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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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nach seiner Besitzung Epinay verliehen hatte.
    Infolge dieses Briefes wurde der General zu der Sitzung des fünften Februar eingeladen. Man teilte ihm mit, daß er um neun Uhr abends abgeholt werden würde.
    Um neun Uhr abends erschien der Präsident des Klubs bei dem General. Der General war bereit mitzukommen. Der Präsident teilte ihm mit, daß es ihm zur Bedingung gemacht würde, daß er sich die Augen verbinden ließe und daß er niemals den Ort der Zusammenkunft er-führe. Der General war einverstanden, und beide bestiegen den Wagen des Präsidenten, wo dem General die Augen verbunden wurden.
    Während der Fahrt glaubte der Präsident zu bemerken, daß der General unter dem Tuch hervorzublicken versuchte. Er erinnerte ihn an sein Versprechen.
    ›Ach, das ist ja wahr‹, sagte der General.
    Der Wagen hielt in der Rue Saint-Jacques. Die beiden Herren gingen eine Treppe hinauf und betraten das Sitzungszimmer. Der General wurde aufgefordert, die Binde von seinen Augen zu nehmen. Er tat es und schien erstaunt, so viele bekannte Gesichter in einer Vereinigung zu fi nden, von deren Dasein er bisher nichts geahnt hatte.
    Man fragte nach seinen Überzeugungen, aber er begnügte sich damit zu antworten, daß die Briefe aus Elba darüber Aufschluß gegeben hätten.
    Dem General wurde nun der Inhalt des Briefes von der Insel Elba mitgeteilt, in dem er dem Klub als ein Mann empfohlen wurde, auf dessen Mitwirkung man rechnen könne. Es war ferner in dem Brief von der wahrscheinlichen Rückkehr von der Insel Elba die Rede und von einem neuen Brief mit weiteren Nachrichten, der mit dem ›Pharao‹
    ankommen sollte, einem Schiff des Reeders Morrel in Marseille, dessen Kapitän dem Kaiser blind ergeben war.
    Während der Verlesung des Briefes bezeugte der General, auf den man gehoff t hatte wie auf einen Anhänger rechnen zu können, sichtlich seine Unzufriedenheit und seinen Widerwillen.
    Nach beendeter Verlesung schwieg er und runzelte die Brauen.
    ›Nun, Herr General‹, fragte der Präsident, ›was sagen Sie zu diesem Brief?‹
    ›Ich sage‹, erwiderte der General, ›daß man dem König Ludwig XVIII.
    erst vor zu kurzer Zeit den Eid geleistet hat, um ihn zugunsten des Exkaisers wieder zu brechen.‹
    Diese Antwort war so deutlich, als daß man sich über die Ansichten des Generals hätte länger täuschen können.
    ›Herr General‹, sagte der Präsident, ›für uns gibt es keinen König Ludwig XVIII. und keinen Exkaiser. Wir kennen nur Seine Majestät den Kaiser, der seit zehn Monaten durch Gewalt und Verrat aus seinem Land Frankreich ferngehalten wird.‹
    ›Verzeihung, meine Herren‹, erwiderte der General, ›für mich gibt es einen König Ludwig XVIII. Er hat mich zum Baron und Feldmarschall gemacht, und ich werde niemals vergessen, daß ich diese beiden Titel seiner glücklichen Rückkehr nach Frankreich verdanke.‹
    ›Herr General‹, sagte der Präsident sehr ernst, indem er aufstand, ›Ihre Worte zeigen klar, daß man sich über Sie auf der Insel Elba getäuscht hat und daß man uns falsch berichtet hat. Die Verleihung eines Titels und eines Ranges hat Sie zum Anhänger der neuen Regierung gemacht, die wir stürzen wollen. Wir werden Sie nicht zwingen, an unsre Seite zu treten. Wir wollen nicht, daß jemand gegen seinen Willen und sein Gewissen sich uns anschließt. Wir stellen nur eine einzige Bedingung: Sie schwören bei Ihrer Ehre, von dem, was Sie hier gehört haben, nichts zu verraten.‹
    ›Das hieße mich zu Ihrem Mitschuldigen machen‹, sagte der General,
    ›ich werde nicht schwören.‹
    ›Dann werden Sie sterben‹, sagte ruhig der Präsident.
    Herr von Epinay wurde sehr bleich und blickte um sich.
    ›Schließt die Türen‹, sagte der Präsident zu den Dienern.
    Eine Totenstille folgte diesen Worten.
    Der General bezwang sich und trat vor.
    ›Wie lautet der Schwur?‹ fragte er.
    ›Folgendermaßen: Ich schwöre bei meiner Ehre, niemandem auf der Welt zu verraten, was ich am fünften Februar  zwischen neun und zehn Uhr gesehen und gehört habe, und ich erkläre, daß ich den Tod verdiene, wenn ich meinen Schwur verletze.‹
    Der General überwand einen deutlichen Widerwillen und leistete den verlangten Schwur.
    ›Jetzt möchte ich mich zurückziehen‹, sagte er; ›bin ich endlich frei?‹
    Der Präsident stand auf, bestimmte drei Herren, die ihn begleiten sollten, und bestieg mit dem General, nachdem er ihm die Augen verbunden hatte, den Wagen. Die andern Mitglieder des

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