Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
›Tausendundeiner Nacht‹ sehr wenig sind.«
    »Sie ist also eine Prinzessin?«
    »Ja; kennen Sie die Geschichte des Paschas von Janina?«
    »Ali Tebelin? Gewiß, denn in seinem Dienst hat mein Vater sich ein Vermögen erworben.«
    »Haidee ist die Tochter Alis und der schönen Vasiliki.«
    »Und wie ist sie Ihre Sklavin geworden?«
    »Als ich eines Tages über den Markt von Konstantinopel ging, habe ich sie gekauft.«
    »Darf ich Sie darum bitten, mich ihr vorzustellen?«
    »Gern; aber unter zwei Bedingungen: Sie dürfen niemand erzählen, daß Sie sie kennengelernt haben, und Sie dürfen ihr nicht sagen, daß Ihr Vater dem ihren gedient hat.«
    »Gern«, sagte Morcerf, »ich schwöre es.«
    Der Graf ließ Haidee benachrichtigen und ging dann mit Albert in ihre Gemächer.
    Haidee empfi ng sie mit großen, erstaunten Augen; es war das erstemal, daß ein andrer Mann als Monte Christo bei ihr eintrat. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf einem Sofa, ihr Instrument lag neben ihr. Sie sah reizend aus.
    Sie erhob sich und küßte Monte Christo die Hand.
    »Wen bringst du mir?« fragte sie auf griechisch.
    »Einen Freund, den Grafen Albert. Denselben, den ich in Rom aus den Händen der Räuber befreit habe.«
    Das junge Mädchen wandte sich zu Albert.
    »Seien Sie mir willkommen, Freund, der mit meinem Herrn kommt«, sagte sie auf italienisch. »Ali, bring Kaff ee und Pfeifen.«
    Die Herren nahmen Platz.
    Albert wandte sich an Haidee.
    »In welchem Alter hat das gnädige Fräulein Griechenland verlassen?« fragte er.
    »Ich war fünf Jahre alt«, erwiderte Haidee.
    »Graf«, sagte Morcerf leise zu Monte Christo, »Sie sollten dem Fräulein gestatten, uns etwas aus ihrem Leben zu erzählen. Sie haben mir verboten, meinen Vater vor ihr zu erwähnen, aber vielleicht wird sie von ihm sprechen, und Sie können sich nicht vorstellen, wie glücklich ich sein würde, seinen Namen aus einem so schönen Munde zu hören.«
    Monte Christo wandte sich an Haidee und sagte ihr auf griechisch:
    »Erzähle uns das Schicksal deines Vaters, aber erwähne den Namen des Verräters nicht, noch den Verrat.«
    Haidee begann:
    »Wir wohnten in einem Schloß in Janina. Ich sehe mich noch unter dem Schatten der Sykomoren am Ufer eines Sees. Mein Vater saß auf Kissen, an einen Baumstamm gelehnt, während meine Mutter Vasiliki, das heißt die Königliche, zu seinen Füßen lag. Ich spielte mit seinem langen weißen Bart und dem Dolch mit dem diaman-tenen Griff , der in seinem Gürtel steckte. Von Zeit zu Zeit trat ein Albaner an ihn heran und sagte ihm einige Worte, auf die er antwortete: ›Tötet ihn!‹ oder ›Laßt ihn leben!‹
    Eines Abends, ich war vier Jahre alt, wurde ich von meiner Mutter geweckt. Sie trug mich auf meinem Kissen hinweg, und ich sah, daß ihre Augen voll Tränen waren. Sie stieg mit mir die Treppen hinunter. Vor uns drängten sich in größter Hast alle Frauen meiner Mutter, die Kästen, Säcke, Schmuckstücke, Börsen voll Gold trugen. Hinter den Frauen kam eine Garde von zwanzig Mann, die mit langen Gewehren und Pistolen bewaff net war. Zuletzt ging mein Vater, prachtvoll gekleidet, mit seinem Lieblingsdiener Selim.
    Er trieb uns zur Eile an. Mein Vater war ein berühmter Mann, den Europa unter dem Namen Ali Tebelin, Pascha von Janina, gekannt hat und vor dem die Türken gezittert haben.
    Wir waren am Fuß der Treppe angekommen und befanden uns am Ufer des Sees. Mein Vater, meine Mutter, Selim und ich bestiegen mit den Frauen eine Barke, und diese fuhr auf ein Häuschen in der Mitte des Sees zu. Die Palikaren folgten uns später.
    Unsre Barke eilte wie der Wind.
    ›Weshalb fahren wir so schnell?‹ fragte ich meine Mutter.
    ›Still, mein Kind‹, erwiderte sie, ›wir sind auf der Flucht.‹
    So war es in der Tat. Man hat mir nachher erzählt, daß die Gar-nison des Schlosses Janina …«
    Hier sah das junge Mädchen Monte Christo an, der sie nicht aus den Augen ließ. Sie fuhr langsam fort wie jemand, der etwas erfi ndet oder etwas unterdrückt:
    »… des langen Dienstes müde, sich mit dem Seraskier Kurschid vereinigt hatte, den der Sultan geschickt hatte, um sich meines Vaters zu bemächtigen. Mein Vater faßte daraufhin den Entschluß, sich in das Asyl im See, das er lange vorbereitet hatte, zurückzuziehen, nachdem er vorher einen fränkischen Offi zier, der sein volles Vertrauen hatte, zum Sultan geschickt hatte.«
    »Und dieser Offi
    zier«, fragte Albert, »erinnern Sie sich seines
    Namens?«
    Monte Christo

Weitere Kostenlose Bücher