurückhalten. Er stieg auf die Mauer und sprang auf der andern Seite hinunter. Im nächsten Augenblick war er unter den Bäumen fort bis zu einem Gebüsch geeilt, von dem aus er das Haus frei übersehen konnte. Er sah nur die graue Masse des Gebäudes, aber keine hel-lerleuchteten Fenster deuteten auf irgendeine Feier hin. Einigemal bewegte sich ein Licht hinter drei Fenstern des ersten Stockes. Diese drei Fenster gehörten zur Wohnung der Frau von Saint-Méran. Ein andres Licht blieb unbeweglich hinter roten Vorhängen. Dort war das Schlafzimmer der Frau von Villefort.
    Morrel erriet dies alles; um Valentine stets in Gedanken nahe zu sein, hatte er sich so oft den Plan des Hauses beschreiben lassen, daß er es kannte, ohne es gesehen zu haben.
    Die Dunkelheit und Stille im Hause erschreckten ihn noch mehr als das Ausbleiben Valentines. Entschlossen, allem zu trotzen, um Valentine zu sehen und sich von dem Unglück, das er ahnte, zu überzeugen, ging er bis an den Rand des Gebüsches und wollte gerade so schnell wie möglich über den freien Platz eilen, der ihn noch von dem Haus trennte, als der Wind ihm den Ton einer Stimme

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