Der Graf von Monte Christo 2
Wunsch haben, als den letzten Willen ihrer Großmutter zu erfüllen.«
»In diesem Fall«, sagte Franz, »handeln Sie, wie es Ihnen beliebt.
Ich habe mein Wort verpfl ichtet, und ich bin glücklich, es einzulösen.«
»Dann können wir also den Ehevertrag unterzeichnen, und in acht Tagen soll auf dem Gute der Frau von Saint-Méran ohne jeden Prunk die Hochzeit stattfi nden. Ich schicke jetzt nach dem Notar, Herrn Deschamps.«
»Und ich«, sagte Franz, »gehe, um Albert von Morcerf und Raoul de Château-Renaud zu holen, damit sie bei der Unterzeichnung als Zeugen dabei sind.«
»Ich erwarte Sie also in einer halben Stunde, und in einer halben Stunde wird Valentine bereit sein.«
Villefort ließ Valentine benachrichtigen, daß sie in einer halben Stunde im Salon zu erscheinen habe, weil man den Notar und die Zeugen des Herrn von Epinay erwarte. Valentine war wie vom Blitz niedergeschmettert. Sie wollte zu ihrem Großvater eilen, aber auf der Treppe traf sie Villefort, der sie beim Arm nahm und in den Salon führte. Im Vorzimmer sah sie Barrois und warf dem alten Diener ihres Großvaters einen verzweifelten Blick zu. Einen Augenblick später betrat Frau von Villefort mit dem kleinen Eduard den Salon, und kurze Zeit darauf trafen auch der Notar und Franz mit seinen Freunden ein.
Valentine war so blaß, daß man die Adern in ihrem Gesicht durch-scheinen sah. Herr von Villefort war unbewegt wie immer.
Der Notar ordnete seine Papiere und wandte sich dann an Franz.
»Ich muß Ihnen mitteilen«, sagte er, »und zwar auf Veranlassung des Herrn von Villefort, daß Herr Noirtier im Fall der Heirat mit Ihnen seine Enkelin vollständig enterbt.«
»Mein Herr«, sagte Franz, »ich habe niemals nach dem Vermögen von Fräulein Valentine gefragt. Es wird selbst so noch größer sein als das meine. Ich suche in dieser Verbindung nur das Glück.«
In diesem Augenblick öff nete sich die Tür des Salons, und Barrois trat ein.
»Meine Herren«, sagte er mit fester Stimme, »Herr Noirtier wünscht sofort mit Herrn Franz von Quesnel, Baron von Epinay, zu sprechen.«
Villefort fuhr zusammen.
»Sagen Sie Herrn Noirtier«, wandte er sich an den Kammerdiener,
»daß sein Wunsch nicht erfüllt werden kann.«
»In diesem Fall«, sagte Barrois, »läßt Herr Noirtier den Herren mitteilen, daß er sich in den Salon tragen lassen wird.«
»Valentine«, sagte Herr von Villefort, »geh doch zu deinem Groß-
vater und sieh zu, was diese Anwandlung zu bedeuten hat.«
Valentine ging rasch auf die Tür zu. Villefort besann sich schnell.
»Warte«, sagte er, »ich gehe mit dir.«
»Verzeihung«, sagte Franz, »es scheint mir doch, daß ich Herrn Noirtiers Wunsch erfüllen und zu ihm gehen muß.«
Und er folgte Valentine, die mit der Freude eines Schiff brüchigen, der plötzlich auf einen Felsblock stößt, die Treppe hinuntereilte.
Villefort folgte den beiden.
Die drei Personen traten in Noirtiers Zimmer ein. Der Greis saß, schwarz gekleidet, in seinem Lehnstuhl. Villefort trat an ihn heran.
»Hier ist Herr Franz von Epinay«, sagte er. »Sie haben gewünscht, daß er kommt, und er hat Ihrem Wunsch entsprochen. Ich werde glücklich sein, wenn Ihnen diese Zusammenkunft beweisen wird, wie wenig Ihr Widerstreben gegen Valentines Heirat berechtigt war.«
Der Greis antwortete Villefort durch einen Blick, der ihn schau-dern machte. Dann verlangte er durch seine Zeichensprache, daß man ein Fach des Schreibtisches öff ne und ein Bündel Papiere herausnehme. Dieses ließ er Franz übergeben.
Franz empfi ng die Papiere und las:
»Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Bonapartistenklubs der Rue Saint-Jacques am . Februar .«
Franz hielt inne.
»Der fünfte Februar «, sagte er. »An diesem Tag ist mein Vater ermordet worden, und gerade beim Verlassen dieses Klubs.«
Noirtiers Blick bedeutete ihm die Vorlesung fortzusetzen.
Franz las weiter:
»Die Unterzeichneten, Louis-Jacques Beaurepaire, Oberstleutnant der Artillerie, Etienne Duchampy, Brigadegeneral, und Claude Lecharpal, Verwalter der Staatswälder und der Flüsse, erklären, daß am vierten Februar ein Brief von der Insel Elba eintraf, in dem der General Flavien von Quesnel dem Wohlwollen und Vertrauen der Mitglieder des Bonapartistenklubs empfohlen wurde. Der General hatte von bis
dem Kaiser gedient und mußte dem Hause Napoleon treu ergeben sein, trotz des Titels Baron von Epinay, den Ludwig XVIII. ihm
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