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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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durch die Öff nungen der Jalousien ins Zimmer, ließ das Licht der Kerze erbleichen und goß einen fahlen Schimmer über dieses Bild der Verzweifl ung. Morrel stieß einen Seufzer aus und murmelte einen Namen. Das bleiche Gesicht Valentines wandte sich ihm zu; sie war nicht erstaunt. Morrel reichte ihr die Hand; Valentine zeigte auf den Leichnam und begann wieder zu schluchzen.
    Beide blieben stumm. Endlich wagte Valentine das erste Wort.
    »Maximilian«, sagte sie, »wie kommt es, daß du hier bist? Ach, ich würde sagen: Sei willkommen!, wenn es nicht der Tod wäre, der dir die Tür dieses Hauses geöff net hat!«
    »Valentine«, antwortete Morrel mit bebender Stimme und gefalteten Händen, »ich war seit halb neun Uhr da, und als ich dich nicht kommen sah, erfaßte mich die Unruhe; ich kletterte über die Mauer, drang in den Garten und vernahm dann Stimmen, die von dem Unglück sprachen.«
    »Was für Stimmen?« fragte Valentine.
    Morrel erschauerte, die ganze Unterhaltung des Doktors und Herrn von Villeforts fi el ihm wieder ein, und er glaubte, durch das Tuch hindurch den sich streckenden Körper und die violetten Lippen der Toten zu sehen.
    »Von den Stimmen der Dienstboten habe ich alles erfahren«, sagte er.
    »Aber hierherzukommen bedeutet, uns ins Verderben zu stürzen«, bemerkte Valentine ohne Schrecken oder Zorn.
    »Verzeih mir«, antwortete Morrel, »ich werde wieder gehen.«
    »Nein, man könnte dir begegnen; bleib.«
    »Aber wenn jemand käme …«
    Das junge Mädchen schüttelte den Kopf. »Es kommt niemand«, sagte sie, »das ist unser Schutz.« Und sie zeigte auf die Leiche.
    »Aber was ist mit Herrn von Epinay vorgefallen?« fragte Morrel.
    »Er ist in demselben Augenblick zur Unterzeichnung des Vertrags gekommen, als meine liebe Großmutter den letzten Seufzer aus-hauchte.«
    »Oh!« sagte Morrel mit einem Gefühl selbstsüchtiger Freude, denn er dachte daran, daß dieser Todesfall die Heirat Valentines auf unbestimmte Zeit hinausschiebe.
    »Was aber meinen Schmerz verdoppelt«, fuhr das junge Mädchen fort, als ob dieses Gefühl sofort seine Strafe hätte empfangen sollen,
    »das ist, daß meine arme Großmutter vor ihrem Sterben befohlen hat, daß die Heirat so schnell wie möglich stattfi nde; auch sie hat gegen mich gehandelt, indem sie mich zu beschützen glaubte.«
    »Horch!« sagte Morrel.
    Beide schwiegen. Eine Tür wurde geöff net, und es ertönten Schritte auf dem Korridor und der Treppe.
    »Das ist mein Vater, der aus seinem Arbeitszimmer geht«, sagte Valentine.
    »Und den Doktor begleitet«, setzte Morrel hinzu.
    »Woher weißt du, daß es der Doktor ist?« fragte Valentine erstaunt.
    »Ich denke es mir«, antwortete Morrel.
    Das junge Mädchen sah ihn an. Unterdessen hörte man die Haustür schließen; Herr von Villefort schloß auch die Gartentür und kam wieder die Treppe herauf. Im Vorzimmer angekommen, blieb er einen Augenblick stehen. Morrel sprang hinter einen Vorhang; Valentine machte keine Bewegung; es war, als ob die Größe des Schmerzes sie über gewöhnliche Furcht erhaben machte. Herr von Villefort kehrte in sein Zimmer zurück.
    »Jetzt kannst du weder durch den Garten noch durch die Straßen-tür fort«, sagte Valentine.
    Morrel sah das Mädchen erstaunt an.
    »Es gibt jetzt nur noch einen sichern Ausgang«, fuhr sie fort, »durch die Wohnung meines Großvaters.« Sie erhob sich. »Komm!« sagte sie.
    »Wohin?« fragte Maximilian.
    »Zu meinem Großvater.«
    »Ich, zu Herrn Noirtier?«
    »Ja.«
    »Woran denkst du, Valentine?«
    »Ich denke seit langem daran. Ich habe nur diesen Freund auf der Welt, und wir bedürfen seiner alle beide … Komm!«
    »Sei vorsichtig!« sagte Morrel. »Mir ist die Binde von den Augen gefallen; daß ich hierhergekommen bin, das war eine Tat des Wahnsinns. Bist du selbst bei Sinnen?«
    »Ja«, entgegnete Valentine, »nur das eine macht mir Gewissensbisse: meine arme Großmutter, bei der ich die Wache übernommen habe, allein zu lassen. Aber ich bin ja gleich wieder zurück.
    Komm!«
    Valentine ging über den Korridor und dann eine kleine Treppe hinunter; Morrel folgte ihr auf den Fußspitzen. Auf dem Flur vor den Zimmern des Herrn Noirtier trafen sie den alten Diener.
    »Barrois«, sagte Valentine, »schließen Sie die Tür und lassen Sie niemand ein.« Sie trat zuerst ein.
    Noirtier, der von seinem alten Diener von allem, was vorging, unterrichtet war, saß in seinem Lehnstuhl, aufmerksam auf jedes Geräusch achtend. Als er Valentine

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